Neue Entwicklungen in Diagnose und Therapie sollen die Heilungschancen und die Lebensqualität von Männern mit Prostatakrebs entscheidend verbessern.
Prostatakrebs ist mit rund 7.500 Neuerkrankungen und mehr als 1.400 Todesfällen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Österreich. Seit Jahrzehnten wird daran gearbeitet, aggressive Formen möglichst früh zu erkennen und bei notwendigen Eingriffen besonders schonend vorzugehen. Zwei aktuelle Studien, an denen österreichische Experten beteiligt waren, könnten hier deutliche Fortschritte bringen.
In den vergangenen Jahren hat sich die Gewebeentnahme bei Prostatakrebs-Verdacht dank Ultraschall- oder Magnetresonanz-Unterstützung erheblich verbessert. Ein weiterer Innovationsschub könnte nun durch Mikro-Ultraschall-Technik erfolgen: Mit ihr lassen sich Strukturen mit einer Auflösung von bis zu 0,07 Millimetern darstellen – eine um 300 Prozent höhere Detailgenauigkeit als bei herkömmlichen Ultraschallverfahren. Das berichten Adam Kinnard von der Universität Alberta (Kanada) und seine Co-Autoren, darunter Ferdinand Luger vom Ordensklinikum der Elisabethinen in Linz, im Fachjournal der amerikanischen Ärztegesellschaft.
Mikro-Ultraschall als praktikable Alternative zur Magnetresonanz
Parallel zur Publikation wurden die Studienergebnisse auch beim Jahreskongress des Europäischen Urologie-Verbandes (EAU25) in Madrid vorgestellt. Ziel der Untersuchung war es, die Leistungsfähigkeit von Mikro-Ultraschall gegenüber der Magnetresonanztomografie (MRI) bei der Unterstützung von Gewebeproben zu vergleichen. Während eine MRI getrennt von der Biopsie erfolgt und Zugang zu teuren Geräten erfordert, kann Ultraschall in nahezu jeder Arztpraxis eingesetzt werden.
An 20 Urologiezentren in acht Ländern wurden 802 Männer über 18 Jahren mit Prostatakrebs-Verdacht in die Studie aufgenommen. 102 Männer erhielten ihre Biopsie ausschließlich unter Mikro-Ultraschall, 262 mittels einer Kombination aus MRI und Mikro-Ultraschall und 331 durch MRI in Verbindung mit konventionellem Ultraschall.
Die Ergebnisse waren vielversprechend: Bei 46,1 Prozent der Teilnehmer wurde ein klinisch relevanter Tumor entdeckt – im Vergleich zu 42,6 Prozent bei der bislang besten Standardkombination aus MRI und konventionellem Ultraschall. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant, dennoch deutet vieles darauf hin, dass Mikro-Ultraschall künftig eine einfachere und effizientere Alternative bieten könnte. Für die Experten bleibt die wichtigste Botschaft dennoch: Früherkennung rettet Leben. Die Österreichische Krebshilfe empfiehlt Männern ab 45 Jahren eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung.
Schnellschnittverfahren verbessert chirurgische Ergebnisse
Ebenfalls beim EAU25 in Madrid vorgestellt und im Fachmagazin The Lancet publiziert, präsentierte ein britisches Forscherteam um Eoin Dinneen vom University College London neue Erkenntnisse zur chirurgischen Entfernung der Prostata. Untersucht wurde, ob eine schnelle pathologische Untersuchung während der roboterassistierten Operation die funktionellen Ergebnisse verbessern kann.
Mit der sogenannten „NeuroSAFE“-Technik wird während des Eingriffs geprüft, ob die für die Potenz wichtigen Nervenbündel erhalten bleiben können. Die Resultate sprachen klar für das neue Vorgehen: Schon kurz nach der Operation zeigte sich eine höhere Kontinenzrate, und auch ein Jahr nach dem Eingriff berichteten die Patienten von einer besseren erektilen Funktion.
Fotos: istock TAK