Fehlt was?

März 2023 | Medizin & Trends

Auch wer sich gut ernährt, kann einen Mangel an dem einen oder anderen Nährstoff haben. Wie man erkennt, dass etwas fehlt und einen Nährstoffmangel beheben kann.

Von Mag.a Sabine Stehrer

Davon ist immer wieder die Rede: Von Nährstoffen, die besonders wichtig für uns sind, die wir daher in ausreichender Menge zu uns nehmen sollten und das möglichst jeden Tag. Nur, was sind Nährstoffe überhaupt? Bestandteile unserer Nahrung, so die grobe Definition. Die feinere: Proteine, Kohlenhydrate und Fette zählen zu den Nährstoffen, genauer den Makronährstoffen. Dann wären da noch die Mikronährstoffe, wie Vitamine, Aminosäuren, Enzyme, Fettsäuren. Auch Spurenelemente wie Eisen, Jod, Kupfer, Selen oder Zink gehören dazu sowie das Prohormon Vitamin D und hormonähnliche Substanzen wie Phytoöstrogene und andere Pflanzenstoffe. Egal, um welchen der vielen Nährstoffe es sich handelt: Jeder hat unterschiedliche Funktionen und sorgt dafür, dass wir gesund und fit bleiben.

Fehlt es uns an dem einen oder anderen, haben wir also einen Nährstoffmangel, zu dem es auch kommen kann, wenn wir uns gut ernähren, gilt der Umkehrschluss: Irgendwann fühlen wir uns nicht mehr ganz so fit. Auch können durch einen Mangel an Makro- und Mikronährstoffen gesundheitliche Defizite entstehen, die uns krankmachen.

Selbst erkennen: Schwierig bis unmöglich

Wie lässt sich ein Nährstoffmangel erkennen, noch ehe er Schaden angerichtet hat? Das weiß Dr. Rainer Schroth. Der Obmann der Österreichischen Gesellschaft für Orthomolekulare Medizin (ÖGOM) und ärztliche Leiter von „Die Schrothkur“ in Obervellach in Kärnten, beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit Orthomolekularer Medizin, war unter anderem Betreuer der deutschen Judonationalmannschaft und betreut aktuell Olympiasieger und Weltmeister. Basierend auf seiner Erfahrung sagt er: „Eine Früherkennung aufgrund von bestimmten Symptomen, die man selbst an sich bemerkt, gelingt kaum“, ergänzt aber: „Am ehesten kann man noch einen Eisenmangel vermuten, etwa, wenn man blass und immer müde ist und zusätzlich Haarausfall hat, wobei diese Symptome aber nicht beweisen, dass ein Eisenmangel vorliegt.“

Ein weiteres Beispiel nennt der Autor des Buches „Mikronährstoffe im Sport“, Experte für orthomolekulare Medizin und Osteopath Markus Schauer DO, DPO, MSc: „Eventuell kann man noch einen Magnesiummangel an sich selbst erkennen, etwa daran, dass man oft Wadenkrämpfe hat oder Kopfschmerzen bis hin zu Migräne.“ Neben Eisenmangel, an dem vor allem Frauen mit starken Menstruationsblutungen leiden, und Magnesiummangel, den vorwiegend ambitionierte Ausdauersportler haben, anderen verbreiteten Nährstoffmängeln selber auf die Spur zu kommen: Das sei schwierig bis unmöglich, darin sind sich Schroth und Schauer einig.

Größeres Risiko ab dem 40er

Zu diesen häufigen und subjektiv schwer bis gar nicht feststellbaren Mängeln zählt etwa der Jodmangel, der zu Schilddrüsenerkrankungen führen kann. Auch einen Vitamin D-Mangel haben viele, und der kann den altersbedingten Knochenschwund beschleunigen, was in späteren Jahren die Gefahr für eine Erkrankung an Osteoporose und für Knochenbrüche erhöht. Ebenfalls häufig, vor allem dann, wenn wenig bis gar kein Fleisch gegessen wird: Ein Mangel an Vitaminen aus dem B-Komplex, vor allem an Vitamin B 12. Dieser Mangel kann unter anderem zu Konzentrationsschwächen und Schlafstörungen führen.

Vielen fehlt es auch an Omega-3-Fettsäuren, die wichtig für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems sind oder an Coenzym Q 10, wodurch die Energieproduktion in den Körperzellen beeinträchtigt ist. Und auch wenn chronische Krankheiten bestehen wie Asthma, Diabetes oder Migräne oder dauerhaft Medikamente eingenommen werden müssen wie beispielsweise Blutdruck- oder Cholesterinsenker, Magenschutz- oder Entwässerungsmittel, tritt aufgrund verschiedener Mechanismen, die dann die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung beeinträchtigen, meist ein Mangel an Nährstoffen auf. Schließlich erhöht sich das Risiko für einen Nährstoffmangel noch durch Lebensstilfaktoren wie Stress oder Rauchen und mit den Jahren: Ab dem 40. Lebensjahr wird das Risiko, dass etwas fehlt, immer größer.

Messen, Therapieren, Kontrollieren

Schroth über die Devise, wenn es darum geht, einen Nährstoffmangel frühzeitig festzumachen und zu beheben noch bevor es zu gesundheitlichen Problemen kommt: „Die lautet ´MTK´, und das steht für ´Messen, Therapieren, Kontrollieren´.“ Gemessen wird der Nährstoffstatus durch eine Blutabnahme und die anschließende Analyse des Vollbluts. Diese zeigt anders als eine Analyse des Blutserums den Nährstoffstatus in den Körperzellen an. „Und allein der Status in den Zellen ist aussagekräftig“, betont Schauer. Mit einer Vollblutanalyse ist es aber noch nicht getan, wenn es um die Antwort auf die Frage geht, ob es jemandem tatsächlich an Makro- und Mikronährstoffen mangelt. „Da fließen noch andere Parameter mit ein“, sagt Schroth und erklärt: „Frauen haben andere Normalwerte als Männer, ein 25-Jähriger hat andere Normalwerte als ein 75-Jähriger, und es spielt auch eine Rolle, ob jemand zum Beispiel oft im Stress ist oder viel sitzt oder übergewichtig ist.“ Die Werte müssen also den ganzen Menschen betrachtend interpretiert werden.

Kapseln, Pulver, Tropfen, Infusionen

Wird durch die Messung und Analyse des Ergebnisses tatsächlich ein Nährstoffmangel festgestellt, heißt es diesen zu beheben, so Schroth und Schauer. „Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten“, sagen sie. So stehen Kapseln, Pulver oder Tropfen zur Verfügung, die entweder direkt eingenommen werden, oder etwa in Apfelmus, Suppe oder Wasser aufgelöst und gegessen oder getrunken werden. Besteht ein Eisenmangel, und lässt sich dieser so nicht beheben, empfehlen sich Eiseninfusionen. Zugeführt werden die Nährstoffe unterschiedlich lang, zunächst meist über zwei bis drei Monate. Danach erfolgt eine Kontrolle, die zeigt, ob die Therapie ausreichend war oder eine Fortsetzung erforderlich ist. Ist alles okay, steht eine Behandlungspause von zwei bis drei Monaten an, ehe die Werte neuerlich gemessen werden.

Wichtig für Erfolg: Lebensstiländerung

Wichtig für den Erfolg einer Nährstoffmangeltherapie ist oft auch eine Lebensstiländerung, genauer: der Abschied von Lebensstilfaktoren, die den Mangel verursacht oder mitverursacht haben. Zu diesen Faktoren können etwa Stress und zu wenig Bewegung zählen. Aber auch Rauchen und Alkoholmissbrauch führen oft dazu, dass etwas fehlt, sowie Übergewicht und eine ungesunde, unausgewogene Ernährung. Eine solche, die viel zu wenige der vielen Mikro- und Makronährstoffe von den Proteinen und Kohlenhydraten über die Vitamine und Enzyme bis hin zu den Spurenelementen enthält, die uns fit und gesund halten.

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Wer ist anfällig für welchen Mangel?

Eisenmangel: Dafür sind besonders Frauen mit starken Menstruationsblutungen anfällig, da bei solchen Blutungen viel Eisen verloren geht, aber auch Leistungssportler.

Magnesiummangel: Davon sind vorrangig Sportler betroffen, vor allem Leistungssportler, aber auch Hobbysportler, die zum Beispiel viel laufen oder Rad fahren. Auch kann es etwa bei Stress oder altersbedingt dazu kommen.

Vitamin D-Mangel: An Vitamin D fehlt es oft Menschen, die wenig im Freien und in der Sonne sind und selten Nahrungsmittel zu sich nehmen, aus denen die Vorstufe des aktiven Hormons Vitamin D produziert werden kann, wie fetten Fisch. Aber auch Älteren mangelt es häufig an Vitamin D, allein weil bei ihnen die Bildung des Vitamins bei Sonnenbestrahlung der Haut und die Aufnahme über das Essen nicht mehr so gut funktionieren.

Vitamin B-Mangel: An Vitaminen aus dem B-Komplex, vorrangig an Vitamin B 12, fehlt es häufig Vegetariern, vor allem aber Veganern, da diese Vitamine hauptsächlich in Fleisch und tierischen Produkten enthalten sind.

Mangel an Omega-3-Fettsäuren: Sie fehlen, wenn selten bis nie fetter Fisch wie Lachs, Makrele oder Hering oder hochwertige Pflanzenöle wie Leinöl oder Rapsöl auf dem Speiseplan stehen.

Mangel an Coenzym Q 10: Daran mangelt es vor allem stress- oder altersbedingt.

Mangel an Nährstoffen, die das Immunsystem unterstützen wie Selen, Kupfer, Zink, Vitamin C …: Bestimmte Nährstoffe holen das Beste aus unserem Immunsystem heraus, indem sie als Radikalfänger wirken, die Abwehrzellen schützen oder an Abwehrreaktionen beteiligt sind und so Erkältungen, Husten, Schnupfen bzw. andere Viruserkrankungen mildern können.

Mangel an mehreren Nährstoffen: Davon betroffen sind oft Menschen, die an chronischen Krankheiten leiden und/oder dauerhaft bestimmte Medikamente einnehmen müssen, die die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen. Sowie auch über 40-Jährige: Denn je älter der Mensch, desto weniger gut funktioniert die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung.

©iStock/svetikd

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