Pollenallergie: So lindern Sie Heuschnupfen & Co.

April 2015 | Medizin & Trends

Für Pollenallergiker brechen jetzt wieder schwere Zeiten an. Ganz entkommen kann man den Pollen zwar nicht, doch mit den Tipps von MEDIZIN populär lassen sich die Heuschnupfen-Beschwerden gut lindern.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

1. Die Flucht ergreifen
Immer dann die Flucht ergreifen, wenn hierzulande jene Pollen durch die Luft fliegen, auf die man mit Schnupfen, Husten, Augenbrennen reagiert? Das klingt einfacher, als es ist, weiß Priv. Doz. Mag. Dr. Stefan Wöhrl vom Floridsdorfer Allgergiezentrum in Wien. Schließlich blühen die meisten allergieauslösenden Pflanzen länger, als man normalerweise auf Urlaub gehen kann, die Esche mit ihrer Blütezeit von lediglich zwei bis drei Wochen einmal ausgenommen. „Außerdem ist kaum ein Pollenallergiker nur gegen eine einzige Pflanze allergisch“, gibt Wöhrl weiter zu denken. „Die meisten reagieren auf mehrere Pflanzen, meist auf Birken, Gräser und Ragweed. Um den Pollen zu entfliehen, müssten sie mehrere Monate im Jahr auf Reisen gehen.“
Dennoch lohnt es sich für Allergiker, in der Pollensaison immer wieder einmal eine Auszeit zu nehmen. Empfehlenswert ist z. B. ein Aufenthalt in den Bergen: Je höher hinauf es geht, desto besser, denn umso weniger stark ist die Luft durch Pollen belastet. Wirksam sind laut dem Experten auch mehr oder weniger kurze Trips ans Meer, denn die Meeresbrise vermag die Konzentration an Pollen in der Luft zu verdünnen. Darüber hinaus ist die salzhaltige Luft Balsam für die Atemwege, und auch das UV-Licht der Sonne hat in Meeresnähe eine besondere Wirkung: Da es von der Wasseroberfläche reflektiert wird, strahlt es intensiver – ein Segen für Allergiker, denn: „UV-Licht bändigt das Immunsystem, und so fallen die Reaktionen auf Pollen weniger stark aus“, erklärt Stefan Wöhrl. Als Fluchtorte taugen freilich auch jene Regionen, in denen die persönlichen Allergene noch nicht oder nicht mehr blühen: Sie lassen sich mit Hilfe des Österreichischen Pollenwarndienstes (www.pollenwarndienst.at) finden.
 
2. Die Nase spülen

Bei einer Pollenallergie hält das Immunsystem Pollen ähnlich wie Bakterien oder Viren für Feinde, die es möglichst schnell wieder aus dem Körper hinausbugsieren will. Die erhöhte Produktion von Nasensekret, die zum Ausstoßen der Pollen durch Niesen führt, ist eine seiner Waffen. Neben speziellen, vom Arzt verschriebenen antiallergenen Nasensprays gibt es noch ein Mittel, mit dem sich der Schnupfen gut lindern lässt: das Spülen der Nase mit einer Salzlösung. Warum das funktioniert? „Wer die Nase mit Salzwasser ausspült, verdünnt die Pollenkonzentration und hat dadurch weniger Beschwerden“, erläutert Stefan Wöhrl den Hintergrund. Wer nicht mit einer Nasendusche hantieren will, kann auch einen Spray mit einer Salzlösung in die Nase sprühen – damit ist ein ähnlich guter Effekt zu erzielen.

3. Die Feinde im Auge behalten

Je stärker der Pollenflug, desto größer sind die Beschwerden“, nennt Wöhrl den Grund, warum Pollenallergiker ihre Feinde und deren Aktivitäten im Auge behalten sollten. So empfiehlt sich z. B. für Gräserpollenallergiker, bei starkem Gräserpollenflug die Medikamenten-Dosis zu erhöhen und statt einer Antihistamin-Tablette zwei zu nehmen, um das Immunsystem besser eindämmen und so allergische Reaktionen lindern zu können. Ebenfalls hilfreich: Auf die geplante Radtour den antiallergenen Nasenspray und gegebenenfalls den Spray gegen allergisches Asthma mitnehmen. Um zu wissen, wann welche Pollen in welcher Konzentration fliegen, informiert man sich wiederum am besten beim Österreichischen Pollenwarndienst auf www.pollenwarndienst.at. Über eine Gratis-App bietet der Pollenwarndienst zusätzliche individuelle Warnungen per SMS an.

4. Bei geschlossenem Fenster schlafen

So verschieden die Pollen der Bäume, Gräser und anderen allergieauslösenden Gewächse sind – eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind sozusagen Frühaufsteher. „Zwischen drei und acht Uhr morgens ist der Pollenflug grundsätzlich am intensivsten“, weiß Allergie-Experte Wöhrl. Da die Pollen getragen von der Luft durch geöffnete Fenster in Wohnräume eindringen, sind Pollenallergiker in der Allergiesaison gut damit beraten, bei geschlossenem Fenster zu schlafen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, von Schnupfen- und Hustenattacken verschont zu bleiben und ungestört schlummern zu können, bis der Wecker läutet.

5. Abends die Haare waschen

In der Zeit des Pollenflugs legt sich des Öfteren gelblicher Blütenstaub wie eine Decke auf das Fensterbrett oder Auto. Was so deutlich sichtbar ist, bereitet Pollenallergikern oft Angst, doch die Furcht vor verstärkten Beschwerden ist unbegründet: „Der gelbe Blütenstaub stammt von der Fichte, und dagegen ist fast niemand allergisch“, sagt Wöhrl. So wie Birken- und Gräserpollen sind alle übrigen Übeltäter, die Allergikern Beschwerden bereiten, so winzig, dass sie nur unter einem Mikroskop sichtbar werden. Doch auch sie fliegen überall herum und landen u. a. auf Haaren. Sobald Allergiker abends den Kopf auf den Polster betten, atmen sie die Allergene ein und werden von einer rinnenden Nase oder einem Hustenanfall am Einschlafen gehindert oder immer wieder aus dem Schlaf gerissen. „Das kann man sich ersparen, wenn man vor dem Schlafengehen die Haare wäscht oder mit Wasser abbraust und so die Pollen aus den Haaren spült“, so Stefan Wöhrl. Um sich die quälenden Feinde des Immunsystems nicht noch auf anderem Weg ins Bett zu holen, sollten Allergiker während der Pollensaison auch darauf verzichten, Bettwäsche, Nachthemd und Pyjama im Freien zum Trocknen aufzuhängen.

6. Beim Essen und Trinken vorsichtig sein

Pollenallergiker reagieren manchmal nicht nur auf Pollen mit Schnupfen, Husten und Augenbrennen, sondern auch auf bestimmte Lebensmittel. Welche das sind, zeigt sich bei den Allergietests, die vom Arzt durchgeführt werden. Die Erklärung für die sogenannten Kreuzallergien: In Birkenpollen z. B. stecken dieselben allergieauslösenden Eiweißsubstanzen wie in Äpfeln. „Daher bekommen Birkenpollen-Allergiker oft nach einem Biss in einen Apfel Beschwerden wie ein Brennen im Mund“, weiß Wöhrl. Vorsichtig sein heißt es für Birkenpollenallergiker auch bei naturtrübem Apfelsaft, der im Gegensatz zur pasteurisierten Variante noch alle Eiweißsubstanzen aus dem rohen Apfel enthält. Auch Smoothies können das Leiden verschlimmern, weil in den konzentrierten Fruchtgetränken oft besonders viele Allergene stecken. Wöhrl: „Durch Erhitzen werden die Allergene in den Früchten aber zerstört und schaden nicht mehr.“ So verhält es sich auch bei Sojaprodukten, deren Proteine Pollenallergikern ebenfalls oft zu schaffen machen: Sojajoghurt kann für Probleme sorgen, erhitzte Sojamilch hingegen nicht.

7. Blumen weiterschenken

Nicht nur Kreuzallergien auf Sojaprodukte und rohes Obst oder Fruchtgetränke können zur Plage werden: Manche Allergiker, besonders Beifußpollenallergiker, reagieren auch auf bestimmte Blumen mit Symptomen wie Schnupfen, Husten und Augenbrennen. Wöhrl: „Häufig lösen Schnittblumen aus der Familie der Korbblütler die Beschwerden aus.“ Der Grund dafür ist wiederum eine bestimmte Proteinsubstanz in den Blumen. Auf Margeriten, Sonnenblumen oder Astern in der Wohnung heißt es daher sicherheitshalber zu verzichten. Und wer Blumen geschenkt bekommt, die die Atemwege reizen, sollte einfach anderen eine Freude damit machen. Vor dem Ficus benjamina oder der Zimmerpalme braucht man jedoch keine Angst zu haben, so Wöhrl: „Es hat sich gezeigt, dass Grünpflanzen kaum zu allergischen Reaktionen führen.“

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Wenn nichts hilft:
Spezifische Immuntherapie

Wirkt die Therapie mit Antihistaminika, Nasenspray, Augentropfen und antiallergischem Asthmaspray in Kombination mit den obigen Maßnahmen nicht oder nicht ausreichend, sollten Pollenallergiker überlegen, sich einer Spezifischen Immuntherapie zu unterziehen, rät Priv. Doz. Mag. Dr. Stefan Wöhrl vom Floridsdorfer Allergiezentrum in Wien. Bei der Behandlung wird das Immunsystem über Injektionen oder Tabletten mit immer größeren Dosen der Allergene so lange vertraut gemacht, bis es nicht mehr darauf reagiert und allergische Reaktionen ausbleiben. Die Therapie ist zwar aufwendig, aber gut und die einzige Methode, die eine Allergie ursächlich behandelt: Danach ist die große Mehrheit der Betroffenen mindestens zehn Jahre lang beschwerdefrei.

Stand 04/2015

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