„Falten sind die Haltestellen der Gesichtszüge“, formulierte es der deutsche Komiker Heinz Erhardt. Wer die „Gesichtszüge“ bremsen und länger jung aussehen möchte, findet bei MEDIZIN populär die besten Hautpflegetipps für die reifen Jahre.
Von DI(FH) Elena Bertolini
Liebevolle Behandlung wirkt
„Im Laufe der Jahre verlieren die Kollagenfasern der Haut an Spannkraft. Die Regenerationsfähigkeit der Hautzellen lässt nach, die Schweiß- und Talgdrüsenaktivität ist vermindert. Die Haut wird trocken, dünn und verletzlich – Runzeln und schlaffe Hautpartien werden sichtbar“, schildert Univ. Prof. Dr. Jolanta Schmidt, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Wien, das Dilemma reifer Haut. Der deutsche Komiker Heinz Erhardt beschreibt launig als „Haltestellen der Gesichtszüge“, was zuerst rund um die Augen und auf der Stirn in Erscheinung tritt: Falten, die sich im Lauf der Jahre immer tiefer in die Haut graben und schließlich ein Netz aus Linien auf Gesicht, Hals und Dekolleté zeichnen. Um zu verhindern, dass aus „Haltestellen“ Endstationen werden, stehen uns heute zahlreiche Präparate mit hautregenerierenden und faltenmildernden Inhaltsstoffen zur Verfügung. Erlaubt ist, was gut tut, denn: Je älter unsere Haut wird, desto liebevoller sollten wir sie behandeln.
Ersten Falten rasch entgegenwirken
Liebevolle Behandlung bewirkt nicht zuletzt, dass nicht jede Falte für immer in unserem Gesicht bleibt. Sehr oberflächliche Falten sind oft auf einen Feuchtigkeitsmangel der obersten Hautschichten zurückzuführen. Dies ist vor allem bei reifer Haut häufig der Fall, da der natürliche sogenannte Hydrolipidfilm an der Hautoberfläche im Alter abnimmt. „Hier helfen Moisturizer mit Inhaltsstoffen wie Hyaluronsäure, Alpha- und Lipohydroxysäuren oder Urea, um die Haut sofort sichtbar wieder aufzupolstern. Trockenheitsfältchen verschwinden so im Nu, die Haut wirkt wieder glatt und prall“, erklärt die Expertin und fügt hinzu: „Fältchen können auch durch qualitative Veränderungen der Kollagen- und Elastinfasern reifer Haut entstehen. Diese kann man kosmetisch mit den Vitaminen Retinol, Vitamin C und Vitamin E sowie mit Fruchtsäurecremes in niedrigen Konzentrationen behandeln. Die Substanzen helfen der Haut den Feuchtigkeitsverlust auszugleichen, die Zellerneuerung zu beschleunigen und die Gewebestruktur zu verbessern.“ Überdies können seitens der Dermatologie sogenannte Chemopeelings zur Reduktion oberflächlicher Falten eingesetzt werden.
Pflegen statt Spritze und Skalpell
Auch wenn sich die Falten tiefer und tiefer in die Haut graben, sind Botoxspritze und Skalpell beileibe nicht die einzigen Auswege: „Zu Beginn der Hautalterung, die bei Frauen mit etwa 30 Jahren und bei Männern mit etwa 35 Jahren einsetzt, genügt häufig die Vermeidung ungesunder und schädlicher Verhaltensweisen (siehe unten) in Kombination mit entsprechender Pflege. Bei deutlichen Falten, Hauterschlaffung, Pigmentflecken und Verhornungsstörungen ist es sinnvoll, sich vom Hautarzt den Typ der Hautalterung bestimmen zu lassen. Aufbauend auf das Ergebnis dieser Analyse wird dann ein individuelles Behandlungsprogramm erstellt“, weiß Schmidt.
Reinigen ohne Strapaze
Bei der Pflege kommt es nicht nur auf liebevolle, sondern auch auf schonende Behandlung an. Das gilt vor allem für die Reinigung. Da die Haut mit zunehmendem Alter trockener und anfälliger für äußere Einflüsse wird, sollten Waschcreme und Gesichtswasser seifenfrei sein und keinen Alkohol enthalten. „Noch besser ist es, die Haut mit rückfettenden und hautschonenden Emulsionen zu reinigen. Danach sollte man stets eine feuchtigkeitsspendende und zellerneuernde Gesichtscreme auftragen“, rät Haut-Expertin Schmidt.
Wenn’s juckt, Feuchtigkeit zuführen
Besonders viel Feuchtigkeit braucht die Haut, wenn sie juckt, schuppt, sich rötet. Dann kann man es mit dem sogenannten Altersjuckreiz zu tun haben. Das Problem kommt daher, dass die Haut mit den Jahren nicht mehr so viel Feuchtigkeit speichern kann. Also trocknet sie mehr und mehr aus, was ein unangenehmes Jucken hervorrufen kann. Dieses Dilemma reifer Haut tritt besonders an talgdrüsenarmen Regionen wie Hals, Armen oder Beinen auf. „Die Pflege dieser Hautpartien sollte daher feuchtigkeitsbindende Substanzen wie Urea, hautberuhigendes Panthenol und zusätzlich nährende Pflanzenöle enthalten“, empfiehlt die Dermatologin.
Empfindliche Regionen besonders bedenken
Mehr und mehr Zuwendung verlangen mit den Jahren die empfindlichen Hautregionen, z. B. die Augenpartie: Die Haut unter und seitlich unserer Sehorgane ist besonders dünn und drüsenarm, erste Falten zeigen sich daher bevorzugt in diesem Bereich. Um der Faltenbildung entgegenzuwirken, sollte in dieser Region eine besonders nähr- und vitalstoffreiche Creme mit intensiv wirkenden Inhaltsstoffen aufgetragen werden. Auch für die Hände gilt: Pflegen, pflegen, pflegen! Sie besitzen nur ein geringes Unterhautfettgewebe und keine Talgdrüsen. Aus diesem Grund bedürfen die Hände ebenfalls einer gezielten Extrabehandlung mit besonders feuchtigkeitsspendenden Inhaltsstoffen und extra UV-Schutz. Bei der täglichen Pflege sollte man aber auch den Hals nicht vergessen. „Dort ist die Haut talgdrüsenarm und grundsätzlich trockener – ein Zustand, der sich im Alter noch verstärkt. Es ist daher ratsam, diese Region mit einer fetthältigeren Creme zu pflegen als Gesicht und Dekolleté“, so Schmidt. Darüber hinaus wirken schonende Massagen der genannten Hautpartien durchblutungsfördernd und sorgen für eine bessere Aufnahme der aufgetragenen Wirkstoffe.
Pigmentflecken immer untersuchen lassen
Neben Falten sind Pigmentflecken eindeutige Beweise dafür, dass es ewige Jugend nur im Märchen gibt. Die uncharmant als Altersflecken bezeichneten Hauterscheinungen sind zum Glück meist ungefährlich. Da die Hautverfärbungen aber die Folge von jahrelanger Sonneneinstrahlung und einer damit verbundenen chronischen Lichtschädigung der Zellen sind, rät die Hautärztin dennoch zu Vorsicht: „Pigmentflecken sollten prinzipiell vor jeder Behandlung von einem Hautarzt untersucht werden, um Krankheiten auszuschließen.“
Eigene Gewohnheiten überdenken
Zu welcher Zeit sich erste Falten auf dem Gesicht abzeichnen, entscheiden zum einen Teil die Gene – zum anderen Teil aber wir selbst: „Da unsere Haut die Grenze zwischen Körper und Umwelt bildet, ist sie äußeren Einflüssen wie Kälte, Hitze und UV-Strahlung besonders stark ausgesetzt. Neben diesen Faktoren spielt auch der Lebensstil eine wesentliche Rolle bei der Faltenbildung. Nikotin, Alkohol und andere Zellgifte beschleunigen den Vorgang vorzeitiger Hautalterung“, erklärt die Dermatologin. Grund genug, sich von schädlichen Glimmstängeln zu verabschieden, auf das eine oder andere Feierabendbier zu verzichten und Sonnenbäder nur mit ausreichend UV-Schutz zu genießen.
Viele Vitamine, wenig Zucker
Zum hautfreundlichen Lebensstil gehört neben regelmäßiger Bewegung an der frischen Luft, ausreichend Schlaf und wenig Stress auch die richtige Ernährung. Die Haut ist nämlich nicht nur der Spiegel der Seele, sondern auch der Nähr- und Vitalstoffzufuhr. „Wochenlange, einseitige protein- und vitaminarme Radikaldiäten beeinflussen den Hautzustand negativ“, weiß Schmidt. „Vitamine sind wichtig, sie wirken antioxidativ und bekämpfen so die Bildung freier Radikale, eine der wichtigsten Ursachen der Hautalterung.“ Eine gesunde, zuckerarme Ernährung und ausreichend Sport sind also nicht nur eine Wohltat für unsere Figur, sondern helfen auch dabei, länger jung auszusehen.