Der Granatapfel

Juni 2016 | Ernährung & Genuss

Granate in Sachen Gesundheit
 
Punkto Gesundheit ist er ein echter Tausendsassa, der Granatapfel. Reich an wertvollen Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen wirkt das exotische Obst vielfältig positiv auf Leber, Blutgefäße, Verdauungsorgane und vieles mehr. MEDIZIN populär über alle Gründe, warum auch Sie regelmäßig die „Frucht der Götter“ verspeisen sollten.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

Dicke Schale, hunderte dunkelroter Kerne, ein sauer-süßes, leicht herbes Aroma: Auch wenn er sich deutlich anders präsentiert, zählt der Granatapfel (= Punica granatum) botanisch gesehen zu den Äpfeln. Im Gegensatz zu den bei uns heimischen Apfelsorten, werden vom Granatapfel vor allem die Samen verspeist – bis zu 400 Kerne, umzogen von saftigem Fruchtfleisch, stecken in der Powerfrucht. Das Obst schmeckt buchstäblich paradiesisch: Schließlich soll es ein Granatapfel gewesen sein, mit dem Eva Adam einst verführt hat. Aus gesundheitlicher Sicht hatte Adam jedenfalls viele Gründe zuzugreifen.

Vielfältig wirksam
Dass die Frucht eine echte Granate in Sachen Gesundheit ist, verdankt sie insbesondere ihrem extrem hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen. „Granatäpfel sind insbesondere reich an Polyphenolen“, erklärt die Innsbrucker Ernährungswissenschafterin Dr. Birgit Wild. Diese helfen, Zellen und Gewebe, Herz und Kreislauf, Gehirn und Nerven, Augen und Immunsystem gesund zu erhalten. Auch haben sie eine neuro-protektive Wirkung, also einen schützenden Effekt auf die Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark. Das verbessert zum Beispiel die  Gedächtnisleistung.

Radikaler Radikalfänger
Polyphenole wirken außerdem antikanzerogen, krebsvorbeugend. „Speziell bei hormonabhängigen Krebsarten wie Prostata- oder Brustkrebs können die Entstehung, das Wachstum und die Metastasierung gehemmt werden“, berichtet Wild. US-amerikanische Studien konnten belegen, dass der PSA-Wert selbst dann gesenkt werden konnte, wenn ein Mann bereits an Prostatakrebs erkrankt war. Den Effekt führt man vor allem auf die antioxidative Wirkung der Polyphenole Quercetin, Anthocyane und Flavonoide zurück. Sie mindern oxidativen Stress, wie er durch freie Radikale entsteht. Oxidativer Stress gilt u.a. als verantwortlich für die Zellalterung und die Entstehung von Atherosklerose. Antioxidantien unterstützen außerdem die Leber bei der Entgiftung.

Reguliert Fettstoffwechsel
Der Fettstoffwechsel wird durch die pflanzlichen Wirkstoffe ebenfalls verbessert. „Der Granatapfel wirkt cholesterinsenkend, weil die roten Farbstoffe, Anthocyane, den HDL-Spiegel, also das gute Cholesterin, erhöhen“, weiß Wild. Damit lässt sich die Verkalkung der Arterien hemmen und auf genüssliche Weise einer Atherosklerose vorbeugen. Letztlich verbessert das Kult-Obst die Durchblutung und hält die Gefäße elastisch. Studien zufolge könnten Anthocyane obendrein einen Schutz vor Diabetes bieten.
Wieder andere Untersuchungen zeigen, dass die sekundären Pflanzenstoffe Entzündungsbotenstoffe senken – damit können sie etwa bei Gelenkbeschwerden schmerzlindernd wirken. Bestimmte Pflanzenstoffe wirken außerdem ausgleichend auf den Hormonhaushalt und können prämenstruelle Beschwerden mildern. „Daten deuten außerdem darauf hin, dass die Stoffe bei Wechselbeschwerden wirksam sind“, ergänzt Wild.
Ebenfalls aus der Gruppe der Polyphenole stammt der rote Farbstoff Resveratrol. Es wirkt krebsvorbeugend, ist gut für das Herz und kann den Alterungsprozess der Zellen verlangsamen. Aufgrund des starken antioxidativen Effekts macht Resveratrol den Granatapfel zur echten Anti-Aging-Frucht. Die verjüngenden Stoffe stecken in der ganzen Frucht – in der Schale, den Samen und im Fruchtfleisch.

Hemmt Entzündungen, stärkt Abwehrkraft
Die leicht herbe Note der Frucht geht auf Gerbstoffe – namentlich das Epigallocatechin, das auch im grünen Tee enthalten ist – zurück. Es wirkt adstringierend, also zusammenziehend, antioxidativ und hat obendrein die Fähigkeit, Bakterien abzutöten – man spricht von einer antimikrobiellen Wirkung. „Wissenschaftlich nachgewiesen ist zudem eine Anti-Malaria-Wirkung“, ergänzt die Ernährungswissenschafterin. Zumindest begleitend ist der Granatapfel wirksam, um einer Malaria-Erkrankung vorzubeugen.
Daneben steckt auch der Pflanzenwirkstoff Beta-Carotin, der zu den Carotinoiden zählt, im Granatapfel. Der Farbstoff wirkt ebenfalls antikanzerogen und entzündungshemmend und stärkt das Immunsystem.

Senkt den Blutdruck, klärt die Haut
An Vitaminen und Mineralstoffen hat der Granatapfel ebenfalls einiges zu bieten. „Er ist reich an Vitamin C und Kalium“, sagt Wild. Kalium senkt den Blutdruck und hat damit auch eine gewisse Anti-Stress-Wirkung. Vitamin E steckt insbesondere in den Samen. „Es ist ebenfalls ein wirksames Antioxidans, das der Zellalterung vorzubeugen vermag und für eine straffe, junge Haut sorgt“, weiß Wild. Entsprechend ist das Öl aus den Granatapfelsamen auch eine beliebte Zutat in der Haut- und Schönheitspflege. Ein klares, reines und jugendliches Hautbild wird nicht zuletzt durch die entgiftende Wirkung von Kalium gefördert.

Gut für Herz und Gefäße
Das ebenfalls enthaltene B-Vitamin Folsäure ist wichtig für Blutbildung, Zellwachstum und -erneuerung – und damit ein weiterer Anti-Aging-Wirkstoff. „Folsäure ist außerdem ein wichtiges Vitamin für das Herz-Kreislauf-System, weil es gegen Arterienverkalkung wirkt“, ergänzt Wild. Nicht zuletzt liefert das exotische Obst Eisen, das wichtig für die Blutbildung und das Immunsystem ist. „Weil auch reichlich Vitamin C im Obst steckt, ist das Eisen im Granatapfel gut verfügbar“, erklärt Wild.

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Wissenswertes

Alte Kulturfrucht.
Der Granatapfel zählt zu den ältesten Kulturfrüchten. Er wird seit Jahrtausenden als Baum oder Strauch angepflanzt – und wegen seiner heilenden Wirkung geschätzt. Das auch als „Paradiesapfel“, „punischer Apfel“ oder „Speise der Götter“ benannte Obst gedeiht in tropischen und subtropischen Gebieten, u.a. im Mittelmeerraum, in Ägypten, Israel, Südafrika, China und Australien. Die reifen Früchte werden von Juni bis Dezember geerntet.

Name mit Geschichte. Der Wortteil Punica leitet sich vom Lateinischen „punic(e)us“ ab – die römische Bezeichnung der Phönizier. Der Wortteil „Granat“ wiederum kommt vom Lateinischen „granatum“ (= Korn, Samen). Der Granatapfel ist nicht nur Namensgeber der spanischen Stadt Granada, auch die „Granate“ geht auf ihn zurück: Das mit Sprengladung gefüllte Geschoss erinnert an die mit knackigen Körnern gefüllte Frucht,
die beim Öffnen geradezu herausschießen.

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Tipps und Tricks

Vorsicht, Spritzgefahr!
So köstlich der Granatapfel schmeckt – der Genuss kann zum spritzigen Erlebnis werden, wenn die Kerne beim Öffnen und Herauslösen herausschießen. Mit einem praktischen Utensil, einem Granatapfel-Schäler, lassen sich rote Spritzer auf Kleidung und Wänden verhindern. „Er ist zum Beispiel in türkischen Geschäften erhältlich“, erklärt die Ernährungswissenschafterin Dr. Brigit Wild.  

Lange haltbar. Bei Zimmertemperatur bleiben die Früchte zwei bis drei Wochen haltbar, in kühlen Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit sogar mehrere Monate. „Nicht mehr frisch sind Granatäpfel, wenn sie sich weicher angreifen, eine bräunliche Schale haben und ein wenig schwammig sind“, informiert Wild.

Vielseitiger Genuss.
Der Granatapfel schmeckt pur, als Saft und Marmelade. Während er beim Erhitzen Vitamine einbüßt, kommt man bei roh gepressten Säften in den Genuss aller Inhaltsstoffe. Die Grenadine, Sirup aus Granatapfelsaft, ist eine beliebte Zutat in Sommercocktails. Granatapfelkerne eignen sich außerdem als Beigabe zu Salaten und vielen anderen Gerichten.

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Köstlich-gesunde Rezepte

Zanderfilet mit Speck und Granatapfel

Zutaten

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Zanderfilet (etwa 150 g pro Person)
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Salz, Pfeffer (frisch gemahlen)
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4-6 Scheiben Bauchspeck
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2 EL Butter
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125 ml Fischfond
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Salbei
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1 EL Balsamico-Essig
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1 EL Speisestärke
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1 Granatapfel
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Zubereitung
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Granatapfel öffnen und die Kerne vorsichtig herauslösen.
Das Zanderfilet in etwa 3 mal 3 cm große Stücke schneiden und mit Salz und Pfeffer würzen. Anschließend mit den Speckscheiben umwickeln und bei geringer Temperatur ringsherum in Butter anbraten. Deckel auf die Pfanne setzen und die Zanderstücke ca. 5 Minuten bei schwacher Hitze ziehen lassen. Aus der Pfanne herausnehmen und warm halten.
Jetzt den Fischfond in die Pfanne geben und zusammen mit den Salbeiblättchen, dem Balsamico-Essig und den Granat­apfelkernen etwas einköcheln lassen. Mit frisch gemahlenem Pfeffer würzen und mit der Speisestärke binden. Dazu passt Reis mit Safranfädchen.

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Feldsalat mit Ziegenkäse und Granatapfel


Zutaten

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300 g Feldsalat
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1 Granatapfel
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1 Ziegenkäserolle
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4-6 Baguette-Scheiben
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1/8 Liter Balsamico-Essig
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2-3 EL Olivenöl
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1/2 TL Honig
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Salz, Pfeffer
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Zubereitung

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Den Backofen auf 200 Grad Celsius (Ober- und Unterhitze) vorheizen. Feldsalat putzen und waschen. Granatapfel öffnen und Kerne herauslösen. Von der Ziegenkäserolle 4-6 (1 bis 2 cm dicke) Scheiben abschneiden. Das Baguette jeweils mit einer Käsescheibe belegen und für ca. 5 bis 8 Minuten in einer Auflaufform in den vorgeheizten Backofen schieben.
In der Zwischenzeit aus Balsamico-Essig, Olivenöl, Honig, Salz und Pfeffer eine Vinaigrette zubereiten. Den Feldsalat portionsweise auf Tellern anrichten, die Vinaigrette darüber geben und mit den Granatapfelkernen bestreuen. Anschließend die heißen Baguette-Scheiben mit dem Käse am Tellerrand verteilen.

Buchtipp:

Döll
Heilfrucht Granatapfel
ISBN 978-3-7766-2548-6
176 Seiten, € 10,–
Verlag Herbig, München 2008

Stand 06/2016

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