Brust im Blickpunkt

Juni 2016 | Medizin & Trends

Alles über Erkrankungen der weiblichen Brust.
 
Fühlt sich die Brust auf einmal anders an als sonst? Tut es weh, wenn man sie angreift? Sticht oder zieht es innen drin? Solche Veränderungen versetzen wohl jede Frau in Panik – lassen sie doch unweigerlich an die Möglichkeit denken, an Brustkrebs erkrankt zu sein (siehe Seite 27). Dabei können die Beschwerden verschiedene andere, vergleichsweise harmlose Ursachen haben. Für MEDIZIN populär hat Univ. Prof. Dr. Christian Singer, Leiter der Brustgesundheit an der Universitätsfrauenklinik sowie Vize-Leiter des Brustgesundheitszentrums der Medizinischen Universitätsklinik am Wiener AKH, die fünf häufigsten gutartigen Brusterkrankungen in den Blickpunkt genommen und informiert über Möglichkeiten der Therapie.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

1. Mastopathie – Gewebe verdichtet sich

Die Brüste schwellen etwa eine Woche vor der monatlichen Blutung an, ein Spannungsgefühl entsteht, ziehende Schmerzen sind zu spüren, greift man sie an, tut das weh: „Das können Anzeichen für eine Mastopathie sein“, erklärt Univ. Prof. Dr. Christian Singer. Mastopathie heißt so viel wie verdichtetes Gewebe. Und das hat rund die Hälfte aller Frauen – wobei die einen mehr, die anderen weniger darunter leiden. In den Wechseljahren verschwindet die weitaus häufigste Erkrankung der weiblichen Brust von selbst. Singer: „Das liegt daran, dass die Mastopathie durch ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt verursacht wird, das während des Menstruationszyklus entsteht.“ Konkret kommt es durch einen Überschuss der weiblichen Sexualhormone Östrogene gegenüber dem Gelbkörperhormon Progesteron am Ende des Zyklus zum Umbau des Brustgewebes und zu den Beschwerden.

Was hilft? „Vielen Frauen hilft das Auftragen von schmerzstillenden Gelen“, so Singer. Anderen empfehlen sich Hormonbehandlungen, die das Verhältnis zwischen den Östrogenen und dem Progesteron ins Lot bringen. Singer: „Dazu zählen hormonhaltige Gele, die bei Schmerzen auf die Brüste aufgetragen werden, die Einnahme von hormonhaltigen Tabletten oder auch von bestimmten Anti-Babypillen.“  

2. Zysten – mit Flüssigkeit gefüllte Gewebesäckchen bilden sich

Das trifft fast nur Frauen mit Mastopathie: Plötzlich ist in einer Brust eine Verhärtung zu spüren, in Form einer Wucherung, die vor allem gegen Ende des Menstruationszyklus wehtut. „Besteht Mastopathie, dann handelt es sich bei solchen Veränderungen vielfach um Zysten“, weiß Singer. Vorstellbar sind diese gutartigen Gewebeveränderungen als Gewebesäckchen, die mit klarer Flüssigkeit, mit Talg, oder auch mit Blut gefüllt sind. Warum sie entstehen, weiß man nicht. Vermutet wird, dass das für Mastopathie typische Ungleichgewicht im Haushalt der weiblichen Sexualhormone zu Zysten führt.

Was hilft? Unbedingt entfernt werden müssen Zysten nicht. Doch wenn sie schmerzen oder auch einfach nur stören, ist dies in einem eher leichten Eingriff möglich. Singer über dessen Ablauf: „Die Zyste wird mit der Hilfe eines Ultraschallbildes zielgenau punktiert, die Flüssigkeit wird abgesaugt, die Zyste anschließend mit Luft gefüllt.“ Meist vernarbt das Gewebe dann, wodurch sich die Zyste nicht neuerlich mit Flüssigkeit füllen und Beschwerden verursachen kann.    ‘

3. Mastitis – Gewebe entzündet sich

An der Brust schmerzt die Haut, spannt, fühlt sich heiß an, rötet sich: „Wenn diese Beschwerden auftreten, steckt häufig eine Mastitis, also eine Entzündung des Brustgewebes dahinter“, informiert Christian Singer. Verursacht werden Brustentzündungen durch Bakterien, die über Reizungen beziehungsweise winzige Risse in die Haut eindringen. Singer: „Meistens kommt es in der Stillzeit zu Brustentzündungen.“ Doch auch Frauen, deren Immunsystem schwach ist und daher die Attacken der Erreger nicht so gut abwehren kann, zum Beispiel Raucherinnen oder Diabetikerinnen, sind oft betroffen.

Was hilft? „Brustentzündungen wer­den mit Antibiotika in Tablettenform behandelt“, erklärt Singer und ergänzt: „Bestimmte Antibiotika eignen sich auch für die Behandlung Stillender.“ Abgesehen davon gilt es, sich, so gut es geht, zu schonen, bis die Entzündung abgeklungen ist.

4. Fibroadenom – Verdichtung in Bohnenform entsteht

Auf einmal, beispielsweise beim Duschen, ist eine Verdichtung des Brustgewebes spürbar, die die Form einer Bohne hat, eher weich und verschiebbar ist: „Dabei handelt es sich häufig um ein Fibroadenom“, weiß Singer. Verursacht wird die bohnenförmige Veränderung durch einen hohen Östrogen-Spiegel, wie er etwa während einer Schwangerschaft besteht, oder zu dem es im Zuge einer Hormonbehandlung in den Wechseljahren kommt.

Was hilft? Stören Fibroadenome nicht, müssen sie nicht entfernt werden. Werden sie aber als unangenehm empfunden, etwa, weil sie so groß sind, dass sie die Brust verformen, können sie „in einem kleinen Eingriff aus dem Brustgewebe herausgeschält werden“, so Singer.  

5. Papillom – Gewächs hat Flüssigkeitsabsonderung zur Folge

Auf einmal treten Flecken im BH auf, die darauf hindeuten, dass die Brustwarze Flüssigkeit absondert. Die Ursache kann laut Singer ein kleines gutartiges Gewächs im Milchdrüsengang sein: Ein Papillom, das wiederum durch verschiedene Mechanismen und Veränderungen entstehen kann.

Was hilft? Papillome werden in einem kleinen Eingriff entfernt.

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Früherkennung: Wie geht das?

Univ. Prof. Dr. Christian Singer rät Frauen, die Brust regelmäßig selber abzutasten bzw. sie bei den jährlichen Kontrolluntersuchungen beim Gynäkologen abtasten zu lassen und sich bei Veränderungen ausführlich untersuchen zu lassen. Frauen zwischen 45 und 69 Jahren erhalten seit der Einführung des neuen Brustkrebs-Früherkennungsprogramms 2014 alle zwei Jahre eine Einladung zur Mammografie.

Webtipp:
www.frueherkennen.at

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Wann zum Arzt?
Immer & Sofort!

Egal, welche Art der Veränderung eine Frau an der Brust bemerkt, die Devise heißt: Immer und sofort ist ein Arztbesuch angesagt, um abzuklären, ob es sich um eine gutartige oder bösartige Veränderung handelt, und die passende Therapie zu finden. Untersuchungsschritte sind ein Gespräch, ein Abtasten der Brust, eine Mammographie, eine Ultraschalluntersuchung, eine Biopsie.

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https://www.frueherkennen.at/
Was, wenn es Brustkrebs ist?
8 von 10 Patientinnen sind heute nach Therapie geheilt

Brustkrebs ist bei Frauen vor Darmkrebs und Lungenkrebs die häufigste Krebserkrankung: Jedes Jahr erhalten rund 5500 Österreicherinnen die Diagnose, fast 1600 sterben an Brustkrebs. Univ. Prof. Dr. Christian Singer weiß aber: „Heute sind acht von zehn Patientinnen nach der Therapie geheilt.“ Möglich geworden ist dies durch neue und immer bessere Methoden der Behandlung.

Antihormonelle Therapie und Operation: Der großen Mehrheit der Betroffenen hilft eine Kombination aus einer antihormonellen Therapie und einer Operation, bei der der bösartige Tumor entfernt wird. Sinn der antihormonellen Therapie ist es, den Tumor an der Streuung zu hindern und zu verkleinern, damit die Operation leichter wird. Nebenwirkungen dieser Behandlung sind Beschwerden, die jenen gleichen, die im Zuge der Wechseljahre auftreten: Hitzewallungen, Müdigkeit, Missstimmungen, Abnahme der Knochendichte bzw. Osteoporose.

Strahlentherapie und Operation:
Erweist sich aufgrund von Untersuchungen, dass die Hormonbehandlung nicht so gut wirksam sein wird, ist aktuell häufig eine Strahlentherapie, kombiniert mit der Entfernung des Tumors, die Therapie der Wahl. Auch die Strahlentherapie dient dazu, den Tumor an der Streuung zu hindern, zu verkleinern und die Operation zu erleichtern. Die Nebenwirkungen: Müdigkeit und Hautrötungen.

Chemotherapie und Operation: In bestimmten Fällen, etwa, wenn der Tumor rasch wächst, sind eine Chemotherapie und eine Operation nötig, um eine Heilung zu erzielen. Die Heilungschancen sind umso größer, je früher Brustkrebs erkannt wird.
https://www.frueherkennen.at/

Stand 06/2016

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