Training fürs Gesicht

September 2008 | Kosmetik & Pflege

Länger jung aussehen dank „Faceforming“
 
„Faceforming“ heißt der neue Trend, der aus Amerika zu uns überschwappt und Cremen & Co beim Jungerhalten der Haut unterstützt. Die Übungen sind nicht ganz einfach, sollen dem Gesicht aber durch mehr Muskelkraft zu einem natürlichen Lifting verhelfen. So funktioniert’s.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Im Gymnastiksaal, die Wände von oben bis unten verspiegelt, den Spiegeln zugewandt stehen ein paar Stühle. Da setzen wir uns drauf, drei Frauen und ein Mann mittleren Alters, in der Erwartung, gleich mit so etwas wie einem Grimassenschneiden zu beginnen. Die Brauen hochziehen, den Mund aufreißen, die Nase rümpfen, die Zunge herausstrecken oder ähnliches, was oft empfohlen wird, um die Faltenbildung hintanzuhalten, was aber unsere Großmütter damals, als wir noch Kinder waren, mit dem Satz „Lass das, sonst bleibt’s dir noch!“ strikt verboten haben.

Nur wenig später wissen wir, dass die neuartige Verjüngungsmethode „Faceforming“, die wir lernen wollen, damit aber rein gar nichts gemeinsam hat. Vielleicht bis auf den einen Satz, der im Mund der Trainerin von der Drohung zum Versprechen wird: Wer die gezeigten Übungen zur Kräftigung der Gesichtsmuskulatur konsequent betreibt, das heißt anfangs fünfmal, später dreimal pro Woche jeweils 20 Minuten lang, dem bleibt’s! Genauer gesagt: Mit den Turnübungen der anderen Art bleibt das Gesicht straff. „Schon nach drei Wochen sehen Sie aus, als wären Sie länger auf Urlaub gewesen“, verspricht Elisabeth Kiener noch. Sie hat sich auf das Trainieren der Faceforming-Methode nach Benita Cantieni spezialisiert und gibt im Cantienica-Studio in Wien Gruppenkurse und Einzelstunden. „Nach einigen Monaten disziplinierten Trainings werden Sie überrascht sein, wie viele Menschen Sie auf Ihr gutes Aussehen ansprechen und Sie viel jünger einschätzen, als Sie sind“, sagt sie auch.

Gute Körperhaltung entspannt das Gesicht
Die neue Methode ist eine Art natürliches Lifting und basiert im Wesentlichen auf der Tatsache, dass alle Muskeln des Körpers über Längs- und Querverstrebungen und durch verschiedene Schichten miteinander vernetzt sind. Dieses Netz gibt uns Halt und Stütze. Und nach Cantieni wird immer ganzheitlich mit dem gesamten Netz gearbeitet, auch wenn nur ein Teil davon gekräftigt werden soll.

Im Gymnastiksaal üben wir daher als ersten Schritt mit dem ganzen Körper. Wir finden die optimale Körperhaltung beim Stehen, Sitzen und im Liegen. Dabei geht es darum, die Füße (in V-Form), das Becken (möglichst aufrecht), die Wirbelsäule (möglichst gerade), das Brustbein (möglichst lang), die Schultern (möglichst weit außen, hinten und unten), den Hals (möglichst gerade, sodass er hinten lang wird) und den Kopf (gerade auf dem Hals, das Kinn im rechten Winkel) richtig zu positionieren. Kiener: „So spannen wir uns auf und merken schon, wie wir straffer werden.“ Damit hat sie Recht. Aber zeigt sich das auch im Gesicht, also dort, wo in Form von leichten Zornesfalten auf der Stirn, beginnenden Schlupflidern und Hängebacken die Zeit bereits ihre Spuren hinterlassen hat?

„Ja“, sagt Kiener und ergänzt nach unserem skeptischen Blick in den Spiegel: „Zumindest nach einigem Training und wenn die Idealhaltung zur Gewohnheitshaltung geworden ist. Denn: „Weil über das Muskelnetz alles mit allem zusammenhängt, führt eine gute Körperhaltung zu einem entspannten Gesichtsausdruck.“

Hohlkreuz führt zu Schlupflidern
Das gilt auch umgekehrt. Wer beispielsweise die Schultern hochzieht, schiebt automatisch den Kopf nach vorn. So verliert die Muskulatur an Hals und Kinn die Spannung, mit den Jahren bildet sich ein Doppelkinn. Wer im Stehen aus Gewohnheit das Becken vorschiebt und die Knie durchdrückt, zieht oft auch die Mundwinkel nach unten. Wer verspannte Schultern hat, hat meistens einen verkniffenen Mund. Wer häufig mit rundem Rücken und eingezogenem Brustkorb am Schreibtisch sitzt, überlastet die Halsmuskulatur und neigt zur Bildung von Nasolabialfalten, also den beiden Falten zwischen äußerem Nasenflügel bis zum Mundwinkel. Wer oft den Po anspannt, zieht meist auch die Ringmuskeln um die Augen zusammen und entwickelt entsprechende Falten. Wer zum Hohlkreuz neigt, zieht meist die Brauen hoch, so werden die Augenlidmuskeln überdehnt und Schlupflider entstehen. Außerdem bilden sich auf der Stirn Falten.

Kiener tröstet: „Durch eine kritische Selbstwahrnehmung, den Willen zur Veränderung, die nötige Disziplin, die Veränderung durchzuführen, und vielleicht auch durch professionelle Hilfe kann aber jeder aus seiner Gewohnheitshaltung dauerhaft in die Idealhaltung finden.“

Die Gesichtsmuskeln spielen lassen
In einem zweiten Schritt des Trainings werden die Gesichtsmuskeln direkt bearbeitet. „Wir haben rund 100 davon, benützen aber nur die Hälfte, und die belasten wir noch dazu meistens einseitig“, sagt Kiener, um uns darauf vorzubereiten, dass das eventuell schwierig wird. Um das gesamte Gesicht zu straffen, müssen Muskeln aktiviert werden, die sich im Nacken, am Hinterkopf, rund um die Ohren und an der Stirn befinden. Und tatsächlich: Für die meisten ist es nicht so einfach, die entsprechenden Muskeln überhaupt zu spüren, geschweige denn anzuspannen und wieder zu entspannen, anzuspannen und wieder zu entspannen… Einen Startvorteil haben jene, die wie z. B. Dancing-Star Dorian Steidl eine vielseitige Mimik haben oder à la Mister Spock imstande sind, eine Augenbraue zu heben. Wer das nicht kann, dem hilft bei der Suche nach den Muskeln etwa, sich selbst eine Kopf- und Nackenmassage zu verpassen und dabei so viel Druck auszuüben, dass die Muskeln reagieren. Oder man setzt Eiswürfel ein. Durch die Kälte ziehen sich die Muskeln zusammen und können so ganz gut geortet werden.

Zungenwurzel hebt Doppelkinn
Bevor es an den dritten Schritt geht, gibt Trainerin Kiener noch eine Aufgabe auf: „Finden Sie heraus, was Sie am meisten an Ihrem Gesicht stört. Im Prinzip kann man alle Spuren des Alters oder auch Folgen einer ungünstigen Mimik an ihrer weiteren Ausprägung hindern oder sie sogar reduzieren. Die entsprechenden Übungen führen Sie dann öfter aus als die anderen.“

Wer zum Beispiel der weiteren Ausprägung eines Doppelkinns Einhalt gebieten will, übt sich zusätzlich zu den anderen Übungen darin, die Zungenwurzel nach hinten und oben Richtung Gaumen zu ziehen. Dadurch hebt sich die Haut unter dem Kinn automatisch mit nach oben und senkt sich mit der Zunge auch wieder nach unten. Durch die Kombination dieser Übung mit dem Ziehen der Ohren nach hinten und der Stirn nach oben tut man etwas gegen Hängebacken und hängende Mundwinkel, auch gegen Fältchen um den Mund. Wer die Zungenwurzel nach hinten und oben schiebt, den Mund leicht offen lässt, die Lippen schürzt und mit den Ohren wackelt, trainiert wiederum die Muskeln, die die Haut so straffen, dass Nasolabialfalten zumindest nicht tiefer werden. Um Falten um die Augen und an der Stirn entgegenzuwirken, legt man sich am besten hin und stellt sich vor, wie die Bereiche um die Augen und um die Stirn wie an Fäden auseinandergezogen werden. Nach dieser Vorstellung versucht man, die Gesichtsmuskeln zu bewegen. „Das ist schwierig, da braucht man schon einige Geduld, bis das funktioniert“, gibt Trainerin Kiener zu. Gut gegen die Fältchen und Falten unter den Augen, die meist die ersten Vorboten des Alters sind: Sich hinlegen und versuchen, das Auge von unten her mit dem Unterlid zu schließen. Wie sich herausstellt, ist auch das nicht einfach – aber wer schön sein will, muss eben trainieren!

*************** 

INTERVIEW

Straffer Muskel, straffe Haut:
„Faceforming“ aus Sicht der Ärztin

Im Gespräch mit MEDIZIN populär stellt Dr. Monika Fuchs, Ärztin für Allgemeinmedizin und Spezialistin für ganzheitliche und ästhetische Medizin in Wien, der Faceforming-Methode aus medizinischer Sicht ein gutes Zeugnis aus.

MEDIZIN populär
Frau Dr. Fuchs, kann man mit einem Gesichtsmuskeltraining die Faltenbildung aufhalten oder sogar rückgängig machen?

Dr. Monika Fuchs
So wie alle anderen Muskeln im Körper kann man auch die Muskeln im Gesicht mit einem gezielten Training straffen.
Und wenn ein Muskel straff ist, ist die Haut, die darüber liegt, auch straff. Das heißt, es bilden sich weniger Falten und wahrscheinlich kann auch die Ausprägung von Falten bis zu einem gewissen Grad wieder rückgängig gemacht werden.

Wie oft und wie lang muss man trainieren, damit die Erfolge im Gesicht sichtbar sind?

Das hängt von dem Alter der Trainierenden ab. Erfolge sind wohl umso schneller sichtbar, je jünger die Anwender sind. Eigentlich wäre es am besten, schon mit 25 oder 30 Jahren mit dem Gesichtsmuskeltraining anzufangen. Da lassen sich die Muskeln noch schneller kräftigen und Falten oder schlaffe Stellen können gar nicht erst entstehen. Aber ich denke, wenn man die Übungen, die ja auf dem Prinzip von Zug und Gegenzug oder auch von Anspannen und Entspannen beruhen und das gesamte Muskelnetzwerk miteinbeziehen, wirklich diszipliniert jeden Tag macht, ist auch in höherem Alter in absehbarer Zeit ein Erfolg sichtbar.

Ist das Training für jeden geeignet?

Ja, denn jeder hat die Muskeln, auf die das Training zugeschnitten ist, auch wenn viele diese Muskeln gar nicht spüren, weil sie sie noch nie aktiviert haben. Dass das bei den Übungen geschieht, die Benita Cantieni entwickelt hat, und dass der gesamte Körper miteinbezogen wird, ist aus medizinischer Sicht das Gute an der Methode. Denn eine optimale Körperhaltung verhindert auch Schäden am Bewegungsapparat, die mit zunehmendem Alter für ganz andere als nur Schönheitsprobleme sorgen können.

Das heißt, wer das Gesichtsmuskeltraining macht, darf sich noch über ein paar unvermutete Zusatzwirkungen freuen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken?

Es gibt Berichte, wonach durch die Arbeit mit der gesamten Gesichtsmuskulatur eine bessere Ausrichtung des Kiefer-, und Gaumenbereichs erreicht wurde, sodass nachts weniger mit den Zähnen geknirscht oder geschnarcht wird. Andere haben weniger Kopfschmerzen, weil der Nacken durch die Übungen entspannter ist. Und auch ein Tinnitus, der durch eine Nackenverspannung hervorgerufen wurde, kann sich durch die Übungen bessern.

BUCHTIPP:

Cantieni: new faceforming – das sensationelle Gesichtstraining gegen Falten, ISBN 978-3-517-08332-2, 144 Seiten, € 18,50 Südwest Verlag, 2007
     

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