Grippeimpfung: Geschützt durch die Grippezeit?

Februar 2018 | Medizin & Trends

Wieso die Impfung gegen Grippe jetzt noch Sinn macht und wie man sich sonst schützen kann: Der Impfexperte Dr.Rudolf Schmitzberger im Interview.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

MEDIZIN populär
Wir steuern auf den Höhepunkt der diesjährigen Grippewelle zu, die besonders dramatisch ausfallen soll. Wie kommen solche Prognosen zustande?

Dr. Rudolf Schmitzberger, Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer
Wir bekommen bereits im Sommer die Ergebnisse von der Südhalbkugel. In Australien wurde heuer eine besonders schwere Influenzasaison festgestellt: Es gab 170.000 registrierte, im Labor bestätigte Fälle – das sind doppelt so viele wie im Jahr davor. Für Europa heißt das nichts Gutes, denn meist wiederholt sich bei uns, was sich zuvor auf der Südhalbkugel abgespielt hat.

Weiß man denn, wie viele Virenstämme im Organismus eines an Grippe Erkrankten zirkulieren?
Das hängt von der jeweiligen Situation ab. Für heuer erwarten wir, dass vor allem ein bestimmter A-Stamm die Probleme machen wird.

Es gibt verschiedene Grippeimpfstoffe – welche wirken am besten?  

Die WHO empfiehlt schon lange die Verwendung eines Vierfach-Impfstoffes, der zwei A-Stämme und zwei B-Stämme enthält. In Österreich gibt es nur drei solche Grippeimpfstoffe, zwei zum Injizieren in den Muskel – allerdings sind beide vergriffen beziehungsweise nicht mehr lieferbar. Der dritte Impfstoff ist ein Impfstoff für die Altersgruppe der Zwei- bis 18-Jährigen, der über die Nase verabreicht wird. Dreifachimpfstoffe stehen noch ausreichend zur Verfügung.


Ist der nasale Impfstoff für Kinder genauso wirksam wie der Impfstoff zum Spritzen?

Bezüglich der Wirksamkeit sind die Daten sehr unterschiedlich. In Amerika wird er aktuell nicht empfohlen – die Daten zeigen eine schlechte Wirksamkeit. In England hingegen ist der Impfstoff Bestandteil des nationalen Gratisimpfprogrammes und wird flächendeckend mit sehr hoher Akzeptanz vor allem für die Zwei- bis Sechsjährigen verwendet.

Und wie bewertet man den nasalen Impfstoff in Österreich?
Unser Gesundheitsministerium empfiehlt bei Erstimpfung von Kindern ab zwei Jahren die Verwendung des nasalen Impfstoffes. Die Vorteile überwiegen: Die Impfung tut nicht weh und ist zudem leicht zu verabreichen.

Schätzungen zufolge lassen sich nur drei Prozent der Gesamtbevölkerung impfen. Warum sind die Österreicher gerade punkto Grippe solche Impfmuffel?
Ein Grund ist, dass manche den Eindruck haben, dass sie nach der Grippeimpfung erst recht krank geworden seien. Dieser Effekt beruht meist auf der subjektiven Wahrnehmung: Sinnvollerweise wartet man mit der Impfung, bis man völlig gesund ist. Danach tritt ein, was erfahrungsgemäß jeden von uns drei oder vier Mal im Jahr betrifft: Man bekommt einen banalen Virusinfekt. Bei vielen entsteht die irrige Meinung, dass man durch die Impfung erkrankt ist. Dabei hätte man diese Infektion sowieso bekommen. Die Grippeschutzimpfung schützt eben vor der echten Virusgrippe und nicht vor einem banalen viralen Infekt!

Darf man sich impfen lassen, wenn man ein wenig verkühlt ist?
Ein banaler, leichter Infekt ohne Fieber ist kein Grund nicht impfen zu gehen. Das gilt übrigens für alle Impfungen.

Was kann man, abgesehen von der Impfung, tun, um sich zu schützen?
Es gibt ganz klare Empfehlungen zur Basishygiene. Schon Kinder sollte man dazu anhalten, sich häufig die Hände zu waschen. Ganz besonders wichtig ist die Husten- und Nieshygiene: Richtig ist, in den Ellbogen zu niesen und zu husten.

Angenommen, ich bin im November an Grippe erkrankt, bin ich dann für diese Saison gleichsam geimpft?
Wenn Sie eine nachgewiesene Influenza-Infektion hatten, dann sind Sie sicher für diese Saison geschützt. Wobei in vielen Fällen eine Grippeinfektion nicht wirklich virologisch nachgewiesen wird.

Macht es jetzt überhaupt noch Sinn, sich impfen zu lassen?
Es macht immer einen Sinn. Wir wissen, dass die Grippesaison weit bis in den April hineinreicht. Die Impfung ist vor allem Kindergarten- und Schulkindern, Erwachsenen mit Grunderkrankungen sowie Senioren zu empfehlen. Dadurch wird auch verhindert, dass man sich gegenseitig ansteckt.

Stand 01/2018

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