Kräutertees

Januar 2014 | Ernährung & Genuss

Medizin aus dem Teehäferl
 
Kaffee ist des Österreichers liebstes Getränk, doch darf es immer öfter und gerade jetzt im Winter auch einmal Tee sein. Weil man sie für so gesund erachtet, werden besonders gern Kräutertees getrunken. Ob und wie man damit tatsächlich die Gesundheit fördern kann, zeigt MEDIZIN populär auf.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Noch steht es 162 zu 126, wenn es um die Frage geht, wie viele Liter Kaffee und Tee Herr und Frau Österreicher im Durchschnitt pro Kopf und Jahr trinken. Doch der Tee holt auf. Laut Österreichischem Kaffee- und Teeverband steigen die Teeverkaufszahlen von Jahr zu Jahr kontinuierlich an. Dabei greift ein Drittel zu schwarzem und grünem Tee, während zwei Drittel Kräuter- und Früchtetees bevorzugen. Aus einer Befragung weiß man: Früchtetees werden gern getrunken, weil sie gut schmecken, und Kräutertees in der Meinung, dass sie gesund sind. Kann man mit Kräutertees tatsächlich die Gesundheit fördern?
„Es gibt eine große Fülle von Rezepten für verschiedene Kräutertees“, sagt Univ. Prof. Dr. Mag. pharm. Wolfgang Kubelka vom Departement für Pharmakognosie der Universität Wien, der sich u. a. ausführlich mit der Wirkung von Arzneipflanzen beschäftigt hat. „Manche liefern ein Getränk, das einfach den Durst auf geschmackvolle Weise löscht, andere haben Wirkungen, die tatsächlich gegen verschiedene Befindlichkeitsstörungen helfen.“

Ätherische Öle wirken

Ob Baldrian zur Beruhigung oder Holunder gegen Husten und Schnupfen: „Jede Pflanze produziert die für ihre Art typischen sekundären Pflanzenstoffe“, erklärt Kubelka die heilende Wirkung von Kräutertees: „Zu diesen Pflanzenstoffen gehören flüchtige Substanzen, die als ätherische Öle für den charakteristischen Geruch der Pflanze sorgen. Und manche Pflanzen erzeugen ätherische Öle, die unserer Gesundheit dienen.“ Im Wesentlichen durch das ätherische Öl mit seinem Hauptbestandteil Menthol, das bei der Zubereitung zum Tee aus der Pflanze extrahiert wird, lindert z. B. die Pfefferminze Magen-Darmprobleme. „Neben flüchtigen Stoffen werden mit dem Wasser aber auch Sekundärstoffe aus den Kräutern gelöst, die nicht flüchtig sind, im Tee verbleiben und so verschiedene Wirkungen entfalten“, so Kubelka.

Frisch oder getrocknet

Um einen heilsamen Kräutertee zuzubereiten, sind nicht nur die Blätter einer Pflanze gut geeignet, sondern, je nach Pflanzenart, auch andere Teile. Kubelka: „Die wirksamen Substanzen können in allen Teilen der Pflanze stecken, also auch in den Blüten, Früchten, Samen, in der Rinde und Wurzel.“ Einige Kräuter bzw. ihre Bestandteile können auch frisch geerntet gut für einen Tee verwendet werden, wie z. B. die Melisse, deren ätherisches Öl entspannend wirkt. „Haltbar gemacht beziehungsweise getrocknet wirken die Kräuter aber genauso gut“, so Kubelka. Und die Trocknung kann noch einen Nebeneffekt haben: „Manche Kräuter entfalten dadurch aufgrund des Einflusses bestimmter Enzyme auf die sekundären Pflanzenstoffe zudem noch ein besonderes Aroma.“ So riecht und schmeckt der daraus produzierte Tee besser – und womöglich wirkt er so noch besser.

Drei bis vier Tassen am Tag

Wie dosiert man Kräutertee, um das Bestmögliche für die Gesundheit aus ihm herauszuholen? Kubelka: „Üblich ist, für eine Teetasse, die 150 Milliliter Flüssigkeit fasst, ein bis zwei Teelöffel Kräuter zu verwenden, oder eben einen Teebeutel.“ Literweise und als Durstlöscher sollte man lediglich Kräuterteesorten trinken, die außer dem guten Geschmack keine spezielle Wirkung haben, „damit deckt man sogar vernünftig seinen Flüssigkeitsbedarf ab“, so Kubelka. Heilsame Kräuterteesorten sollte man hingegen nicht im Übermaß zu sich nehmen, so der Experte, denn das kann dazu führen, dass man sich dadurch nicht besser, sondern noch unwohler fühlt. Über den Tag verteilt drei bis vier Tassen des heilsamen Getränks dürfen es aber sein.   

Aufguss oder Kaltauszug

Bleibt noch die Frage nach der Zubereitung: Ob man den Tee lose in die Tasse gibt, einen Teebeutel oder ein Teeei verwendet, hat laut Kubelka keinen Einfluss auf die Wirkung. „Bei den meisten Tees empfiehlt es sich, ein sogenanntes Infus herzustellen, also einen Aufguss, wobei der Tee mit siedendem Wasser übergossen, fünf bis zehn Minuten zugedeckt stehen gelassen und dann abgeseiht wird, oder der Teebeutel wird entnommen.“ Bei einigen wenigen Teesorten ist ein sogenanntes Mazerat, ein Kaltauszug, angesagt. Dabei übergießt man die Kräuter mit Wasser, das Zimmertemperatur hat, lässt alles etwa zwei Stunden stehen, seiht den Tee ab oder entnimmt den Teebeutel, und kocht den Tee vor dem Trinken kurz auf.

Nicht lange stehen lassen

Kubelka: „In jedem Fall ist es wichtig, fertigen Kräutertee nicht zu lange offen stehen zu lassen. Dann könnten nämlich Bakterien- oder Pilzsporen keimen, die mikrobiologische Belastung des Getränks würde steigen, gesundheitsschädigende Toxine beziehungsweise Giftstoffe könnten sich bilden.“ Wenn man den Tee in einem verschlossenen Gefäß aufbewahrt, besteht diese Gefahr nicht. „So könnte man etwa die Tagesration Kräutertee in der Früh zubereiten, in eine Thermoskanne füllen und über den Tag verteilt trinken“, rät Kubelka. Süßt man den Tee mit Zucker oder Honig, hat das im Übrigen keinen Einfluss auf die Wirkung. Kubelka: „Man verändert damit nur den Geschmack und führt sich freilich mehr Kalorien zu.“

Am besten biologisch

Wer nun seine Hausapotheke mit heilsamen Kräutertees aufstocken möchte, sollte laut Kubelka Produkten aus biologischem Anbau den Vorzug geben. Diese erfüllen wichtige Qualitätskriterien wie die Abwesenheit von Verunreinigungen z. B. durch Pestizide oder Schwermetalle. Aufbewahrt werden Kräutertees am besten an eher kühlen Orten in dicht schließenden Gefäßen, bevorzugt in dunklen Gläsern. So können ihnen Luft und Licht nichts anhaben, und sie verlieren während der Haltbarkeitsdauer weder ihr Aroma noch ihre Wirkung.

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Kräutertee ist kein Tee

Strenggenommen handelt es sich bei Früchte- sowie auch bei Kräutertee nicht um Tee, sondern um ein teeähnliches Erzeugnis. Als Tee dürfen eigentlich nur jene Sorten bezeichnet werden, die von der Teepflanze stammen, und das sind lediglich schwarzer, grüner und weißer Tee oder ähnliche aus der Teepflanze gewonnene Produkte.

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Kräutertee oder Arzneitee?

Was unterscheidet Kräutertees aus dem Supermarkt von Arzneitees aus der Apotheke? Univ. Prof. Dr. Mag. pharm. Wolfgang Kubelka: „Kräutertees sind Lebensmittel, und Arzneitees sind Arzneimittel. Das heißt, wenn man einen Arzneitee kauft, hat man die Garantie, dass die Qualität des Produkts und die Wirkung den Richtlinien entspricht, die im Europäischen oder Österreichischen Arzneibuch festgeschrieben sind.“

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13 Häferln voller Gesundheit

  • Baldriantee hilft gegen Nervosität und Schlafstörungen.
  • Brennnesseltee wirkt harntreibend und entzündungshemmend.
  • Fencheltee hilft bei Blähungen, Husten und Nervosität.
  • Hagebuttentee lindert die Beschwerden bei Erkältungskrankheiten und Grippe.
  • Holundertee ist ein gutes Mittel gegen Husten, Schnupfen & Co.
  • Johanniskrauttee hilft gegen Nervosität und Schlafstörungen.
  • Kamillentee lindert Magen-Darmbeschwerden.
  • Lavendeltee hilft gegen Schlafstörungen.
  • Lindenblütentee hilft bei Erkältungskrankheiten und Grippe.
  • Malventee lindert Magen­Darmbeschwerden.
  • Melissentee hilft bei Halsweh, Schnupfen, Husten und bringt Entspannung.
  • Pfefferminztee lindert Magen-Darmbeschwerden.
  • Schafgarbentee lindert Magen-Darmbeschwerden sowie Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden.

Stand 01/2014

 

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