Keine Chance für Burnout

November 2007 | Leben & Arbeiten

Mit Ayurveda dem „Ausbrennen“ vorbeugen
 
Mit Jahrtausende alten Heilmethoden können so manche modernen Zivilisationskrankheiten gut behandelt bzw. vermieden werden. Das beweist die aus Indien stammende Heilkunst des Ayurveda. Mit den Ölbehandlungen, Massagen und anderen Antistresstherapien erzielt man vor allem bei Burnout, wie man die geistige und körperliche Erschöpfung nennt, beachtliche Erfolge.
 
Von Mag. Wolfgang Bauer

Täglich Dutzende Telefonate, dazu unzählige Emails, die man entgegennehmen und beantworten soll, in den ruhigeren Minuten platzen Kollegen herein, außerdem Sitzungen, Konferenzen, die Vorbereitung der nächsten Dienstreise, ganz zu schweigen von der vielen Arbeit, die quasi nebenbei erledigt werden will: Das ist keine Beschreibung eines hektischen Tages im Leben von Führungskräften und Spitzenmanagern, sondern Alltag auf zahlreichen Arbeitsplätzen. Anspannung, höchste Konzen­tration, Unruhe, Hektik und Stress ohne Ende. Kein Wunder, wenn immer mehr Menschen über Stresssymptome klagen und immer häufiger Krankheiten diagnostiziert werden, die mit permanentem Leistungsdruck in Zusammenhang gebracht werden können. Wie zum Beispiel das Burnout-Syndrom.

Burnout kommt aus dem Englischen und heißt „ausbrennen“. Das so genannte Burnout-Syndrom bezeichnet somit den Zustand des Ausgebranntseins,
der mehrere Ebenen – die körperliche, seelische und geistige – betrifft. Es handelt sich um eine andauernde Erschöpfung, begleitet von Frustrationsgefühlen, Versagensängsten, Depressionen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenkrämpfen. Burnout gilt heute als ernste Krankheit mit zum Teil schlimmen Folgen: langwierige Therapien, Krankenstände oft über mehrere Monate, Rückzug aus dem Job, ja sogar Frühpensionierungen.

Burnout – „Ausbrennen“ betrifft alle Berufe
Der Begriff Burnout tauchte erst in den 1970-er Jahren auf. Damals wurden vor allem die häufig beobachteten Phänomene der Überlastung und der daraus resultierenden Erschöpfung in „helfenden“ Berufen (Ärzte, Pflegeberufe, Lehrer, Sozialarbeiter, Erzieher) mit Burnout bezeichnet. Inzwischen weiß man, dass man in allen Berufen „ausbrennen“ kann.

Rechtzeitig auf die Bremse steigen
Burnout entsteht nicht von heute auf morgen, vielmehr handelt es sich um einen Prozess, der in der Anfangsphase auffallende Merkmale aufweist:

  • pausenloses Arbeiten, Überaktivität, starker Einsatz
  • Zwang, sich beweisen zu müssen
  • Verzicht auf Erholung, Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
  • Probleme, Fehlleistungen und Misserfolge werden verdrängt
  • Flucht in Alkohol, Essen, häufigen Sex
  • Körperliche Symptome: chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen
  • Soziale Symptome: man macht sich bei Kollegen unbeliebt

In dieser Phase kann die ayurvedische Medizin Hilfe anbieten. „Burnout besteht ja nicht aus einem einzigen Symptom, gegen das man mit einer speziellen Therapie – etwa einem bestimmten Medikament – vorgehen kann. Burnout betrifft den ganzen Menschen, sein Denken, Fühlen und seinen körperlichen Zustand. Daher kann man mit einem ganzheitlichen System wie dem Ayurveda gut helfen“, sagt Dr. Hans Schäffler, Leiter des Ayurvedischen Gesundheitszentrums auf Schloss Pichlarn in der Obersteiermark. Vor mehr als 20 Jahren hat sich der Arzt auf die aus Indien stammende Heilmethode spezialisiert und ganz wesentlich dazu beigetragen, dass Ayurveda in Österreich bekannt wurde.

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Die drei Temperamente in der Ayurvedamedizin

Ayurveda ist ein Begriff aus dem indischen Sanskrit (Ayur = Leben, Veda = Wissen) und bedeutet Wissen vom Leben bzw. Lebensweisheit. Es handelt sich um eine ganzheitliche Heilkunst, welche die körperlichen, seelischen, geistigen und spirituellen Komponenten des Menschen berücksichtigt.
Die Ayurveda-Medizin geht von drei Temperamenten oder Lebensenergien (Doshas genannt) aus, die sich in einem gesunden Organismus im harmonischen Gleichgewicht befinden sollten:

Vata: wird dem Element Wind zugeordnet und steht für Aktivität und Bewegung,

Pitta: wird dem Element Feuer zugeordnet und betrifft die Verdauung und den Stoff­wechsel

Kapha: wird den Elementen Erde und Wasser zugeordnet, steht für Stabilität und Kraft.

Wenn eines dieser Temperamente überwiegt oder unterrepräsentiert ist, gerät der Organismus aus dem Gleichgewicht und wird krank. Ziel der indischen Heilkunst ist es nun, die Balance an Temperamenten wiederherzustellen. Das Burnout-Syndrom wird überwiegend als Überschuss an Vata charakterisiert, der durch verschiedene Behandlungen reduziert und ausbalanciert werden muss.

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Öl beruhigt und harmonisiert
Die überschießende Lebensenergie Vata wird im Ayurveda vor allem durch Ölbehandlungen beruhigt und harmonisiert. Für diese Behandlungen werden wertvolle Pflanzenöle wie Sesam-, Kokos- oder Olivenöl verwendet. Je nach Wirkung, die man erzielen möchte, werden diese Öle zusätzlich mit speziellen Heilkräutern angereichert. „Besonders beliebt ist ein Ölguss auf die Stirn. Dabei wird erwärmtes, mit Pflanzen versehenes Öl aus einer Höhe von zirka zehn Zentimetern in einem kontinuierlichen Strahl auf die Stirn der Patienten gegossen. Das ist eine ungemein entspannende und beruhigende Anwendung“, sagt Dr. Schäffler. Außer bei Stress und Burnout wird der Stirnölguss noch bei chronischen Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit empfohlen.
Die Öle werden aber auch mit einer speziellen Technik in den Körper einmassiert. „Im Ayurveda kommt vor allem die so genannte Synchron-Ganzkörpermassage zur Anwendung. Das heißt, dass zwei Therapeuten jeweils die rechte und die linke Körperhälfte zeitgleich und zur Gänze massieren. Die langen und ruhigen Massage-Striche führen zu einer tiefen Ruhe, die Patienten können dabei von bedrückenden Gedanken loslassen – ein Phänomen, wie wir es ansonsten aus der Meditation kennen“, so der Ayurveda-Arzt.

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Wege aus der Burnout-Falle
Ayurveda verlangt von den Patienten nicht nur passive Hingabe an wohltuende Ölbehandlungen, die fernöstliche Heilmethode weist auch eine überaus aktive Komponente in Form einer intensiven Bewusstseinsarbeit auf. Dr. Schäffler: „Die Patienten lernen, wieder die eigene Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Gerade Burnout-Patienten sind ja letztlich deshalb so gestresst und erschöpft, weil sie zu sehr außengesteuert leben, weil sie einen zu starken Drang nach Perfektion haben. Durch die tiefe Entspannung, die sie während der Ölbehandlungen und Massagen erleben, wird ihr Kopf frei für andere Bewertungsmuster und neue Ideen.“
Diese Bewusstseinsarbeit mit Burnout-Patienten befasst sich vor allem mit dem Thema der Sinnhaftigkeit des Lebens. Das hat nach Ansicht Hans Schäfflers seinen guten Grund. „Der typische Burn­out-Patient ist Mitte 40 oder etwas älter. Die berufliche Karriere steht nicht mehr allein im Vordergrund. Es entsteht auch ein neues Bewusstsein für die Zeit, genauer gesagt für die eigene Lebenszeit, deren Mitte bereits erreicht oder überschritten ist. Während Fitness und Belastbarkeit nachlassen, wächst auf der anderen Seite der Konkurrenzdruck durch jüngere Kollegen. Unter diesen Rahmenbedingungen entsteht fast zwangsläufig die Frage nach dem Sinn des Lebens.“ Ist man jedoch müde und erschöpft, kann man das Leben kaum mehr sinnvoll gestalten, sagt Schäffler, in dem ausgebrannten Zustand kommen kaum mehr gute Ideen und Visionen. Daher versteht er die Gesundung vom Erschöpfungs-Syndrom auch darin, dass die Patienten wieder lernen, sich selbst in die Welt einzubringen und – ganz im Sinne des Ayurveda – für sich und andere etwas Gutes zu tun.

     

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