Welcher Urlaub ist für mich der beste?

April 2008 | Leben & Arbeiten

Berg, Meer, Balkonien: Welches Reiseziel ist besonders gesund?
 
Die Reiselust von Herrn und Frau Österreicher ist groß und wird immer größer, wie ­aktuelle Analysen zeigen. Doch wohin soll es gehen, damit die Reise nicht nur erholsam, sondern auch besonders gesund für Sie ist? In die Berge, etwa um umrahmt von herrlicher Natur ein paar Kilos zu verlieren? Oder ans Meer, wo die salzhaltige Luft Balsam für Seele und Lunge ist? Oder ist vielleicht der Urlaub auf dem heimischen Balkonien optimal für Sie? MEDIZIN populär sagt Ihnen, welches Klima besonders gut für Sie ist und wie lange Ihr Urlaub dauern sollte, um möglichst viele gesundheitliche Vorteile zu bringen.
 
Von Mag. Sabine Stehrer & Mag. Wolfgang Bauer

Die Reiselust der Österreicher ist auf Rekordhöhe! Dies ist die Hauptbotschaft der aktuellen Tourismusanalyse, erstellt vom Institut für Freizeit- und Tourismusforschung in Wien. Aus der Analyse geht hervor, dass 2007 fast 60 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher eine Urlaubsreise von mindestens zwei Tagen Dauer unternommen haben, das sind um vier Prozent mehr als 2006. Und auch in der bevorstehenden Urlaubssaison 2008 sollen wieder mehr Reisen unternommen werden: 45 Prozent der Befragten wollen heuer ganz sicher verreisen (2007 waren es 42 Prozent), 32 Prozent wollen auch, sind sich aber noch nicht ganz sicher (2007 waren es 30 Prozent). Die Zahl der Nichtreisenden, also derjeniger, die ihren Urlaub zu Hause verbringen wollen, wird entsprechend sinken: von 43 auf 40 Prozent.  

Reiseintensität 1 (mindestens 2 Tage)
2007    59 %
2006    56 %

Reiseintensität 2 (mindestens 5 Tage)
2007    49 %
2006    47 %

Reiseintensität 3 (mindestens 14 Tage)
2007    26 %
2006    27 %
Quelle: Prof. Peter Zellmann Institut für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT) Wien 2008

Am besten drei Wochen
Die Österreicher verreisen also mehr denn je, wenn sie Urlaub haben, wobei allerdings das Segment derjeniger, die länger als 14 Tage von zu Hause weg sind, kleiner geworden ist. Damit haben sich Herr und Frau Österreicher von den Empfehlungen der Experten entfernt, die ein Minimum von zwei Wochen Urlaub nahe legen. So wie Univ. Prof. Dr. Egon Humpeler, Urlaubs- und Freizeitmediziner vom Institut für Urlaubs- und Freizeitmedizin in Bregenz. „Urlaub ist eine Gesundheitsstrategie, also eine Maßnahme, die gesetzt wird, um für Wohlbefinden zu sorgen, beziehungsweise um das körperliche und seelische Wohlbefinden wiederzuerlangen.“ Doch nach dem Urlaubsbeginn dauert es ein paar Tage, bis man sich gedanklich von der Arbeit gelöst hat und wirklich auf Urlaub ist. In der Woche vor dem Urlaubsende stellt man sich schon wieder auf die Arbeit ein und beginnt über sie nachzudenken. „Darum beträgt die ideale Urlaubsdauer aus meiner Sicht drei Wochen“, sagt Humpeler.
Dass so ein langer Urlaub nicht nur ideal für die Erholung von Körper und Geist ist, sondern sogar ein regelrechter Jungbrunnen sein kann, wiesen Univ. Prof. Dr. Humpeler und sein Forschungskollege Univ. Prof. Dr. Wolfgang Schobersberger von der Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften UMIT in Hall in Tirol und ein Team von weiteren österreichischen Medizinern und Wissenschaftlern mit internationaler Beteiligung in der so genannten Austrian Moderate Altitude Study AMAS im Jahr 2000 nach. Damals untersuchten die Mediziner und Wissenschaftler 70 Männer mit einem Durchschnittsalter von 53 Jahren vor, während und mehrere Wochen nach der Rückkehr von einem dreiwöchigen Wanderurlaub im salzburgischen Obertauern auf 1700 Metern Seehöhe und im burgenländischen Bad Tatzmannsdorf auf 200 Metern Seehöhe. Die Probanden hatten alle Übergewicht, litten unter Störungen im Blutzucker- und Blutfettstoffwechsel sowie unter einem erhöhten Blutdruck. Nach dem Urlaub war die Liste der gesundheitlichen Verbesserungen bei allen Studienteilnehmern lang, egal, ob sie in Bad Tatzmannsdorf urlaubten oder in Obertauern. Der Blutdruck war bei allen niedriger geworden, Blutzucker- und Blutfettstoffwechsel hatten sich gebessert, und auch ohne dass sich die Männer an eine Diät gehalten hätten, hatten sie einige Kilogramm abgenommen. Außerdem gaben sie an, sich gut entspannt zu haben, besser schlafen zu können und auch besserer Laune zu sein als noch vor ihrem Urlaubsantritt.
Der Urlaub in den Bergen brachte noch ein paar zusätzliche Gesundheitsvorteile, die auf den bloßen Aufenthalt in der Höhe zurückzuführen waren, wie Verbesserungen des Blutbilds, die mit einem allgemeinen Aktivierungsschub einhergehen, den man, so Univ. Prof. Dr. Humpeler auch „Anti-Aging-Effekt“ nennen könnte.

Verbesserungen halten an
Schon in der Vorstudie zur AMAS-Studie, bei der 24 Probanden drei Wochen Urlaub in Lech am Arlberg verbrachten, zeigte sich, dass sich durch den Urlaub das körperliche Wohlbefinden verbesserte und sich psychische Belastungen reduzierten. Univ. Prof. Dr. Humpeler: „Die Urlauber sagten von sich, dass sie sich zufriedener und glücklicher als vor dem Urlaub fühlen, und das Beste war: Diese Verbesserungen erwiesen sich als nachhaltig, sie hielten bei einigen Studienteilnehmern noch bis zu sechs Monate ab dem Urlaubsende an.“
Dieses Ergebnis könne man durchaus auch erzielen, wenn man die Berge nicht mag und lieber drei Wochen am Meer urlaubt. Besondere Effekte für die körperliche Gesundheit seien durch einen Aufenthalt am Meer vor allem dann zu erzielen, sagt Univ. Prof. Dr. Humpeler, „wenn man im Meer schwimmt oder sich viel in Meeresnähe bewegt“. Die Bewegung im Wasser tue nahezu jedem gut, bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte, aber auch bei Erkrankungen der Atemwege wie Asthma oder chronische Bronchitis können das salzhaltige Wasser und die Luft eine Linderung der Beschwerden bringen.

Was, wenn man in der Ebene, in den Bergen oder am Meer urlauben möchte, aber keine drei Wochen, sondern allenfalls zwei oder auch nur eine Woche Zeit hat? Dass auch ein kurzer Urlaub etwas für sich hat, zeigten die Forscher um Prof. Humpeler in der AMAS-Folgestudie 2006. Studienteilnehmer waren in diesem Fall Winterurlauber in Lech am Arlberg. An ihrem Beispiel stellte sich heraus, dass bereits wenige Tage in Lagen um die 1500 Meter Seehöhe die regenerativen Prozesse im Körper verstärkten. Und wie beim dreiwöchigen Urlaub in den Bergen wurde auch schon beim einwöchigen ein allgemeiner Aktivierungsschub erzielt, wie Humpeler sagt: „Man kann daraus schließen, dass bereits eine Woche Urlaub empfehlenswert ist.“

Verreisen bringt gesunde Distanz
Auch wer nur eine Woche Urlaub hat, sollte, so die Wiener Gesundheits- und Klinische Psychologin Mag. Karin Balluch, sofern es sich irgendwie einrichten lässt, in dieser Zeit eine Reise antreten. Denn durch den Tapetenwechsel schaffe man die im wahrsten Sinne des Wortes nötige Distanz zur Arbeit leichter. Balluch: „Es muss keine weite Reise sein, aber die Distanz tut im Kopf gut, durch sie und durch neue Eindrücke in der Fremde kriegen viele Urlauber wertvolle Anregungen und Ideen für ihr weiteres Leben.“
Dem Urlaub zuhause, den immerhin 40 Prozent der Österreicher bevorzugen, können die Psychologin und der Mediziner aber auch etwas abgewinnen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden (siehe unten).

Besonders wichtig: ein gelungener Urlaub will gut geplant sein! „Man sollte sich wirklich genau überlegen und dies mit der Familie oder anderen  Reisepartnern absprechen: Was wünsche ich mir von meinem, beziehungsweise unserem Urlaub? Erst danach sollte man an die Auswahl des Reiseziels und die Planung der Urlaubsunternehmungen gehen“, so Karin Balluch. Und Humpeler: „Vom Anfang des Urlaubs an sollte man sich vor Augen halten, dass der Urlaub die Zeit im Jahr ist, auf die man sich am meisten gefreut hat, in der man nur zu tun braucht, was einem Spaß macht.“ Bei allen Aktivitäten gelte, dass man sich weder über- noch unterfordern sollte.


Meer oder Berg?

Beide Urlaubsziele haben ihre Vorzüge und können in Sachen Gesundheit und Wohlbefinden punkten.

Aus psychologischer Sicht stehen sie für:

  • Meer: Wärme, Weite, Ruhe, Freiheit, Schwimmen, Spaß, (gast-) freundliche Menschen, andere Kulturen, die Seele baumeln lassen
  • Berg: Kühle, gute Luft, Ausblicke, der Weg ist das Ziel, Ziel erreichen, Heimatgefühl, Wandern, Naturerlebnisse, Aktivität

Aus medizinischer Sicht bieten sie:

  • Meer: Meeresluft regt wegen ihres hohen Salzgehalts und dem hohen Gehalt an Jod, Magnesium und Spurenelementen die Immunreaktionen der Atemwege und der Haut an. Darum ist ein Urlaub am Meer gut für Menschen mit Erkrankungen der Atemwege wie Asthma oder chronische Bronchitis sowie für Menschen mit Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte. Wer das Meer darüber hinaus zum Schwimmen oder Tauchen nützt, tut noch dazu etwas für seine Fitness.
  • Berg: Die Luft im Gebirge über 1500 Meter Seehöhe ist frei von Allergieauslösern, die hohe ultraviolette Strahlung und die starken Temperaturschwankungen stärken das Immunsystem. Deswegen ist ein Urlaub in den Bergen gut für Hausstaubmilben- oder Pollenallergiker. Außerdem bewirkt ein Urlaub in den Bergen nachweislich folgendes: Absinken von Herzfrequenz und Blutdruck, Rückgang der erhöhten Blutfette, Gewichtsreduktion ohne Diät, Verbesserung des Blutzucker-Stoffwechsels, Rückgang des Stresslevels, bessere Schlafqualität, positivere Lebenseinstellung, eine Stimulierung der Neubildung roter Blutkörperchen, einen Anstieg des blutbildenden Hormons Erythopoietin, eine Verbesserung der Sauerstoffabgabe an das Gewebe, eine Aktivierung der Stammzellen.
    Wer die Berge dazu nützt, um zu wandern, profitiert von der besonderen Trainingsmöglichkeit, die aus der Kombination von Ausdauertraining für Herz und Kreislauf (besonders beim Bergaufgehen), Koordinationstraining, Gleichgewichtstraining, Höhentraining und Krafttraining (besonders beim Bergabgehen) besteht.

 

 

Balkonien Urlaub daheim?

40 Prozent der Österreicher bleiben im Urlaub aus welchen Gründen auch immer zu Hause. Bringt das auch etwas für die Gesundheit von Körper und Seele?
Mag. Karin Balluch betont, dass es viele Menschen gibt, die sich auch zu Hause bestens erholen können. „Viele leben in guten Wohnverhältnissen, haben Wohnungen, in denen sie sich wohlfühlen, die sie jedoch viel zu wenig genießen können, weil sie von früh bis spät außer Haus sind. Für sie kann daher auch ein Urlaub zu Hause sehr entspannend sein.“ Allerdings sollte nach Ansicht der Psychologin dieser Urlaub ebenso geplant werden wie eine Reise. Vor allem sollte man darauf achten, ein Kontrastprogramm zum Alltag zu erstellen. Zum Beispiel Freunde einladen, endlich das Buch lesen, das man sich schon so lange vorgenommen hat, ins Kino oder Theater gehen, Festivals, Konzerte oder Literaturveranstaltungen besuchen usw. „Bastler oder Heimwerker, die ihren Urlaub dazu nützen, die eigene Wohnung zu renovieren, können ebenfalls gestärkt aus diesem Urlaub zurückkehren, vor allem, wenn das neu geschaffene Heim viel Freude bereitet“, so Mag. Balluch. „Man könnte schließlich auch etwas in den Urlaub zu Hause einbauen, wozu man sonst nicht kommt, was aber der Gesundheit sehr gut tut“, sagt Univ. Prof. Dr. Egon Humpeler. „Vielleicht bewegt man sich ganz gezielt eine Stunde am Tag, oder man gönnt sich besonders gesunde Speisen.“



Infotipp:
Univ. Prof. Dr. Egon Humpeler und sein Team haben buchbare Packages für den gesunden Urlaub in den Bergen zusammengestellt. Partner sind die Lech-Zürs Tourismus GmbH, das A-Rosa-Hotel im Tiroler Kitzbühel und das Hotel Urthaler auf der Seiser Alm in Südtirol, www.welltain.at

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