Müßiggang

August 2014 | Psyche & Beziehung

Warum Entspannung lebenswichtig ist
Er ist der Genusskiller schlechthin und entwickelt sich zumindest in den Industrienationen zu einer der häufigsten Krankheitsursachen: Stress. Warum Entspannung lebenswichtig ist und Müßiggang eine wesentliche Grundlage von Genuss und Gesundheit ist.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

„Müßiggang ist aller Laster Anfang und aller entscheidenden Fähigkeiten Ursprung, Prüfung und Lohn.“ (Heimito von Doderer)

Müßiggang ist aller Laster Anfang? Den Schriftsteller Heimito von Doderer konnte dieses alte Sprichwort offenbar nicht ganz überzeugen, weshalb er etwas dazugedichtet hat: Müßiggang sei außerdem, so seine Ergänzung, „aller entscheidenden Fähigkeiten Ursprung, Prüfung und Lohn“.
Was Doderer in den 40-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts festgehalten hat, können die Mediziner der Gegenwart nur unterstreichen: „Wir Menschen brauchen den Müßiggang, denn wir sind wie alles in der Natur auf den Wechsel zwischen Entspannung und Anspannung ausgerichtet“, formuliert es Dr. Michaela Trnka, Ganzheitsmedizinerin und Spezialistin für Stressmedizin in Wien. Sind wir längere Zeit angespannt und verhalten wir uns sinnbildlich so, als würden wir permanent die Fäuste ballen, hat das Erschöpfung und auf Dauer Krankheit zur Folge. „Entspannung, also Loslassen ist nötig, damit wir uns unserer Seele bewusst werden und sie in Einklang mit dem Körper bringen können“, betont Trnka. Und dieser Einklang, die Verbindung von Kopf und Körper, sei wiederum die Voraussetzung für Leistungsfähigkeit, aber auch für Genuss und Gesundheit.

Mit geballten Fäusten
Untersuchungen zeigen aber, dass Anspannung bei immer mehr Menschen dominiert und Entspannung viel zu kurz kommt. Bei einer aktuellen Erhebung im Auftrag des Fonds Gesundes Österreich gaben bereits 43 Prozent der Österreicher an, viel oder sehr viel Stress zu haben. „Vielen ist es, bildhaft gesprochen, nicht möglich, die geballten Fäuste wieder zu öffnen und sich zu entspannen“, sagt die Expertin. Unter den Stressfaktoren von heute finden sich nicht nur die Dauerbrenner Job und Mehrfachbelastung, sondern auch Einsamkeit und Arbeitslosigkeit. Denn gebraucht zu werden, eine Aufgabe zu haben, Anerkennung zu bekommen, sind ebenfalls wesentliche Zutaten eines Lebens in Balance.

Wenn Belastung überwiegt
Wenn Belastungen und Beschwernisse überwiegen, bleibt nicht nur der ­Genuss auf der Strecke. Zumindest in den Industrienationen entwickelt sich Stress zu einer der häufigsten Krankheitsursachen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie schlimmstenfalls Herzinfarkt und Schlaganfall können ebenso auf sein Konto gehen wie eine Zuckerkrankheit (Diabetes), die sich mehr und mehr verschlimmert. Verantwortlich dafür ist der andauernd erhöhte Pegel der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin im Blut, der zu Entzündungsprozessen führt, die wiederum die Gefäße schädigen. Freilich setzt der Dauerstress darüber hinaus der Psyche zu und so sind Angststörungen, Depressionen, Burn-out heute auf dem Vormarsch.
Dauerstress ist aber auch deswegen so gefährlich, weil er uns oftmals um eine wichtige Grundlage von Ausgeglichenheit und Gesundheit bringt: den Schlaf. Trnka: „Nur im Schlaf kommt es zur vollständigen Entspannung von Körper und Geist, die überlebensnotwendig ist.“ Denn im Schlummer erholen sich wichtige Körperfunktionen wie z. B. das Immunsystem, das dazu da ist, Krankheitserreger abzuwehren. Knochen und Muskeln regenerieren sich, der Körper wird entgiftet, der Blutzuckerspiegel reguliert, das Gehirn sortiert sich um und verarbeitet, was wir tagsüber erlebt haben.

Körper und Seele im Einklang
Den „Kopf vom Gepäck negativer Gedanken befreien und in eine Einheit mit dem Körper bringen“, das sei laut Ganzheitsmedizinerin Trnka das ganze Geheimnis auf dem Weg zu Entspannung und letztlich gutem Schlaf. Wie man in diesen Zustand kommt, sei zwar individuell unterschiedlich. Doch ist gemäß den Erfahrungen der Medizinerin Bewegung für viele die beste Medizin gegen Anspannung und Ruhelosigkeit. Manche erholen sich statt beim Spazierengehen, Radfahren oder Joggen lieber beim Gärtnern, Lesen oder Malen. „Wie Kinder beim Spielen können Erwachsene bei der Ausübung von Hobbys Körper und Seele in Einklang bringen, alles rundherum vergessen und so zu Entspannung finden“, empfiehlt Trnka. Als weiteres probates Mittel nennt Trnka bewusstes Ein- und Ausatmen: „Das kann jederzeit zwischendurch für ein paar Minuten praktiziert werden, oder auch vor dem Schlafengehen, eventuell zu beruhigender Musik.“   

Stand 07/2014

 

 

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