Weltweit lässt sich jeder zehnte Fall von Typ-2-Diabetes auf den Konsum von zuckerhaltigen Getränken zurückführen. Ebenso steht eine von 30 Herz-Kreislauf-Erkrankungen in direktem Zusammenhang mit dem Verzehr von Softdrinks, wie eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ zeigt. Angesichts dieser alarmierenden Zahlen fordert das internationale Forschungsteam dringende politische Maßnahmen.
Neue Zahlen
In der Schweiz etwa wurden 10,5 Prozent aller neu diagnostizierten Typ-2-Diabetes-Fälle im Jahr 2020 mit dem Konsum von Süßgetränken in Verbindung gebracht, erklärte die Erstautorin der Studie, Laura Lara-Castor. Zudem seien 3,1 Prozent aller neudiagnostizierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf diese Getränke zurückzuführen.
Dass Softdrinks ungesund sind, ist bekannt – nun liefern die Forschenden jedoch neue, konkrete Zahlen: Insgesamt könnten weltweit 2,2 Millionen neue Fälle von Typ-2-Diabetes und 1,2 Millionen neue Herz-Kreislauf-Erkrankungen allein im Jahr 2020 durch den Konsum von Limonaden, Energydrinks und anderen zuckerhaltigen Getränken verursacht worden sein.
Datenanalyse
Die Forschungsgruppe um Lara-Castor von der US-amerikanischen Tufts University analysierte Daten der Global Dietary Database, einer umfassenden Sammlung von Informationen zu Ernährungsgewohnheiten, Adipositas und Diabetesraten in 184 Ländern. Auf Grundlage von Daten aus den Jahren 1990 bis 2020 berechneten die Wissenschaftler, wie hoch der Anteil von Erkrankungen ist, die auf den Konsum süßer Getränke zurückgehen.
Besonders betroffen: Lateinamerika und Afrika
Die Ergebnisse zeigen: Besonders stark betroffen sind Länder in Lateinamerika, der Karibik und Afrika südlich der Sahara. Dort macht der Konsum gesüßter Getränke einen erheblichen Anteil an der Zunahme von Diabetes aus. Besonders hoch sind die Raten in Kolumbien, Mexiko und Südafrika. Mit wachsendem Wohlstand steige auch die Beliebtheit und Verfügbarkeit zuckerhaltiger Getränke, betont die Studie. Dies trage dazu bei, dass insbesondere in Entwicklungsländern Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf dem Vormarsch seien. Auch in Österreich sind die Zahlen besorgniserregend: Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) schätzt, dass derzeit rund 800.000 Menschen in Österreich mit Diabetes leben – Fachleute gehen unter Einberechnung von Prädiabetes sogar von über einer Million Betroffenen aus.
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