Die Pille

Oktober 2015 | Medizin & Trends

Sie ist sicher und einfach anzuwenden: So ist kaum verwunderlich, dass die Antibabypille hierzulande zu den beliebtesten Verhütungsmitteln zählt. Doch die Pille kann noch mehr, als vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen. Lesen Sie, welche Vorteile sie für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen haben kann.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Ihre Fangemeinde ist vergleichsweise groß: Mehr als die Hälfte aller Paare zwischen 16 und 49 Jahren, 54 Prozent, schützt sich mit der Anti-Baby-Pille vor einer ungewollten Schwangerschaft – das ergab eine Umfrage für den Österreichischen Verhütungsreport 2012 unter 1060 Frauen und Männern. Die Vorliebe für die Pille als Verhütungsmittel hat auch gute Gründe, erklärt Univ. Prof. Dr. Günther Häusler von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am AKH in Wien: „Die Antibabypille zählt zu den sichersten Verhütungsmitteln, sie ist einfach anzuwenden und darüber hinaus noch generell gut verträglich.“ Lediglich vier Prozent der Anwenderinnen erleben bei der Verhütung mit der Pille unerwünschte Nebenwirkungen – auch das geht aus dem Verhütungsreport hervor. Viele Frauen, die die Pille nehmen, freuen sich hingegen über positive Nebenwirkungen des Hormonpräparats, das in verschiedenen Zusammensetzungen zu haben ist. Gynäkologe Häusler: „Wie wir heute wissen, kann die Pille einer Frau, abgesehen von dem Schutz vor einer Schwangerschaft, eine ganze Reihe an Vorteilen bringen, die ihrer Gesundheit und ihrem Wohlbefinden dienen.“

Mittel zum Menstruationsmanagement

Die monatliche Blutung zu verschieben oder zumindest zu reduzieren,  weil man beispielsweise im anstehenden Urlaub nicht damit zu tun haben möchte – das ist schon länger möglich. Und zwar, indem verschiedene Verhütungsmittel einmal ohne Pause angewendet werden, wie beispielsweise der Vaginalring, das Hormonpflaster und eben auch die Pille. „Noch neu ist aber eine Pille, die drei Monate lang ohne Pause durchgenommen werden kann“, informiert Häusler und ergänzt: „Nimmt eine Frau die neue Pille, hat sie daher nur viermal im Jahr eine Blutung.“ Diese Art von Menstruationsmanagement wird laut dem Gynäkologen etwa jenen Frauen gut tun, die ihre monatlichen Blutungen als Unannehmlichkeit betrachten und als Stress empfinden, auf den sie gern verzichten würden. Anders als wohl viele denken, zieht es für die Anwenderinnen der Langzeitpille auch keine gesundheitlichen Nachteile nach sich, wenn sie weniger oft Blutungen haben, versichert Günther Häusler und ergänzt, warum das so ist: „Eine regelmäßige und monatliche Blutung ist bei Frauen, die die Pille nehmen, nicht zwingend nötig, da sie keinen Eisprung haben und sich die Gebärmutterschleimhaut nicht in normalem Umfang aufbaut, also auch nicht abgestoßen werden muss.“ Die dennoch bei Pillen-Anwenderinnen auftretende monatliche Blutung sei keine natürliche, so Häusler weiter: „Dabei handelt es sich lediglich um eine Entzugsreaktion, die ebenfalls nicht erforderlich ist, und von den Entwicklern der Pille nur vorgesehen wurde, um mit dieser Nachahmung der Natur die Akzeptanz des Produkts zu erhöhen und die Einführung überhaupt möglich zu machen.“

Hilfe bei Menstruationsbeschwerden

Auch Frauen, deren Menstruationszyklen mit Beschwerden wie Zwischenblutungen, starken Blutungen, langen Blutungen oder dem sogenannten Prämenstruellen Syndrom (PMS) einhergehen, das sich in Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und anderen gesundheitlichen Problemen äußert, die meist vor der Blutung auftreten, „können von der neuen Langzeitpille profitieren“, so Häusler. „Die Symptome treten dann statt einmal im Monat nur noch alle drei Monate auf, was für viele Betroffene eine große Entlastung bedeutet.“ Sind die verschiedenen Leiden so stark ausgeprägt, dass sie nur mit Medikamenten aushaltbar sind, brauchen diese dank des Dreimonatszyklus nur alle vier Monate genommen werden. Bei PMS und anderen Menstruationsbeschwerden muss es aber nicht unbedingt die neue Langzeitpille sein, räumt Häusler ein: „Dagegen helfen bis zu einem gewissen Grad auch schon die herkömmlichen Pillen.“ Solche also, die drei Wochen lang genommen werden, auf die eine einwöchige Hormonpause folgt, in der die Blutung eintritt.

Gegen Akne und Damenbart

Sogar im Vorteil gegenüber der Langzeitpille sind laut dem Gynäkologen diese herkömmlichen Pillen, wenn es um weitere verbreitete Probleme geht, die das Wohlbefinden und die Gesundheit von Frauen vielfach stark beeinträchtigen: unreine Haut bis hin zu Akne und unerwünschter Haarwuchs im Gesicht bzw. das Sprießen eines Damenbarts. Da für die Borsten und Pickel im Gesicht ein zu hoher Spiegel am männlichen Sexualhormon Testosteron verantwortlich ist, empfehlen sich Betroffenen laut Häusler „bestimmte Antibabypillen, die sogenannte Antiandrogene enthalten, also Substanzen, die den Testosteronspiegel im Blut senken“.

Gegen Myome und Endometriose

Frauen, die an der Krankheit Endometriose leiden, bei der sich Gebärmutterschleimhaut aus der Gebärmutter anderswo im Bauchraum ansiedelt, wo sie den Zyklus durchläuft und blutet, was meist schmerzhaft ist, würde Häusler ebenfalls zur neuen Langzeitpille raten, „denn dann treten die Beschwerden nur ein Viertelmal so oft auf“. Aber das ist nicht der einzige Vorteil der Einnahme: „Durch die Reduktion der Zahl der Blutungen stehen außerdem die Chancen gut, dass der Fortschritt der Krankheit zumindest eingebremst werden kann“, so der Gynäkologe weiter. Bis zu einem gewissen Grad leisten das laut Häusler aber auch Einmonatspillen mit Substanzen, die die Östrogenausschüttung reduzieren. Bei Myomen, gutartigen Geschwulsten der Gebärmutter, die die Menstruationsblutung verstärken, unfruchtbar machen und ebenfalls Schmerzen verursachen können, sind Einmonatspillen sogar wirksamer als die Langzeitpille, da sie Beschwerden lindern und Myome zum Schrumpfen bringen können.

Vorbeugung vor Osteoporose und Krebs?

Möglicherweise wird durch die regulierende Wirkung der Pille auf den weiblichen Hormonhaushalt das Risiko reduziert, an Osteoporose zu erkranken, dem Knochenschwund. Doch dies ist noch Gegenstand umfangreicher Forschungen, so Häusler, genau wie die möglicherweise vorbeugende Wirkung der kontinuierlichen Einnahme der Sexualhormone in der Pille vor verschiedenen Krebsarten wie Eierstockkrebs oder Gebärmutterhalskrebs.

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Wie die Pille wirkt

Durch die Hormone reifen keine Eizellen heran, so entwickelt sich auch kein Ei, und es kommt nicht zum Eisprung.
Hormone in der Pille verhindern den normalen Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Dadurch können sich in der Gebärmutter keine Eizellen einnisten.
Die Hormone bewirken, dass der Schleimpfropf am Gebärmutterhals dicht bleibt und sich an den fruchtbaren Tagen nicht verflüssigt. So können Spermien kaum in die Gebärmutter gelangen.

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Vorsicht vor der Pille, wenn…

… man erst 14 ist. Wer sehr früh und dann unter Umständen sehr lang die Pille einnimmt, steigert dadurch das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.
… man über 40 ist. Egal, wie eine Antibabypille zusammengesetzt ist: Immer erhöht sich mit zunehmendem Alter durch die Zufuhr der Hormone das Risiko für Thrombosen. Und diese Verstopfungen der Blutgefäße führen schlimmstenfalls zu Herzinfarkt und Schlaganfall.
… man krank war oder ist. Besonders für Frauen, die bereits einen Schlaganfall oder Herzinfarkt hatten bzw. unter Thrombosen litten, Diabetes haben oder an bestimmten anderen Erkrankungen leiden, kann die Pille gefährlich werden.
… man zu jenen Frauen zählt, denen nach einiger Zeit der Pilleneinnahme die Lust auf Sex vergeht. Sie sind ebenfalls mit alternativen Verhütungsmitteln besser beraten.

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So verhüten die Österreicher

Laut Österreichischem Verhütungsreport 2012 schützen sich Österreicher so vor ungewollten Schwangerschaften (Mehrfachnennungen waren möglich):

Wirksame Methoden:
Pille                             54 %
Hormonspirale                9 %
Dreimonatsspritze           7 %
Kupferspirale                  3 %
Verhütungspflaster          3 %
Verhütungsring               3 %
Hormonstäbchen             2 %

Wenig wirksame Methoden:
Kondome                                58 %
Aufpassen/Coitus interruptus     11 %
Tage zählen                              9 %
Selbstbeobachtung                     8 %

Stand 09/2015

 

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