Wie Eltern die Zahngesundheit ihrer Kinder von Anfang an fördern können, erläutert DDr. Marianne Hahn, Zahnärztin in Edlitz (NÖ).
Ab wann sollten Eltern mit der Zahnpflege ihrer Kinder beginnen?
Bereits mit dem Durchbruch des ersten Milchzahns, etwa im Alter von sechs Monaten, sollten Eltern mit der Zahnpflege beginnen. Es ist entscheidend, Kinder frühzeitig an das Zähneputzen zu gewöhnen und eine regelmäßige Routine zu etablieren – möglichst zwei Mal täglich. Wichtig ist, dass Kinder Freude am Zähneputzen haben und selbstständige Putzversuche unterstützt werden, um Verantwortung für ihre Mundhygiene zu übernehmen. Bis zum Alter von etwa zehn Jahren sollten Eltern jedoch weiterhin nachputzen und die Mundhygiene kontrollieren.
Welche Hilfsmittel empfehlen Sie?
Zu Beginn ist eine weiche Kinderzahnbürste ideal. Da Kinder oft auf den Bürsten kauen, ist ein häufiger Wechsel nötig – am besten, sobald die ersten Borsten abstehen. Mit zunehmendem Alter empfehle ich elektrische Zahnbürsten, die allen das Putzen erleichtern. Zudem sollten Kinder frühzeitig, mit dem Durchbruch der ersten Backenzähne, an die Verwendung von Zahnseide gewöhnt werden, um auch die Zwischenräume gründlich zu reinigen. Zahnpasta sollte erst eingeführt werden, wenn Kinder in der Lage sind, sie auszuspucken. Vorher genügt es, die Zähne mit Wasser und einer Zahnbürste zu putzen.
Wie kann die Mundgesundheit schon vor dem Zahnen gefördert werden?
Ein wichtiger Aspekt ist die Hygiene von Schnullern, um die Übertragung von Bakterien zu vermeiden. Also den Schnuller gründlich abwaschen und nicht abschlecken, wenn er zu Boden fällt. Auch beim Besteck ist darauf zu achten, dass es nicht gemeinsam genutzt wird. Zudem sollten Eltern darauf achten, dass Verwandte und Freunde den kleinen Liebling nicht übermäßig küssen, um das Risiko der Keimübertragung zu minimieren.
Welche Rolle spielt die Ernährung für die Zahngesundheit?
Zu viel Zucker ist der Feind für uns alle – nicht nur für unsere Zähne, sondern unseren ganzen Körper. Es ist natürlich unrealistisch, Kinder ganz ohne Süßigkeiten zu erziehen, aber es ist wichtig, den Zuckerkonsum zu regulieren. Süßes sollte zu einem bestimmten Zeitpunkt genossen werden und nicht über den ganzen Tag verteilt. Zuckerhaltige Getränke sollten ebenfalls die Ausnahme und kein ganztägiger Begleiter sein.
Welche langfristigen Folgen kann schlechte Zahngesundheit haben?
Schlechte Zahngesundheit kann sowohl psychische als auch physische Probleme mit sich bringen. Psychische Folgen sind beispielsweise Angst vor der Zahnärztin oder dem Zahnarzt oder Scham über das eigene Gebiss. Physische Probleme können Fehlstellungen, Kiefer- oder Zahnfleischerkrankungen sowie Schwierigkeiten bei der Sprachentwicklung und Verdauungsstörungen umfassen. Generell ist zu betonen, dass die Mundgesundheit einen massiven Einfluss auf die allgemeine körperliche Gesundheit hat.
Wie häufig sollten Kinder zur Zahnärztin oder zum Zahnarzt gehen?
Der erste Zahnarztbesuch sollte um den ersten Geburtstag herum erfolgen, oder bereits früher, wenn spezifische Probleme auftreten. Danach sind halbjährliche Kontrollen empfehlenswert, um die Zahngesundheit regelmäßig zu überwachen. Es ist wichtig, dass beim ersten Besuch keine bohrenden Tätigkeiten in Anwesenheit des Kindes durchgeführt werden, um unnötige Ängste zu vermeiden. Ich empfehle, das Kind auf den Schoß eines Elternteils zu setzen, um ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
Welche Faktoren führen zu Zahnproblemen bei Kindern?
Karies ist eine der häufigsten Ursachen für Zahnprobleme und resultiert aus einer bakteriellen Infektion. Karies im frühen Milchgebiss ist jedoch absolut vermeidbar. Eltern können durch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßiges Zähneputzen viel zur Prävention beitragen. Es gibt allerdings auch Mineralisationsstörungen wie Schmelzdefekte, die zu ernsthaften Problemen führen können, sowie schwarze Verfärbungen, sogenannte „black stains“, die unabhängig von der Mundhygiene auftreten.
Was können Eltern tun, um Zahnspangen zu vermeiden?
Eine der wichtigsten Maßnahmen ist, die Verwendung von Schnullern zu begrenzen und auf die Gesundheit der Milchzähne zu achten. Wenn Zahn- oder Kinderärzte feststellen, dass das Schluckmuster des Kindes ungünstig ist, sollten sie frühzeitig einen Logopäden konsultieren. Mit Achtsamkeit und rechtzeitigen Maßnahmen lassen sich viele Probleme vermeiden.
Gibt es einen abschließenden Tipp für Eltern?
Es ist ratsam, neben der häuslichen Mundhygiene auch professionelle Mundhygiene bei der Zahnärztin, beim Zahnarzt in Anspruch zu nehmen. In Österreich haben alle Kinder zwischen dem zehnten und 18. Lebensjahr Anspruch auf eine von der Krankenkasse finanzierte Mundhygiene einmal jährlich.
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