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Gesundheit weltweit & Forschung, Krebserkrankungen

Früherkennung von Lungenkrebs rettet Leben

Eine britische Studie belegt eindrucksvoll den Erfolg moderner Lungenkrebs-Screenings: Rund 80 Prozent der entdeckten Tumoren wurden in einem heilbaren Frühstadium diagnostiziert.

Während Länder wie Deutschland, Großbritannien und Norwegen bereits nationale Programme zur Früherkennung eingeführt haben, hinkt Österreich weiterhin hinterher. Der Wiener Lungenspezialist Arschang Valipour (Klinik Floridsdorf) fordert eindringlich ein Screening-System auch hierzulande. Die im Fachjournal Lancet Oncology veröffentlichte Untersuchung wurde kürzlich vom Deutschen Ärzteblatt zusammengefasst: Bei jedem 50. Teilnehmenden – allesamt Raucher aus strukturschwachen, ethnisch vielfältigen Stadtteilen Londons – wurde durch eine Niedrigdosis-CT ein Lungenkarzinom entdeckt, in fast 80 Prozent der Fälle im Stadium I oder II.

Hoher Nutzen bei Risikogruppen

Die Untersuchung wurde im Nordosten und Zentrum Londons durchgeführt, Regionen mit hoher Raucherquote und sozioökonomischer Benachteiligung. Bei 618 von insgesamt 12.733 Teilnehmern (4,8 Prozent) wurde im CT ein verdächtiger Befund erhoben. In 261 Fällen (42,2 Prozent) bestätigte sich der Verdacht auf Lungenkrebs – 207 Tumoren (79,3 Prozent) befanden sich in einem frühen, potenziell heilbaren Stadium. Diese Ergebnisse untermauern die Forderungen Valipours: „Das Diagnosezeitfenster entscheidet über Leben oder Tod“, erklärte er bei einer Veranstaltung der Praevenire-Initiative.

Österreichs Rückstand bei der Früherkennung

Laut Valipour erkranken in Österreich jährlich rund 5.000 Menschen an Lungenkrebs, 4.000 sterben daran. Nur 25 Prozent der Tumoren werden aktuell in einem heilbaren Stadium erkannt, fast die Hälfte erst im weit fortgeschrittenen Stadium IV. Seit zwei Jahrzehnten ist belegt: Einmal jährlich durchgeführte Low-Dose-CTs bei Rauchern ab 55 Jahren sind die effektivste Maßnahme zur Senkung der Mortalität. Die Untersuchung dauert nur zehn Sekunden. Studien zeigen: Das Gesamt-Sterberisiko sinkt dadurch um 48 Prozent, die lungenkrebsspezifische Sterblichkeit sogar um 45 Prozent.

Dramatische Unterschiede je nach Diagnosezeitpunkt

„Im Stadium I liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei rund 80 Prozent – im Stadium IV nur bei fünf bis zehn Prozent“, so Valipour. Selbst neue Therapien haben diese Quote nur minimal verbessert. Der Spezialist warnt vor der Kostenfalle: Während Österreich jährlich hunderte Millionen Euro in Therapien für fortgeschrittene Krebsstadien investiert, fehle es an Prävention. Sechs europäische Länder haben bereits nationale Früherkennungsprogramme etabliert oder sind dabei, diese umzusetzen. Regionale Pilotprojekte gibt es in weiteren Staaten – in Österreich hingegen herrsche Stillstand.

Auch aktuelle deutsche Zahlen bestätigen den Nutzen: Durch das Screening verdoppelte sich der Anteil früh erkannter Tumoren von 24 auf 80 Prozent. Gleichzeitig sank der Anteil fortgeschrittener Lungenkarzinome von 76 auf 21 Prozent – ein eindrucksvoller Beleg für die Wirksamkeit systematischer Früherkennung.


Fotos: istock CreativeDesignArt

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