Dr. Johannes Bisschoff, Facharzt für Dermatologie und Allergologie, Leiter des Wahlarztzentrums „Medizin am Hauptbahnhof“ in Wien, beantwortet die aktuelle Leserfrage.

Facharzt für Dermatologie und Allergologie, Leiter des Wahlarztzentrums „Medizin am Hauptbahnhof“ in Wien
MEDIZIN POPULÄR-Leserin Gertrude S. (70) fragt: Ich bekomme seit einigen Jahren vermehrt kleine rote Punkte auf der Haut. Manchmal verschwinden sie nach Monaten, werden aber tendenziell langsam größer und mehr. Woher kommen diese roten Punkte und was kann man dagegen tun?
Blutschwämmchen, auch Hämangiome genannt, sind gutartige Wucherungen von Blutgefäßen in der Haut oder im Gewebe. Sie zeigen sich als rote, blaue oder violette Flecken oder Knötchen und können flach oder erhaben sein. Anfangs sind die Blutschwämmchen nur kleine Punkte, die im Laufe der Zeit größer werden. Oft kommen sie am Rumpf vor, verursachen weder Schmerzen noch Juckreiz und sind in den allermeisten Fällen völlig harmlos. Frauen und Männer sind in etwa gleich häufig von Hämangiomen betroffen.
Was ist die Ursache?
Die genaue Ursache von Hämangiomen ist nicht vollständig geklärt. Fest steht, dass sie durch eine Fehlbildung oder eine übermäßige Vermehrung von Blutgefäßen entstehen. Während bei Säuglingen meist angeborene Hämangiome auftreten, entwickeln Erwachsene häufiger sogenannte senile Hämangiome oder kirschrote Angiome, die im Laufe des Lebens in ihrer Anzahl und in ihrer Größe zunehmen. Hormonelle Veränderungen, genetische Veranlagung, bestimmte Medikamente und Umwelteinflüsse können dabei eine Rolle spielen, dass vermehrt Wachstumsfaktoren gebildet werden und es so zu neuen Hämangiomen oder zum Wachsen bereits bestehender Blutschwämmchen kommt.
Häufig ist auch die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft der Auslöser für die Entstehung von Hämangiomen. Bei manchen Frauen bilden sich die Punkte nach der Schwangerschaft etwas zurück, meist bleiben sie jedoch dauerhaft bestehen. Menschen mit einem hellen Hauttyp neigen grundsätzlich stärker zur Bildung von senilen Hämangiomen als Menschen mit dunklerem Hauttyp.
Sind Hämangiome Grund zur Sorge?
Blutschwämmchen sind gutartige Hautveränderungen und müssen daher in den meisten Fällen nicht behandelt werden. Sie verursachen in der Regel keine Beschwerden, es sei denn, sie befinden sich an ungünstigen Stellen, wie z.B. an den Augen oder Schleimhäuten, oder sie wachsen ungewöhnlich schnell. In sehr seltenen Fällen können sie auf eine zugrundeliegende Erkrankung hinweisen. Hämangiome sollten daher immer fachärztlich abgeklärt werden, wenn sie sich verändern, auffällig wachsen, bluten oder als störend empfunden werden.
Wie erfolgt die Therapie?
Falls ein Hämangiom kosmetisch stört, sehr groß ist oder Beschwerden verursacht, kann es mit verschiedenen Methoden entfernt werden. Recht häufig werden senile Hämangiome mit einem Laser therapiert. Dabei kommt ein moderner Gefäßlaser zum Einsatz, der auf den roten Farbstoff abzielt. Das Hämangiom verschwindet also in der Sekunde, in der das Laserlicht auf das Blutschwämmchen trifft. Die Haut bleibt dabei unverletzt. Durch diese Lasertherapie können störende Hämangiome schmerz- und narbenarm entfernt werden. Die Laserbehandlung sollte nach Möglichkeit in der sonnenarmen Jahreszeit, sprich Herbst oder Winter, durchgeführt werden.
Werden Blutschwämmchen im Laufe der Zeit sehr groß und von den Betroffenen als unangenehm empfunden, kann man sie unter örtlicher Betäubung entfernen und die Wunde anschließend vernähen. Es bleibt dann eine kleine Narbe zurück. Auch mittels Kryotherapie, Elektrokauterisation oder Verödung können Blutschwämmchen therapiert werden.
Kann man vorbeugen?
Da ihre genaue Ursache nicht vollständig geklärt ist und die Genetik eine gewisse Rolle zu spielen scheint, gibt es leider keine sichere Methode zur Vorbeugung von Blutschwämmchen.
Fotos: istock Nemes Laszio