Hitze belastet den Körper nicht nur tagsüber – auch in der Nacht kann sie erhebliche Auswirkungen haben. Tiroler Forschende haben nun erstmals einen Zusammenhang zwischen hohen Temperaturen und Schlafapnoe aufgezeigt.
Für ihre Untersuchung werteten die Forschenden Daten von 210 Herzschrittmacher-Patientinnen und -Patienten aus Tirol und Vorarlberg aus. Das Ergebnis: Nach Hitzetagen steigt das Risiko für gefährliche nächtliche Atemaussetzer um 25 Prozent, berichtete Studienleiter Wolfgang Dichtl.
Im Rahmen der groß angelegten „ACaSA-Studie“ sammelte die Medizinische Universität Innsbruck über zehn Jahre hinweg Daten – insgesamt durchschnittlich 593 Nächte pro Patient wurden ausgewertet. Normalerweise kann Schlafapnoe nur im Schlaflabor zuverlässig diagnostiziert werden, erklärte Dichtl. Dank der Herzschrittmacher, die täglich Schlafdaten übermittelten, gelang jedoch eine kontinuierliche Beobachtung. Allerdings sei die Aussagekraft der Studie eingeschränkt: Während in der allgemeinen Bevölkerung etwa zehn Prozent der Männer und drei Prozent der Frauen betroffen sind, liegt die Quote in der Patientengruppe bei rund 30 Prozent.
Schlafapnoe schwankt stark von Nacht zu Nacht
Die Analyse brachte eine interessante Erkenntnis: Schlafapnoe verläuft nicht konstant. „In einer Nacht sehr stark, in der nächsten fast kaum vorhanden“, schilderte Dichtl die Beobachtungen. Schnell stellte sich die Frage, welche Faktoren diese Schwankungen beeinflussen könnten. Eine Hypothese: die Temperatur. Unterstützung kam von der Universität für Bodenkultur Wien, die präzise Wetterdaten für die Wohnorte der Teilnehmer bereitstellte. Zwei Vergleichswerte wurden definiert: eine durchschnittliche Außentemperatur von zehn Grad Celsius sowie Hitzetage mit 30 Grad. Das Ergebnis war eindeutig: Mit jedem zusätzlichen Grad erhöhte sich das Risiko für schwere Schlafapnoe. Konkret bedeutete das: Bei 30 Grad Außentemperatur war die Wahrscheinlichkeit um 25 Prozent höher als bei zehn Grad. Überraschend war dabei, dass vor allem Frauen und jüngere Menschen – die sonst seltener betroffen sind – stärker reagierten. An der im Journal of Sleep Research veröffentlichten Studie nahmen 37 Prozent Frauen teil, das Durchschnittsalter betrug 75,7 Jahre.
Auch Luftfeuchtigkeit beeinflusst das Risiko
Neben der Temperatur spielte auch die Luftfeuchtigkeit eine Rolle. „Bei einer Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent steigt das Risiko um etwa zehn Prozent“, so Dichtl. Normalerweise liegt dieser Wert bei rund 65 Prozent. Hingegen hatten Regen oder Luftdruck keinen messbaren Einfluss auf die Häufigkeit der Schlafapnoe-Episoden.
Eine interessante Nebenbeobachtung betraf die Wohnlage: Menschen, die in höher gelegenen Orten ab 800 Meter Seehöhe wohnen, schienen weniger anfällig für die Effekte hoher Temperaturen zu sein. „Vielleicht sind sie das rauere Wetter gewohnt oder leben insgesamt gesünder“, spekulierte Dichtl. Warum genau Hitze die Schlafapnoe verschärft, bleibt offen. Klar ist nur: hohe Temperaturen belasten den Körper insgesamt. Auch die Zahl der Schlaganfälle steige an Hitzetagen deutlich, so Dichtl.
Schlafapnoe gilt als ernstes Gesundheitsrisiko, das oft unentdeckt bleibt, weil die Diagnose aufwendig ist. Die Krankheit erhöht das Risiko für Schlaganfälle und Herzrhythmusstörungen erheblich. Zu den Hauptrisikofaktoren zählen höheres Alter, männliches Geschlecht, Übergewicht, lautes Schnarchen sowie anatomische Besonderheiten wie ein großer Halsumfang.
Fotos: istock Panadda Phiakhamen