Schwaches Herz?

Dezember 2014 | Medizin & Trends

Warnzeichen, die Sie ernst nehmen sollten
 
Bei bis zu 300.000 Österreichern ist das Herz zu schwach, um seine Aufgaben erfüllen zu können, doch viele ahnen nichts davon und riskieren schlimme Folgen. Dabei könnte ihre Krankheit gut behandelt werden, wenn sie rechtzeitig zum Arzt gehen würden. MEDIZIN populär informiert über die Alarmsignale, die man sich zu Herzen nehmen sollte.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Herr und Frau Österreicher leben heute um etwas mehr als zwei Jahre länger als noch um die Jahrtausendwende, knapp über 80 werden sie im Durchschnitt alt. Und so wie in den vergangenen 14 Jahren wird die Lebenserwartung in den kommenden Jahrzehnten weiter steigen. „Da die Menschen immer älter werden, wird die Zahl an Frauen und Männern zunehmen, die ein schwaches Herz haben“, prognostiziert Prim. Dr. Johann Altenberger, ärztlicher Leiter vom Rehabilitationszentrum Großgmain.
Dass das Alter häufig Herzinsuffizienz mit sich bringt, zeigen auch die Statistiken: In der Altersgruppe der 65- bis 75-Jährigen leiden mehr als fünf Prozent an Herzschwäche, unter den 75- bis 85-Jährigen ist bereits jeder Zehnte betroffen. Insgesamt trifft die Erkrankung hierzulande 250.000 bis 300.000 Frauen und Männer. „Viele wissen aber nichts von ihrem Leiden, da sie die Beschwerden, die mit einer Herzinsuffizienz einhergehen, für normale Alterserscheinungen halten und als solche hinnehmen“, warnt der Experte.

Erste Anzeichen

Das Fatale an der Herzinsuffizienz: Zunächst macht sich das Schwächeln der Pumpe nur durch harmlos erscheinende Befindlichkeitsstörungen wie Müdigkeit und ein allgemeines Schwächegefühl bemerkbar. „Bei körperlichen Anstrengungen, auch schon beim Stiegensteigen, kann es zudem zu Atemnot und Hustenreiz kommen“, ergänzt Altenberger. Zu diesen Beschwerden kommt es deshalb, weil das schwächelnde Herz seine Aufgaben nicht mehr gut genug erfüllen, die Muskeln und Organe nicht mehr ausreichend mit Blut und dem darin befindlichen Sauerstoff sowie den Nährstoffen versorgen kann. Über komplexe Regelkreise führt das wiederum dazu, dass die Niere nach einiger Zeit vermehrt Wasser zurückhält. Dadurch kann es zu Wassereinlagerungen in den Füßen oder Beinen kommen, auch im Bauch, der aufbläht, oder in der Lunge, was das Atmen erschwert. In weiterer Folge wird durch die Herzschwäche der Herzmuskel selbst geschädigt. „Je mehr diese Schädigung fortschreitet, desto größer ist die Gefahr, dass man aufgrund der Herzschwäche ein Herzversagen erleidet, an dem viele sterben“, zählt Altenberger die dramatischen Folgen der späten Diagnose auf.

Weg zur Diagnose

Wie bei vielen anderen Erkrankungen gilt auch bei der Herzinsuffizienz: „Je früher man bei den typischen Symptomen ärztliche Hilfe sucht, desto größer sind die Chancen, die Beschwerden loszuwerden und noch lange ein aktives Leben führen zu können“, betont Altenberger. Die Diagnose verläuft gänzlich schmerzfrei: Der Arzt fragt nach der Dauer der Beschwerden, nach Herzerkrankungen in der Familie, misst den Blutdruck, hört Herz und Lunge ab, begutachtet Füße und Beine, führt ein Elektrokardiogramm (EKG) sowie eine Blutuntersuchung durch. Ergibt sich der Verdacht auf Herzschwäche, wird das Diagnoseverfahren durch eine Echokardiografie bzw. Ultraschalluntersuchung des Herzens fortgeführt, durch die auch erkannt werden kann, ob die linke oder die rechte Herzhälfte geschwächt ist (siehe „Herzschwäche: Links oder rechts?“, ganz unten). In manchen Fällen ist zusätzlich eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Herzens erforderlich.

Medikamente, Operationen

Wird eine Herzschwäche festgestellt, so werden als Basistherapie zunächst spezielle Medikamente verschrieben: „Wer sie einnimmt, wird bald wieder leistungsfähiger“, weiß der Internist und Herzspezialist. Die Substanzen verringern außerdem deutlich das Risiko, wegen der Erkrankung im Spital behandelt werden zu müssen oder gar an Herzschwäche zu sterben. Ist es aufgrund der Insuffizienz bereits zu Wassereinlagerungen gekommen, ergänzen wassertreibende Medikamente die Grundbehandlung. Altenberger: „Sehr wichtig ist es auch, die Ursache für die Herzschwäche zu finden und entsprechend zu behandeln.“
Oft stecken Verkalkungen der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit) hinter der Insuffizienz, wodurch die Durchblutung des Herzmuskels erschwert wird. Das lässt sich durch eine Operation beheben, bei der Stents gesetzt werden, die die Gefäße aufdehnen, oder ein Bypass um verengte Gefäße gelegt wird. Damit es dort nicht neuerlich zu Verkalkungen kommt, müssen freilich auch deren Ursachen behandelt werden – dazu zählen Bluthochdruck, Diabetes oder schlechte Cholesterinwerte. Medikamente, die den Anteil des schädlichen LDL im Blut, den Blutzuckerspiegel und den Blutdruck senken, sind dann hilfreich.

Schrittmacher, Transplantation

Vielfach ist es ein unbehandelter oder schlecht behandelter Bluthochdruck allein, der zu Herzschwäche führt. Auch dann ist es notwendig, zusätzlich zu den Medikamenten gegen Herzinsuffizienz weitere Mittel, Blutdrucksenker, zu nehmen. Andere Ursachen für Herzschwäche können Herzrhythmusstörungen sein oder eine Schilddrüsenüberfunktion, gegen die ebenfalls Medikamente helfen. Manchmal liegt es an einer zurückliegenden Herzmuskelentzündung oder einem überstandenen Herzinfarkt, dass die Pumpe schleichend schlapp wird. Altenberger: „Ist die Insuffizienz schon derart fortgeschritten, dass das Herz aufgrund dessen unregelmäßig schlägt, kann ein Herzschrittmacher eingesetzt werden, der den Herzschlag über elektrische Impulse normalisiert.“ Vor lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen können zudem Defibrillatoren schützen. Die Möglichkeit einer Herztransplantation bietet sich schließlich noch in sehr schweren Fällen der Herzschwäche an: Immerhin mehr als zwei Drittel der Operierten führen danach noch mehr als fünf Jahre lang ein gutes Leben.

Weniger Fett, mehr Bewegung

Was auch immer dazu geführt hat, dass das Herz schwach wird: Ein gesunder Lebensstil ist in jedem Fall eine enorm wichtige Ergänzung zur medikamentösen – und gegebenenfalls operativen – Therapie. „Dazu gehört in erster Linie eine ausgewogene, nicht zu fett- und zuckerreiche Ernährung sowie viel Bewegung“, präzisiert der Salzburger Experte. Vor allem mit Ausdauersportarten – von Nordic Walking über Radfahren bis hin zu moderatem Jogging – kann bei Herzschwäche viel für die Leistungsfähigkeit getan werden. Manchmal nützt die Umstellung des Lebensstils sogar so viel, dass nach einiger Zeit weniger Medikamente genommen werden müssen.

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Schwaches Herz: Bin ich betroffen?

Wenn mehrere der folgenden Aussagen auf Sie zutreffen, sollten Sie das als Warnzeichen für eine Herzinsuffizienz sehen und mit Ihrem Arzt darüber sprechen:

  • Ich schlafe gut, bin aber tagsüber trotzdem immer so müde.
  • Ich fühle mich oft so schwach.
  • Beim Stiegensteigen oder Bergaufgehen bekomme ich schwer Luft oder muss häufig husten.  
  • Viele in meiner Familie haben Herzerkrankungen.
  • Mein Blutdruck ist oft zu hoch.
  • Meine Füße/Beine sind auf einmal immer so geschwollen.
  • Mein Bauch fühlt sich häufig so aufgebläht an.

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Herzschwäche:
Links oder rechts?

Ob die linke oder die rechte Herzhälfte geschwächt ist, lässt sich mit einer Echokardiografie bzw. Ultraschalluntersuchung des Herzens feststellen. Doch oft zeigt sich dies schon aufgrund der Symptome.

Charakteristisch für die Linksherzinsuffizienz ist die Atemnot, die manchmal mit Atemgeräuschen gepaart ist. Zu beidem kommt es, da bei einer Schwäche die linke Herzkammer nicht kräftig genug ist, um Blut, das in der Lunge mit Sauerstoff angereichert wurde und zum Herzen zurückfließt, wieder auszuwerfen. So staut sich das Blut bis zur Lunge zurück und macht das Atmen schwer. Außerdem gibt es noch zwei verschiedene Formen der Linksherzinsuffizienz: Zum einen die systolische Insuffizienz, bei der sich das Herz weniger gut zusammenziehen kann, was oft bei Männern der Fall ist, die einen Herzinfarkt hinter sich haben. Zum anderen die diastolische Insuffizienz, bei der das Herz Blut nicht mehr so gut aufnehmen kann – wovon häufig ältere Menschen und Frauen betroffen sind.

Bei einer Rechtsherzinsuffizienz ist die rechte Herzhälfte in ihrer Funktion beeinträchtigt, wodurch es ebenfalls zu einem Rückstau des Blutes kommt, der bis in die Beinvenen reichen kann. Dann schwellen beide Unterschenkel oder beide Knöchel an; drückt man auf die Schwellungen, bleiben Dellen zurück.

Stand 12/2014

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