Lust drauf? Aber sicher!

August 2019 | Medizin & Trends

Von der Pubertät bis zu den Wechseljahren ist Verhütung ein Thema, das nahezu alle Frauen beschäftigt. Wann welche Verhütungsmethode empfehlenswert ist.
 
– Von Mag. Sylvia Neubauer

Sich fallen lassen und Nähe unbeschwert genießen können. Beides funktioniert nur dann, wenn die Lust nicht durch Ängste, etwa vor einer ungewollten Schwangerschaft, gebremst wird. Diese müssen nicht sein. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten für die Empfängnisverhütung. So einzigartig wie jede Frau ist, so präzise auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist auch das passende Verhütungsmittel zu wählen.

In dahingehende Überlegungen sollten die eigene Einstellung zum Körper, die Stabilität der Beziehung, aber auch ein etwaig gewünschter Zusatzschutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen miteinfließen. So stellen Single-Frauen andere Anforderungen an eine Verhütungsmethode als stillende Mütter, die in einer festen Partnerschaft leben und sich in absehbarer Zeit wieder ein Kind wünschen.

Welche Vor- und Nachteile bergen die einzelnen Verhütungsmethoden im Detail?

HORMONELLE VERHÜTUNGSMETHODEN

Kombinationspille und Gestagenpille
Die Pille besteht aus den beiden weiblichen Geschlechtshormonen Östrogen und Gestagen. Sie unterdrückt den Eisprung und verhindert den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, wodurch sich kein befruchtetes Ei in der Gebärmutter einnisten kann. Das in der Pille enthaltene Ös­trogen beeinflusst allerdings die Blutgerinnung.
Spe­ziell in Kombination mit Rauchen steigt das Thromboserisiko. „Im Zuge einer Blutuntersuchung lässt sich das Risiko für eine Thrombose bestimmen“, rät Dr. Andreas Nather, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe und Ärztlicher Leiter bei Woman & Health, Frauen mit Verhütungswunsch zu einer entsprechenden Tes­tung. „Bei einer Patientin mit geringem Thromboserisiko, die nicht raucht, jedoch aufgrund einer Erkrankung, z.B. Endometriose einen hohen Leidensdruck, starke Regelschmerzen und/oder Zyklusstörungen hat, kann eine hormonelle Verhütung in Betracht gezogen werden“, empfiehlt der Gynäkologe Nutzen und Risiken abzuwägen. „Eine reine Gestagenpille erhöht das Thromboserisiko nicht“, so der Arzt.

Dreimonatsspritze
Ähnlich wie bei der Mini-Pille sorgt das Hormon Gestagen auch bei der Dreimonatsspritze für die Verhütungswirkung. Aus diesem Progesteron-Depot im Muskel wird kontinuierlich eine kleine Menge des Hormons ins Blut abgegeben. Die Dreimonatsspritze ist für Frauen von Vorteil, die eine regelmäßige Einnahmezeit der Pille aufgrund von Schichtdiensten oder Zeitverschiebungen durch Reisen nicht einhalten können. Wie bei allen hormonellen Verhütungsmitteln kann es zu Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme und Kopfschmerzen kommen.

Vaginalring und Verhütungspflaster
Der Vaginalring wird von der Frau selbst zwischen dem zweiten und fünften Tag der Regel in die Scheide eingeführt. Nach drei Wochen Liegezeit muss der Ring wieder entfernt werden – es folgt eine siebentägige Pause, innerhalb der eine Blutung einsetzt. Das Verhütungspflaster kann an der Außenseite der Oberarme, am Po, am Bauch und am gesamten Oberkörper außer an den Brüsten aufgeklebt werden. Es wird über 21 Tage hinweg angewendet und dabei alle sieben Tage, jeweils am selben Wochentag gewechselt.

MECHANISCHE VERHÜTUNGSMETHODEN
Kondom

Speziell bei neuen oder häufig wechselnden Sexualpartnern sind Kondome das Verhütungsmittel erster Wahl. Sie bieten Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen wie Chlamydien und HIV. Passiert eine Panne – beispielsweise, indem das Kondom abrutscht oder reißt – kann im Notfall die Pille danach eine Schwangerschaft verhindern. Im Urlaub sollten immer genügend Markenkondome mit dem Qualitätssiegel „CE“ in das Reisegepäck, zumal nicht in jedem Land qualitativ gute Präservative erhältlich sind. Da Kondome maximal vier bis fünf Jahre haltbar sind, dürfen sie nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums nicht mehr benutzt werden.

Diaphragma
Das Diaphragma, im Fachjargon auch Pessar genannt, verdeckt den Muttermund und versperrt den Spermien so den Weg zur Gebärmutter. Hierfür wird es zuerst auf der Innenseite mit einem spermientötenden Gel bestrichen, zusammengedrückt und in die Scheide eingeführt. Das Diaphragma muss mindestens acht Stunden (bis maximal 24 Stunden) nach dem Geschlechtsverkehr im Körper der Frau verbleiben, um sicherzustellen, dass alle Samenzellen abgetötet wurden. Eine fachkundige Diaphragma-Anpassung ist wichtig, zumal sich die Scheide bei Erregung weitet und Gewichtsschwankungen Auswirkungen auf den richtigen Sitz haben. Der Frauenarzt kann zudem die Handhabung erklären, die etwas Übung erfordert.

Spiralen
* Kupferspirale: „Die Kupferspirale erzeugt in der Schleimhaut ein Milieu, das die Einnistung von befruchteten Eizellen verhindert“, erklärt Nather. Sie wird vom Frauenarzt meist während der Regelblutung in die Gebärmutter eingesetzt und kann dort bis zu fünf Jahre bei jährlicher Kontrolle verweilen. „Der hormonelle Zyklus der Frau bleibt völlig unangetastet“, nennt Nather einen großen Vorteil der Kupferspirale. Einzige, mögliche Nebenwirkung: Die Blutung kann stärker ausfallen.
* Hormonspirale: Auch die Hormonspirale wird in die Gebärmutter eingesetzt, wo sie kontinuierlich kleine Mengen Gestagen abgibt, die verhindern, dass sich die Schleimhaut aufbaut. Im Gegensatz zu anderen hormonellen Verhütungsmitteln gelangen durch die Spirale nur sehr geringe Hormonmengen in den Blutkreislauf. Gestagen erhöht auch das Thromboserisiko nicht. „Für Frauen mit abgeschlossener Familienplanung sind Spiralen ideal. Auch das Einsetzen ist bei Frauen, die bereits Kinder geboren haben, relativ einfach“, sagt der Gynäkologe und verweist darauf, dass das Einlegen der Spirale auch bei ganz jungen Frauen gut funktioniert.

OPERATIVE VERHÜTUNGSMETHODEN

Bei abgeschlossenem Kinderwunsch besteht die Möglichkeit zur Sterilisation. Dabei werden die Eileiter, meist im Zuge einer Bauchspiegelung durchtrennt. Männer steht die Möglichkeit einer Vasektomie offen. Dabei werden beide Samenleiter im Hodensack gekappt und die losen Enden anschließend verschlossen, es gelangen keine Spermien mehr in die Samenflüssigkeit. Beide Eingriffe haben keine nachteiligen Auswirkungen auf das Lustempfinden.

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Natürliche Familienplanung – ideal bei Kinderwunsch

Der weibliche Zyklus beginnt mit dem ersten Tag der Menstruation und endet mit dem Tag vor dem Einsetzen der nächsten Regelblutung. Der ansteigende Östrogenspiegel gibt das Startsignal für die Eizellenreifung und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Etwa in der Zyklusmitte platzt das Eibläschen (Follikel) auf und gibt seine Eizelle frei. Bis zu fünf Tage vor und bis maximal 24 Stunden nach dem Eisprung ist die Eizelle befruchtungsfähig. Aus den Resten des geplatzten Follikels entwickelt sich nach dem Eisprung ein Gelbkörper, der das Hormon Progesteron produziert. Ist es zu keiner Befruchtung gekommen, bildet sich der Gelbkörper zurück, die Schleimhaut wird mit dem Einsetzen der nächsten Menstruation wieder ausgeschieden.

Das Prinzip dahinter
„Die natürliche Familienplanung ist für Frauen geeignet, die ihren Körper sehr gut kennen und einen regelmäßigen Zyklus haben“, sagt Mayerhofer, „bei einem Kinderwunschkann diese Methode dabei helfen, die fruchtbaren Tage zu ermitteln. Zur Verhütung ist sie eher unsicher.“

Als Parameter werden die kalendarische Aufzeichnung, die Körpertemperatur und die Konsistenz des Zervix­schleims herangezogen. Bei der Kalender-Methode werden mindes­tens sechs Monatszyklen mit einem Kalender dokumentiert, um in Folge die fruchtbaren Tage zu ermitteln. Da Krankheit und Stress den Zyklus ­beeinflussen, gilt diese Methode als sehr unsicher. Bei der natürlichen Verhütung per Thermometer wird täglich nach dem Aufstehen die Temperatur gemessen und in eine Tabelle eingetragen.

„Bei regelmäßiger Messung wird so eine Kurve sichtbar, die einen geringen Temperaturanstieg um weniger als ein halbes Grad zeigt“, erklärt der Gynäkologe. Wenn die Körpertemperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen um mindestens 0.2 Grad höher ist als in den sechs Tagen davor, kann man davon ausgehen, dass ein Eisprung stattgefunden hat („3-über-6-Regel“). Während des weiblichen Zyklus schwanken die ausgeschütteten Hormonmengen, dadurch verändert sich das Scheidensekret. Zum Zeitpunkt des Eisprungs wird der Zervixschleim dünnflüssiger, klarer und somit für Spermien durchgängiger. „Die Grundregel: Wenn kein Kinderwunsch besteht, sollte an den fruchtbaren Tagen kein ungeschützter Geschlechtsverkehr stattfinden“, so Mayerhofer.

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Wie sich Infektionen bemerkbar
machen

Die natürliche Scheidenflora besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher  Bakterienstämme, die vor Infektionen schützen. Das Gleichgewicht von nützlichen und weniger nützlichen Bakterien kann durch  Stress, Antibiotika, Verhütungsmittel, übertriebene oder falsche Intimhygiene kippen, in Folge können sich unerwünschte Mikroorganismen ansiedeln und un­gehindert vermehren. Juckreiz, Rötung oder Brennen im Intimbereich sind meist Anzeichen für eine Vaginalinfektion.

Ob nun Pilze oder Bakterien die Infektion hervorrufen, kann nur durch einen Abstrich geklärt werden, den der Frauenarzt für weitere Tests durchführt. „Es können auch Mischformen auftreten, bei denen ­eine Infektion von mehreren Keimen wie Bakterien und  Pilzen hervorgerufen wird“, erklärt Dr. Christine Chung, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in Wien.  Um unangenehme „Ping-Pong-Effekte“ zu vermeiden, sollte der Partner mitbehandelt werden, um das ­Risiko einer erneuten Infektion zu verringern. 

Stand 9/2019

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