Sensible Haut: gerötet, gereizt, entzündet

Oktober 2015 | Kosmetik & Pflege

Von harmlos bis ernst: Wenn die Haut juckt, brennt oder Bläschen zeigt, kann es sich um eine Bagatelle handeln oder Ausdruck einer schweren Erkrankung sein. In MEDIZIN populär erfahren Sie, was meist hinter den klassischen Symptomen gereizter Haut steckt.
 
Von Mag. Helga Schimmer

Als größtes Organ unseres Körpers ist die Haut zugleich Schutzmantel gegen äußere Einflüsse und Spiegel für innere Vorgänge. Sie verrät, was um und in uns abläuft: Bei Stress sprießen die Pickel, auf belastende Umweltstoffe reagiert sie überempfindlich, und wenn uns bestimmte Viren plagen, zeigen sich Ausschläge. Für den Laien ist es oft schwierig, die vielfältigen Ursachen der Symptome zu unterscheiden und Abhilfe zu schaffen.

Wenn sich die Haut rötet

„Grundsätzlich handelt es sich bei einer Hautrötung meist um ein Entzündungszeichen, insbesondere, wenn die betroffene Stelle überwärmt ist, anschwillt oder schmerzt“, informiert  Dr. Karin Jahn-Bassler, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Wien. Einen ersten Hinweis auf die Ursache kann die Form oder Intensität der Rötung geben. Ebenso aussagekräftig ist die Ausbreitung – von einem begrenzten Areal bis hin zur gesamten Körperoberfläche. Jahn-Bassler: „Einzelne rote Flecken deuten häufig auf das Einwirken äußerer Faktoren hin, während ein großflächiger roter Hautausschlag oft Anzeichen für eine systemische Reaktion ist.“
Bei einer Rötung am ganzen Körper sprechen Mediziner von einer Erythrodermie. Sie kann z. B. durch eine Arzneimittelunverträglichkeit hervorgerufen werden und erfordert wegen des starken Wärme- und Flüssigkeitsverlustes einen stationären Krankenhausaufenthalt. Eine häufige dermatologische Erkrankung, die mit einer Hautrötung einhergeht, ist die Neurodermitis: Schuppung und Juckreiz sind weitere Symptome dieses langwierigen Leidens. „Hinter ähnlichen Hautsymptomen kann sich aber genauso ein Kontaktekzem, eine Nesselsucht, die Schuppenflechte oder eine Pilzinfektion verbergen“, gibt Jahn-Bassler zu bedenken.

Bitte zum Arzt, wenn …
… die Rötung plötzlich, stark und ohne erkennbaren Grund auftritt oder sich zusätzliche Beschwerden wie Atemnot, Fieber oder Schmerzen einstellen.

Wenn die Haut Blasen wirft

Verbrennungen, die sogenannte Sonnenallergie und Virusinfektionen rufen häufig Bläschen und Blasen auf der Haut hervor. Ist bei Verbrennungen nur eine kleine Hautstelle geschädigt, kann man sich mit einem Kaltwasserbad und einer milden Kortisonsalbe helfen. „Keinesfalls Mehl, Puder, Öl oder fette Salben auf die Wunde geben und Brandblasen niemals selber öffnen“, warnt Jahn-Bassler.
Die sogenannte Sonnenallergie, eine phototoxische Reaktion, wird durch das Einwirken chemischer Substanzen gemeinsam mit UV-Strahlen hervorgerufen. Parfumträgerinnen etwa wissen um den hautreizenden Mix von Sonnenlicht und manchen Duftstoffen. Auch das als natürliches Antidepressivum verwendete Johanniskraut oder einige Medikamentenwirkstoffe, die beispielsweise bei schwerer Akne eingesetzt werden, können die Haut sensibler gegenüber Sonnenlicht machen. Jahn-Bassler: „Hier helfen vorbeugende Maßnahmen, wie die Mittagssonne vermeiden, für einen verstärkten Sonnenschutz sorgen und in Absprache mit dem Arzt die Medikamentendosis reduzieren.“
Bestimmte Viren, wie die Varizellen, die Erreger der Windpocken, sind sehr ansteckend. Wer sich im Kindesalter damit infiziert, ist zwar zeitlebens gegen die Krankheit immun, allerdings ziehen sich die Viren in bestimmte Nervenknoten zurück. Bei geschwächter Abwehr können diese „Schläfer“ wieder aktiv werden und einen schmerzhaften Bläschenausschlag in der Taillengegend hervorrufen: die Gürtelrose. „Meistens heilt die schwere Erkrankung bei richtiger Therapie innerhalb eines Monats ohne bleibende Schäden ab“, erläutert die Dermatologin. „Als Komplikation kann sie auch im Gesicht auftreten, eine zeitweilige Nervenlähmung bewirken oder sogar eine dauerhafte, schmerzvolle Nervenschädigung nach sich ziehen.“

Bitte zum Arzt, wenn …
… eine Verbrennung großflächiger ist und Selbsthilfemaßnahmen nicht ausreichen bzw. ein größerer Hautbereich von einer phototoxischen Reaktion betroffen ist.
Eine Gürtelrose ist immer ein Fall für den Arzt.

Wenn die Haut brennt

Neben Gürtelrose und Photosensibilität kann z. B. eine Nesselsucht bzw. Urticaria brennende Schmerzen auf der Haut verursachen. Bei dieser Erkrankung zeigen sich blassrote bis rote Erhebungen auf der Haut, die rasch größer werden und stark juckende und brennende Quaddeln bilden, als hätte man in Brennnesseln gegriffen. Häufige Auslöser sind Nahrungsmittel wie Nüsse, Meeresfrüchte oder Käse, Insektengifte von Bienen oder Wespen, Medikamente oder auch nur ein banaler Infekt.
„Bei der Behandlung einer Nesselsucht geht es vor allem darum, den oder die Auslöser zu finden und möglichst zu vermeiden“, berichtet Jahn-Bassler. „Hochdosierte Antihistaminika lindern die Beschwerden. Bei schwereren Verläufen mit Lippen-, Zungen- oder Augenschwellungen kommen außerdem Kortisonpräparate zum Einsatz.“

Bitte zum Arzt, wenn …

… die Hautveränderungen häufiger auftreten oder über Tage bestehen bleiben. Stellen sich Atemnot oder Kreislaufprobleme ein, sofort den Notarzt rufen.

Wenn die Haut juckt

Ob nach einem harmlosen Gelsenstich, als Begleiterscheinung diverser Hauterkrankungen oder als Ausdruck eines Organleidens: Juckreiz, medizinisch Pruritus, ist eine unangenehme, mitunter quälende Empfindung, bei der die Hände unwillkürlich zur betroffenen Stelle wandern und zu kratzen beginnen. Jahn-Bassler: „Dabei wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt, denn durch das Kratzen entstehen Schmerzreize, die den Juckreiz nur kurzfristig überdecken, ihn durch ausgeschüttete Botenstoffe verstärken und so die Entzündungsgefahr erhöhen.“
Neben Ekzemen, der Schuppenflechte und durch Parasiten wie die Krätzmilbe hervorgerufenen Hautkrankheiten können auch Nieren-, Leber- und Schilddrüsenleiden sowie Hormonschwankungen, z.B. während der Schwangerschaft, an der Entstehung eines Pruritus beteiligt sein. Oder das Jucken ist schlicht die Folge zu trockener Haut. „In diesem Fall ist es hilfreich, auf alkoholhaltige Kosmetika und auslaugende Wannenbäder zu verzichten und stattdessen rückfettende Pflegeprodukte mit Urea und Dexpanthenol zu verwenden“, rät die Hautärztin.

Bitte zum Arzt, wenn …

… der Juckreiz ohne ersichtlichen Grund, ungewöhnlich lange und am ganzen Körper auftritt oder sich zusätzliche Beschwerden wie Hautveränderungen, Fieber und Abgeschlagenheit einstellen.

Wenn sich die Haut schuppt

Nicht immer ist sich schuppende Haut ein harmloses Zeichen von Trockenheit, das sich mit ein bisschen Creme zum Verschwinden bringen lässt. Auch hinter diesem Symptom können sich Erkrankungen verbergen, die in ärztliche Hände gehören: beispielsweise die Schuppenflechte oder Psoriasis. Sie ist eine der häufigsten Formen pathologischer Hautschuppung, die bei starker Ausprägung die Betrof­fenen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch enorm belastet. Die oft großflächigen rötlichen Erhebungen mit den silbrig-weißen Schuppen werden durch noch nicht restlos geklärte Fehlvorgänge im Immunsystem bewirkt, die den Regenerationsprozess der Hornzellen stark beschleunigen. Karin Jahn-Bassler: „Leider ist Schuppenflechte nicht heilbar, aber moderne Therapiemöglichkeiten können die Symptome dieser nicht ansteckenden Krankheit deutlich lindern.“
Das Seborrhoische Ekzem dagegen ist durch eine Überproduktion von Talg gekennzeichnet. Es bilden sich fettige, gelbliche Schuppen, meist am Kopf und im Gesicht, dazu können stark gerötete und juckende Entzündungsherde auftreten. Hier ist ein Pilz an der Entstehung beteiligt, gegen den mit ketoconazolhaltigen Shampoos gute Behandlungserfolge erzielt werden.
Auch Hauterkrankungen wie das Kontaktekzem, die Neurodermitis und die durch Herpesviren hervorgerufene Röschenflechte gehen typischerweise mit einer Hautschuppung einher. Unter dem Begriff Ichthyosis („Fischschuppenkrankheit“) fasst man durch Gendefekte hervorgerufene Verhornungsstörungen zusammen. Eng aneinander liegende gräuliche bis grünliche Schuppen zeigen sich schon im frühen Kindesalter großflächig an Armen und Beinen. Das Leiden ist weder ansteckend noch schmerzhaft, nach derzeitigem Wissensstand kann es nicht geheilt werden. Bei der täglichen Hautpflege steht das Eincremen im Vordergrund.

Bitte zum Arzt, wenn …

… wenn die Haut länger als einen Monat oder immer wieder schuppt, sowie bei zusätzlichem Juckreiz, Rötung, Schwellung oder Haarausfall.

Stand 09/2015

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