Haut, Haare, Nägel & Kosmetik

Bereit für die OP?

Wie sich Keime, die Wundinfektionen auslösen, vor und nach einer Operation verringern lassen.

von Mag. Silvia Feffer-Holik

Eine Wundinfektion nach Operationen ist trotz größter Sorgfalt im Operationssaal und aller Fortschritte der modernen Chirurgie immer noch gefürchtet. Wenn, dann tritt sie innerhalb von 30 Tagen nach einer OP auf. Nach dem  Einsatz von Implantaten oder künstlichen Gelenken kann sich eine Wundinfektion auch erst später – innerhalb von drei Monaten – zeigen. Diese Komplikation lässt sich in der Regel sehr gut behandeln, aber es kann auch passieren, dass die Erreger nicht auf Antibiotika ansprechen, sich sogenannte Resistenzen gebildet haben. „Wundinfektionen nach Operationen gehören neben Lungenentzündungen und Harnwegsinfektionen zu den Top 3-Infektionen in Gesundheitseinrichtungen. Ein großer Anteil davon wird durch das Bakterium Staphylococcus aureus verursacht, das viele Patienten, ohne Beschwerden zu haben, auf der Hautoberfläche tragen“, erklärt Univ. Prof. Dr. Ojan Assadian, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (ÖGKH).

Desinfizieren, nicht rasieren

Ungeachtet der Tatsache, dass der Hygienestandard in Österreichs Krankenhäusern sehr hoch ist – angefangen von steriler Abdeckung, der Verwendung von sterilen Instrumenten, spezieller OP-Kleidung, einer fallweisen Antibiotikagabe vor dem Eingriff bis hin zum Einsatz von minimal-invasiven Operationstechniken, die eine Verletzung von Haut und Weichteilen möglichst gering halten – , können Patienten ihr persönliches Wundinfektionsrisiko zusätzlich senken. Erreger wie das Staphylococcus-Bakterium kommen häufig in der Nase und auf der Haut vor. Wer sich drei bis fünf Tage vor dem Operationstermin gezielt mit antibakteriellen Mitteln duscht und auch die Haare damit wäscht bzw. mit einer antibakteriellen Salbe die Nase reinigt, sorgt dafür, dass die Keime von der Haut bzw. aus dem Riechorgan gespült werden.
Im Wiener Orthopädischen Spital Speising wurde Patienten in den letzten zehn Jahren insbesondere vor Operationen im Bauchraum und im Hüft- bzw. Kniebereich Präparate mit dem Wirkstoff Chlorhexidin zur Körperpflege vor der Operation mitgegeben, die Erfahrungen damit waren durchwegs positiv. Auch sehr wichtig:  Männer sollen sich unmittelbar vor der Operation nicht rasieren, Frauen sollten ebenfalls auf Achsel- und Beinrasur verzichten. Der Grund: Die Rasur verursacht winzige Verletzungen der Haut, dadurch können Keime in den Körper gelangen und eine Wundinfektion nach der OP fördern.

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Wundversorgung nach einer Operation

Nach einem Spitalsaufenthalt wieder daheim. Worauf man bei einem Verbandswechsel bei einer frischen Wunden achten sollte, erklärt die Dipl. Gesundheits- und Krankenpflegerin Michaela Krammel – sie ist in der WDM® Stabstelle Wunddiagnostik und Stomamanagement des Krankenhauses Göttlicher Heiland in Wien tätig – u.a. im folgenden Interview:

MEDIZIN POPULÄR: Was ist bei der Versorgung von Operationswunden zu Hause zu beachten?

Michaela Krammel: Wichtig ist es, die Wunde solange wie möglich keimfrei zu halten, idealerweise mit sterilen Kompressen bzw. mit sterilen Pflastern, die luftdurchlässig sind und alle ein bis zwei Tage gewechselt werden sollten.

Wie sollte der Verbandswechsel erfolgen?

Der Verband sollte vorsichtig entfernt werden, es gibt auch spezielle Sprays in der Apotheke, die das Ablösen von Pflastern erleichtern. Sollten Flüssigkeiten wie z.B. Blut im Verband ersichtlich sein, darf weder Alkohol noch Wundbenzin mit der Wunde in Kontakt kommen.
Ist die Wunde hingegen trocken, sollte sie mit einem Desinfektionsmittel behandelt werden, bevor der neue sterile Verband angebracht wird. Materialien, die Wundkontakt haben, müssen unbedingt keimfrei sein, einmal angebrochenes Material darf beim nächsten Verbandswechsel nicht mehr verwendet werden. Auch die Schere zum Zuschneiden muss vor Gebrauch desinfiziert werden. Der neue Verband sollte spannungsfrei aufliegen.

Wann und warum muss die OP-Wunde beim Duschen vor Wasser geschützt werden?

Der Körper bildet in der Regel als Barriere vor Infektionen neues Bindegewebe. 24 bis 72 Stunden nach dem operativen Eingriff entsteht so grob gekörntes Füllbindegewebe, sogenanntes Granulationsgewebe, damit wird die Wunde zunehmend aufgefüllt. Daher ist es nach ärztlicher Rücksprache meist am zweiten, dritten Tag nach der Operation möglich, unter steriler Abdeckung wieder zu duschen – wenn man einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet:
Solange noch Nähte in der Wunde sind, sollte man unbedingt verhindern, dass Bakterien bzw. Keime in die Wunde gelangen – und zwar jene, die sich in den Duschköpfen bzw. Leitungen befinden. Daher vor dem Duschen das heiße und kalte Wasser einige Minuten lang rinnen lassen, um die Leitungen zu fluten und die Bakterien auszuschwemmen. Besonders für Personen mit einem schwachen Immunsystem sind die im Wasser vorkommenden Pseudomonas-Bakterien gefährlich, da sie auch Wundinfektionen auslösen.
Weiters sollten beim Duschen zum Schutz der Operationswunde entweder spezielle Duschpflaster verwendet werden, sie haben eine wasserabweisende Beschichtung. Nach dem Duschen muss das Duschpflaster entfernt, die trockene Wunde  mit einem Desinfektionsmittel gereinigt und wieder mit einem sterilen luftdurchlässigen Verband bzw. Pflaster versorgt werden. Es gibt auch die Möglichkeit, sogenannte semiokklusive Verbände zu wählen, die einige Tage auf der Wunde bleiben können. Sie  sind halbdurchlässig, das heißt, Wasserdampf kann vom Wundbereich nach außen dringen, Bakterien und Wasser hingegen nicht zur Wunde.

Wie macht sich eine Wundinfektion bemerkbar?

Die häufigsten Komplikationen nach Operationen sind Nachblutungen und Infektionen. Bei einer Wundinfektion sind Bakterien eingedrungen, die Wunde ist stark gerötet, schmerzt, schwillt an, es kommt zur Bildung von vermehrtem Wundsekret, von Eiter, oft können auch Fieber oder Schüttelfrost auftreten.
Der behandelnde Arzt wird abschätzen, ob eine spezielle Reinigung und Versorgung der Wunde ausreichend sind oder ob zusätzlich auch ein Antibiotikum nötig ist.

Was soll man bei Nachblutungen machen?

Bei kleineren Blutungen sollte man den blutigen Wundverband selbst wechseln (mit sauberen Händen, sterilem Verband …) und gleichzeitig mit leichtem Druck auf den neuen Wundverband die Blutung stoppen. Hört die Wunde nicht auf zu bluten bzw. bei starken Nachblutungen sollte man sofort einen Arzt aufsuchen.

Ab welchem Zeitpunkt der Wundheilung kann man den Verband/das Pflaster weglassen?

Nach der Nahtentfernung, wenn die Wunde gut verheilt ist, die Wundränder schließen und nicht auseinanderklaffen. Wird Narbensalbe in die betroffene Hautstelle kreisend einmassiert, wird das Gewebe geschmeidiger.

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Foto: iStock, choja

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