Vorsorglich zum Frauenarzt

Februar 2018 | Medizin & Trends

Wie läuft die gynäkologische Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt ab? Wann ist es Zeit für die erste Untersuchung? Fragen wie diese beantwortet die Frauenärztin Univ. Prof. Dr. Petra Kohlberger für MEDIZIN populär.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

MEDIZIN populär
Wann ist es Zeit für die erste gynäkologische Vorsorgeuntersuchung?

Univ. Prof. Dr. Petra Kohlberger, Universitätsklinik für Frauenheilkunde am Wiener AKH, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
Eine kindergynäkologische Untersuchung nur zur Abklärung der Frage Funktioniert mein Körper normal? ist nicht notwendig. Spätestens wenn die Frage nach Mitteln zur Empfängnisverhütung auftaucht, sollte die erste vorsorgliche Untersuchung beim Frauenarzt oder der Frauenärztin erfolgen. Vorher nur dann, wenn ein Mädchen oder eine junge Frau Beschwerden hat. Zum Beispiel, wenn Blutungsabnormalitäten bestehen, wenn die junge Patientin Schmerzen hat, wenn der Verdacht auf Infektionen oder auf Fehlbildungen besteht, muss eine Untersuchung mit dem Spekulum erfolgen, einem speziellen medizinischen Instrument.

Wie sieht die ideale Vorbereitung auf die erste gynäkologische Untersuchung aus?
Bei der ersten Untersuchung ist es für den Arzt sehr hilfreich, wenn Angaben zur medizinischen Vorgeschichte vorliegen. Etwa über frühere Erkrankungen und Operationen, eingenommene Medikamente, Allergien, Impfungen, Schwangerschaften und familiäre Erkrankungen. Auch ein Menstruationskalender, der Auskunft über den Zeitpunkt der letzten Menstruation und etwaige Zyklusunregelmäßigkeiten gibt, erleichtert das Arztgespräch. Über die HPV-Impfung gegen eine Ansteckung mit Humanen Papillomviren, die schlimmstenfalls Gebärmutterhalskrebs verursachen können, wird ebenfalls informiert.

Abgesehen vom ersten Frauenarztbesuch – wie läuft generell die Vorsorgeuntersuchung ab?
Die eigentliche Untersuchung umfasst die Inspektion der äußeren Geschlechtsorgane sowie des Afters, der Vagina und des Gebärmutterhalses. Von dort, dem Bereich des Muttermunds, wird der PAP-Abstrich entnommen, der ab dem Beginn der sexuellen Aktivität empfohlen wird. Die Entnahme bereitet keine Schmerzen, jedoch ist sie spürbar. Durch Maßnahmen wie ein vorgewärmtes Untersuchungsinstrument (Spekulum) sowie Tipps, wie die Patientin möglichst unverkrampft am gynäkologischen Stuhl sitzt, können Missempfindungen minimiert werden. Die Entnahme dient dazu, Gewebezellen auf Veränderungen untersuchen zu können. Ebenfalls Bestandteil der Vorsorgeuntersuchung ist eine Tastuntersuchung der inneren Geschlechtsorgane. Eventuell gehört auch eine Ultraschalluntersuchung dazu, die neben einer Tastuntersuchung immer dann durchgeführt wird, wenn die Patientin Schmerzen im Unterbauch hat. Oder wenn beispielsweise bekannt ist, dass sie Myome hat. Fixer Bestandteil der Untersuchung ist ein Abtasten der Brust und der Achseln sowie eine Anleitung und Aufforderung zur regelmäßigen Selbstuntersuchung.

Werden neben dem PAP-Abstrich noch weitere Abstriche gemacht?
Bei Frauen über 30 Jahren ist es sinnvoll, einen Abstrich vom Bereich des Gebärmutterhalses vorzunehmen, um zu testen, ob eine HPV-Infektion besteht, also eine Infektion mit Humanen Papillomviren. Hat eine Frau vaginale Beschwerden, werden noch weitere Abstriche gemacht, um Sekret auf Infektionen zu testen.

Wie oft sollte die Vorsorgeuntersuchung in Anspruch genommen werden?
Die jährliche, vorsorgliche gynäkologische Untersuchung hat sich bewährt, sie ist für viele Frauen zur gewohnten Routine geworden wie der regelmäßige Besuch beim Zahnarzt. Da wir Frauenärzte Frauen von der Empfängnisverhütung, dem Kinderwunsch, der Schwangerschaft und Geburt über Blutungsunregelmäßigkeiten und Wechselbeschwerden bis hin zu Inkontinenz und Krebsvorsorgeprogrammen betreuen, sind wir lebenslange Begleiter.

Bis zu welchem Alter sollten Frauen zur Vorsorgeuntersuchung gehen?
In Österreich gibt es zwei gynäkologische Screening-Programme, also Vorsorgeprogramme. Eines für Gebärmutterhalskrebs und ein zweites für die Mammakarzinomvorsorge, also die Brustkrebsvorsorge für Frauen im Alter von 45 bis 69 Jahren. Die Frauen im Brustkrebsfrüherkennungsprogramm erhalten alle zwei Jahre eine Einladung zur Mammografie. Frauen ab 40 und über 70 können ebenfalls an diesem organisierten Programm teilnehmen, indem sie sich anmelden.

Vielen Frauen sind diese Untersuchungen unangenehm. Was lässt sich dagegen tun?
Oft bestehen das unangenehme Gefühl und die Nervosität vor einer Unaufgrund der Angst vor möglichen auffälligen Befunden mit den daraus resultierenden Fragen: Was kommt dann? Was bedeutet das für mein Leben und das Leben meiner Familie? Aufklärung im Rahmen des ärztlichen Gespräches ist sicherlich die einzige Möglichkeit, diese Angst und Nervosität zu reduzieren.

Gibt es im Menstruationszyklus einen idealen Termin für die Vorsorgeuntersuchung?
Empfehlenswert ist, die Untersuchung in der ersten Zyklushälfte durchzuführen, weil dann insbesondere die Tastuntersuchung der Brust aussagekräftiger ist.

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PAP-Abstrich
Fakten & Zahlen

  • Der PAP-Abstrich wurde von dem griechischen Arzt George Papanicolaou entwickelt und ist nach den ersten drei Buchstaben seines Nachnamens benannt.
  • Beim PAP-Abstrich oder Krebsabstrich wird mit einem speziellen Gerät Gewebe vom Gebärmutterhals entnommen, die Gewebezellen werden im Labor auf Auffälligkeiten untersucht und eingestuft. Lautet der Befund „PAP 0“ ist das Material nicht beurteilbar, weshalb der Abstrich wiederholt werden muss. Bei höheren Stufen als „PAP II“ muss eine weiterführende Untersuchung, die Kolposkopie, durchgeführt werden. Dabei wird der Gebärmutterhals mit einem Mikroskop inspiziert, eventuell wird zusätzlich Gewebe entnommen. Nach dem Ergebnis dieser Untersuchung richten sich eventuelle weitere Schritte.
  • Durchgeführt wird der PAP-Abstrich oder Krebsabstrich im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung seit den 1950er Jahren. Seit damals ist die Zahl der Erkrankungen an Gebärmutterhalskrebs um zwei Drittel zurückgegangen: Laut Statistik Austria erkrankten zuletzt jedes Jahr etwa 370 Frauen neu daran. Da jeder zweite Tumor dank des Krebsabstriches in sehr frühem Stadium erkannt wird, liegt die Überlebensrate bei über 80 Prozent.

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Was kostet die Ultraschalluntersuchung?
Die Kosten für die Ultraschalluntersuchung im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung werden nicht von jeder Krankenkasse übernommen (im Fall der Gebietskrankenkasse gibt es länderweise unterschiedliche Regelungen) – und daher meist auch von Gynäkologen mit Kassenvertrag den Patientinnen in Rechnung gestellt. Unterschiedlich hoch sind auch die Beträge: Sie bewegen sich zwischen 25 und 50 Euro.

Webtipps:
Informationen über die HPV-Impfung auf:
www.bmgf.gv.at/home/Gesundheit/Gesundheitsfoerderung_Praevention/Impfen/HPV_Impfung

Informationen über die Selbstuntersuchung der Brust auf:
www.gesundheit.gv.at/krankheiten/krebs/brustkrebs/selbstuntersuchung-brust

Stand 01/2018

 

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