Was ins Babyzimmer gehört – und was nicht

Juni 2014 | Leben & Arbeiten

In den ersten neun Monaten wächst der neue Erdenbürger in der besten Kinderstube der Welt heran – in Mamas Bauch. Wie aber können Eltern dem Säugling auch nach der Geburt ein gesundes Nest bereiten? MEDIZIN populär zeigt auf, was ins Babyzimmer gehört und was nicht.
 
Von Wolfgang Kreuziger

Der Klapperstorch rüstet sich bereits für die Hochsaison: Im Frühjahr nehmen in Österreich die Geburtenzahlen kräftig Fahrt auf bevor das große Wickeln und Stillen seinen Höhepunkt in den Hochsommermonaten erreicht. Von den hierzulande im Schnitt jährlich 77.000 Neugeborenen werden die meisten für den Juli erwartet, 2013 waren es laut Statistik Austria 7540. Höchste Zeit also für viele angehende Mamas und Papas, ihren Wohnraum den künftigen Bedürfnissen anzupassen, damit der Spross gesund aufwachsen kann. „Babys lernen und begreifen vor allem mit den Händen und dem Mund, sie müssen besonders vor Schadstoffen geschützt werden“, warnt Assoz. Prof. DI Dr. Hans-Peter Hutter vom Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien. „In Relation zu ihrem Körpergewicht nehmen Säuglinge dreimal so viele Stoffe aus der Luft auf wie Erwachsene“, gibt der Umweltmediziner zu bedenken. Daher zahlt es sich aus, von Anfang an auf die Gesundheitsaspekte jener vier Wände zu achten, worin sich das Baby statistisch immerhin rund 20 Stunden am Tag aufhält.

Zeitbombe aus der Dose

Vor der Ankunft des Babys streichen die Eltern gerne die Wände bunt und verlegen neue Böden, auf denen der neue Erdenbürger krabbeln kann. „Ein Anstrich für die Ewigkeit ist manchem dabei aber wichtiger als die Verträglichkeit der Produkte“, klagt Hutter. „Besonders bei Lösemittel-Produkten für Möbel und Fußboden werden noch Monate nach dem Aufbringen Ausdünstungen von Kohlenwasserstoffen wie etwa Aldehyden frei, die beim Baby von gereizten Atemwegen bis zur Entwicklung einer Allergie viele Gesundheitsprobleme mit sich bringen können.“ Aus gesundheitlicher Sicht sollten daher bevorzugt Farben auf Kalk- und Leimbasis sowie lösungsmittelfreie Lackprodukte auf Naturharzbasis gewählt werden. Für den Umweltmediziner sind auch aus Naturstoffen gefertigte Linoleumböden eine gute Wahl, von meist schwer zu reinigenden Teppichböden insbesondere aus Kunstfasern, die leicht verschluckt werden können, rät er ab.

Seliger Babyschlummer

Frisch gestrichene Böden und Wände sollten mehrere Monate ausdünsten können, bevor das Neugeborenene in den Raum einzieht – Zeit genug, sich inzwischen um Babys Schlafplatz zu kümmern. Säuglinge bringen immerhin in den ersten Monaten nach der Geburt bis zu 18 Stunden täglich in süßem Schlummer zu: „Das Kind sollte im Bett mindestens 40 Zentimeter über dem Boden zu liegen kommen, darunter ist die Staubbelastung zu groß“, betont Hutter. „Bei der Matratze darf nicht gespart werden, sie muss bequem und von der Unterseite des Bettchens gut durchlüftet sein.“ Im Gitterbett gilt ein Mindestabstand von 6,5 Zentimeter zwischen den Sprossen als ratsam, damit der kleine Kopf nicht steckenbleiben kann. Naturfasern in Bettzeug und Matratze regulieren Wasser und Feuchtigkeit besser als Kunstfasern.

Mit Plastik auf dem Holzweg

Steht erst einmal das Bettchen im Babyzimmer, sind auch weitere Einrichtungsgegenstände und erste Spielsachen an der Reihe. Kinder lieben von der Badeente bis zur Tischdecke und Schaumstoff-Bodenmatte bunte und lustig anzuschauende Plastikprodukte; den Eltern gefällt, dass diese billig und pflegeleicht sind. Aber Achtung: „Chemiebomben“ wie PVC (Polyvinylchlorid) sollten gemieden werden! Hutter: „Studien zeigen, dass sich oftmals in diversen Kunststoffen enthaltene Weichmacher oder Flammschutzmittel negativ auf das Hormonsystem oder später sogar die Fortpflanzungsfähigkeit auswirken können.“ Fragen Sie vor dem Kauf nach dem verwendeten Kunststoff; unproblematisch sind chlorfreie Wasserstoffe wie Polyethylen – oder überhaupt Möbel und Spielsachen aus Vollholz. Besser als ihr Ruf sind alte Tische und Sessel aus Holz, auch wenn sie einst mit Lack behandelt wurden. Nach vielen Jahren des Ausdünstens stellen sie keine Gefahr mehr dar.    

Ein Raumklima zum Wohlfühlen

Hat das Baby erst sein Zimmerchen bezogen, weiß es ein ausbalanciertes Raumklima zu schätzen. Die richtige Temperatur und Lüftung ist dabei ein Thema, über das sich schon Generationen von Müttern in die Haare geraten sind.
„Tendenziell wird zu wenig gelüftet und zu viel geheizt“, stellt Hutter fest und nennt die Faustregeln fürs perfekte Raumklima: „Tagsüber sollte die Temperatur im Babyzimmer 20 bis 22 Grad, in der Nacht 17 bis 18 Grad betragen.“ In der kalten Jahreszeit werden Boden- und Wandheizungen sowie großflächig abstrahlende Heizkörper vom Baby angenehmer empfunden als kalte Wände und kleine Heizkörper. Täglich vier- bis fünfmaliges Stoßlüften für fünf Minuten sollte laut dem Experten der Standard sein, um verbrauchte Luft aus dem Zimmer zu verbannen.
Eine Luftfeuchtigkeit von etwa 55 Prozent ist für den Säugling optimal; dazu können Luftbefeuchter, aber auch nasse Tücher verhelfen.

Pflanzen drinnen, Insekten draußen

Zu einer gesunden Luftfeuchtigkeit können auch Zimmerpflanzen beitragen: Schon drei Gewächse befeuchten einen Raum von bis zu 30 Quadratmetern und filtern den Staub aus der Luft. Und doch bringt nicht jedes Grünzeug nur Glück und Segen in Babys Reich. „Vom Ficus Benjamini weiß man, dass er Allergien hervorrufen kann“, warnt Hutter. Ebenso geben Philodendron oder Dieffenbachie Stoffe ab, die Haut und Schleimhäute reizen können. Unbedenklich sind hingegen Aloe Vera, Orchideen, Erbsenpflanzen oder Zypergras. Eine Tomatenpflanze am Fensterbrett kann durch ihren Geruch Insekten abhalten, was dem Mediziner besser gefällt als Chemie und Hochfrequenztöner: „Gelsenstecker enthalten gering dosiert Insektizide, welche auch die Atemwege angreifen können.
Und die hochfrequenten Schallwellen akustischer Mückenvertreiber sind für die Nachtruhe der Kinder nicht unbedingt optimal.“

Schutz vor Lärm und Licht

Zwar aktivieren Babys in den ersten Monaten ein angeborenes Schutzsystem gegen Lärm, wodurch sie im Schlaf selbst bei Schallpegeln bis 80 Dezibel nicht aufwachen. Dennoch zeigen Studien, dass ein permanenter Lärmpegel auf Dauer als Stress empfunden wird. „Starker Straßenverkehr oder anderer nächtlicher Lärm mindern in jedem Fall die Schlafqualität des Kindes“, weiß Hutter. Daher haben Computer, Musikanlagen oder Fernseher im Babyzimmer nichts verloren. Die empfindlichen Augen des Säuglings wiederum sollten keinem künstlichen grellen Licht ausgesetzt werden, Halogenlampen sind schon aufgrund ihrer starken Hitzeentwicklung ungeeignet.
Hingegen fördert eine geeignete Farbtemperatur der Lampen das Wohlbefinden des Sprösslings. Angeraten wird zum Farbcode 827, der vor allem „warme“ Farbtöne abstrahlt – er ist auf der Lampe vermerkt.

Stand 05/2014

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