Von Apfel bis Zwetschke

Oktober 2006 | Ernährung & Genuss

Wie gesund die Herbstfrüchte sind
 
Es gilt die einfache Gleichung: Je mehr verschiedene Obstsorten man jeden Tag frisch zu sich nimmt, desto größer ist die Bandbreite an Vitaminen, Mineralstoffen und bioaktiven Substanzen, die wir dem Körper zuführen. Diese Stoffe stärken unsere Abwehrkräfte und schützen uns vor Krankheiten. Darum der Expertenrat: Treiben Sie es obstmäßig möglichst bunt!
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Äpfel sind besonders reich an Vitamin C, das das Immunsystem stärkt und vor Erkältungen schützt. Außerdem enthalten sie besonders viel nervenstärkendes Kalium. Was außerdem in Äpfeln steckt: Der Ballaststoff Pektin, der Verstopfungen verhindert und das Wachstum der gesunden Darmflora fördert. Die sekundären Pflanzenstoffe Betacarotin und Quercetin wehren freie Radikale ab und können gegen frühzeitige Hautalterung wirken.

Unter den Beeren zählen vor allem die Brombeere, Holunderbeere und Himbeere zu den Früchten des Herbstes. Beeren sind wahre Ballaststoffbomben, sie fördern also die Verdauung, und sie enthalten viel Vitamin C, das das Immunsystem stärkt. Und sie sind ein veritabler Jungbrunnen: Sie enthalten Anthocyane und Flavonole, das sind Antioxidantien, die freie Radikale fangen, und das hält die Haut jung. In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass Beeren die Gesundheit des Gefäßsystems fördern, weil sie Stoffwechselprozesse unterbinden, die zur Atherosklerose führen. Was die blauen, roten und violetten Farbpigmente in der Beerenschale, die so genannten Anthocyane, und andere sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie die Ellagsäure und Flavonole alles können, wird derzeit ernährungswissenschaftlich erforscht. Bei Versuchen im Labor zeigte sich, dass die Stoffe das Wachstum von Krebszellen stoppen können – ob sie dazu auch im menschlichen Körper in der Lage sind, weiß man allerdings noch nicht.

Wer regelmäßig zu Birnen greift und sie fix in seinen Speiseplan einbaut, führt sich eine ausgewogene Kombination an Ballaststoffen, die die Verdauung positiv beeinflussen, Folsäure, die geistig fit hält, Kalium, das zusammen mit Natrium den Flüssigkeitshaushalt des Körpers reguliert, und Vitamin C zu.

Zwetschken enthalten eine fein ausgewogene Kombination der wichtigen Vitamine A, B und C. Wer sie isst, führt sich mit dem Mix nicht nur ein ideales Abwehrmittel gegen Infektionskrankheiten zu, sondern tut seiner Verdauung etwas außerordentlich Gutes: Zwetschken regen besonders wirkungsvoll die Darmtätigkeit an.

In wissenschaftlichen Studien hat sich gezeigt, dass die Weintraube sozusagen ein „Top-Vorsorge-Obst“ ist. Die Resveratrole und Phenole, die nicht nur in den Weintrauben, sondern auch im Traubensaft und Wein enthalten sind, schützen vor Herz- und Kreislauferkrankungen, und sie haben eine krebshemmende Wirkung. Weintrauben enthalten darüber hinaus ein ganzes Bündel an gesundheitsfördernden Vitaminen, Pflanzenstoffen, aber auch Mikroelementen und Mineralstoffen wie Eisen, Kalzium, Kupfer, Magnesium und Mangan. Weintrauben sind außerdem harntreibend, da sie großteils aus Wasser bestehen.

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INTERVIEW 
mit Dr. Kurt Moosburger – Internist, Sport-, und Ernährungsmediziner in Innsbruck

MEDIZIN populär: Herr Doktor Moosburger, es heißt immer, Obst sollte unbedingt auf unserem täglichen Speiseplan stehen. Warum ist es so wichtig, Äpfel, Birnen, Zwetschken & Co zu essen?

Dr. Kurt Moosburger: Obst ist aus zwei Gründen besonders gesund: Einerseits ist es sehr kalorienarm, es macht also nicht dick. Andererseits stecken so viele Vitamine, Mineralstoffe und bioaktive Substanzen in Obst, wie in keinem anderen Nahrungsmittel. Es ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen, dass sich der Konsum der Früchte wohltuend auf den menschlichen Organismus auswirkt und gesundheitsfördernd ist, also zum Beispiel das Immunsystem stärken kann. Man sollte jeden Tag Obst essen.

„An apple a day keeps the doctor away“, sagt das Sprichwort. Reicht der legendäre eine Apfel am Tag aus, um gesund zu bleiben?

Es spricht viel für diese These. Äpfel stehen in der Skala der gesündesten Früchte sicher sehr weit oben, weil sie neben Vitamin C und anderen Vitaminen auch wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, die gemeinsam mit den Vitaminen die gesundheitsfördernde Wirkung entfalten. Ideal wäre es, eine bunte Mischung aus verschiedenem Obst und auch Gemüse zu essen: Etwas Rotes, Gelbes, Grünes und gelegentlich Blaues.

Blaue Weintrauben, grüne Äpfel, gelbe Birnen und rote Beeren?

Ja, zum Beispiel.

In jüngster Vergangenheit wurde davor gewarnt, Kindern Weintrauben zu geben, weil die Trauben angeblich gesundheitsschädigende Rückstände von Insektenschutzmitteln enthalten.

Zu so einer Warnung gibt es meiner Meinung nach keinen Anlass. Schon Paracelsus hat gesagt, alles ist Gift, es kommt nur auf die Dosis an. Ein Kind isst ja sicher nicht fünf Kilo Weintrauben, sondern vielleicht eine Handvoll. Und wenn sich darin Rückstände von Insektenschutzmitteln befinden, ist die Dosis, die das Kind auf diese Art und Weise aufnimmt, so gering, dass sie sich sicher nicht gesundheitsschädigend auswirkt. Im Gegenteil: Die Vorteile des Trauben-Essens würden immer noch bei weitem überwiegen.

Wie gesund sind die Verarbeitungsprodukte aus Obst, also Kompott, Marmelade oder Apfelstrudel?

Generell gilt: Frisches Obst oder Beeren, die gleich nach der Ernte tiefgefroren wurden, sind am gesündesten. Je höher der Verarbeitungsgrad, desto weniger hat man vom Gesundheitswert des Obstes. Mit Kompotten oder Trockenobst fährt man noch ganz gut, aber wer glaubt, er hat eh Obst gegessen, wenn er ein Marmeladenbrot oder einen Apfelstrudel zu sich nimmt, der irrt. Diese Nahrungsmittel enthalten nur noch einen Bruchteil des Wirkstoffgehalts frischen Obstes.

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INTERVIEW
mit Mag. Doris Fussenegger –  Ernährungswissenschaftlerin am Österreichischen Akademischen Institut für Ernährungsmedizin in Wien.

MEDIZIN populär: Frau Mag. Fussenegger, gibt es Regeln, die man beim Obstkauf einhalten soll?

Mag. Doris Fussenegger: Die Qualitätskriterien sind: Ist das Obst frisch, ist es saisongerecht, stammt es aus der Region und aus biologischem Anbau? Wenn diese Fragen mit ja beantwortet werden können, trifft man ganz sicher eine gute Wahl. Unreifes Obst, oder Früchte, die schon runzelig sind, braune Druckstellen oder eine verletzte Schale haben, sollte man nicht nehmen.

Viele haben es sich zur Gewohnheit gemacht, zum Beispiel einen Apfel zu schälen oder zu zerkleinern, bevor sie ihn essen. Wie wirken sich solche Zubereitungsarten auf die Qualität aus?

Eher schlecht. Aus ernährungswissenschaftlichen Untersuchungen wissen wir, dass manche Vitamine auf gewisse Zubereitungsarten empfindlich reagieren. Der Vitaminverlust tritt auch schon ein, wenn das Obst zur Reinigung in Wasser gelegt wird. Man sollte es nur kurz, aber gründlich waschen und allenfalls mit einem Tuch abtrocknen. Wenn man Obst schält, gehen wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralien oder sekundäre Pflanzenstoffe verloren, die in der Schale stecken, und das sind viele. Wer Obst zerkleinert, bewirkt einen Vitaminentzug, weil die Stücke den Licht-, Sauerstoff- und Temperatureinflüssen stärker ausgesetzt sind als das Obst im Ganzen. Beim Apfel wurde es genau untersucht: Der verliert in zerkleinertem Zustand binnen einer Stunde bis zu 50 Prozent des Vitamin-C-Gehalts. Wenn man gern einen Obstsalat isst, sollte man ihn daher erst kurz vor dem Verzehr zubereiten.

Verliert Obst seine gesundheitsfördernde Wirkung, wenn man es lagert?

Zum Teil. Man hat herausgefunden, dass man zum Beispiel Äpfel und Birnen sehr gut bei einer Raumtemperatur von drei bis maximal zehn Plusgraden Celsius, lichtgeschützt, belüftet und bei hoher Luftfeuchtigkeit lagern kann. Nach zwei bis drei Monaten haben die Früchte dann zwar einen relativ großen Anteil der Wirkstoffe und Vitamine verloren, aber sie enthalten noch viele bioaktive Inhaltsstoffe und pflanzliche Faserstoffe, die zusammenwirken und Obst gesund machen. Beeren friert man nach der Ernte am besten ein, dann ist der Vitaminverlust gering.
 

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