Bewegungsapparat & Sport

Mit richtiger Ernährung Sarkopenie bremsen

Wenn Menschen im Laufe des Lebens körperlich schwächer werden, wird dies häufig als harmlose Alterserscheinung abgetan. Doch weltweit leiden etwa 50 Millionen Menschen unter einer so ausgeprägten Form von altersbedingtem Muskelschwund, der sogenannten Sarkopenie, dass sie ein erhöhtes Risiko für Stürze oder den Verlust ihrer Selbstständigkeit im Alltag haben. 

Laut der Europäischen Arbeitsgruppe für Sarkopenie bei älteren Menschen könnte diese Zahl in den nächsten 40 Jahren auf über 200 Millionen ansteigen. Dies verdeutlicht, dass Sarkopenie eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr darstellt. Ein großes Problem ist jedoch die mangelnde Aufmerksamkeit, selbst unter Fachleuten, betonen Geriater. Dabei gibt es Möglichkeiten, den Verlauf des Muskelschwunds zu bremsen. Bestimmte Nährstoffe und medikamentöse Ansätze bieten vielversprechende Perspektiven. Zudem machen internationale Initiativen Fortschritte bei der Entwicklung einer einheitlichen Definition für Mangelernährung, was die Versorgung der Betroffenen verbessern könnte.

Sarkopenie: Wenn Muskelmasse und -funktion abnehmen

Von Sarkopenie spricht man, wenn sowohl die Muskelmasse als auch die Muskelfunktion abnimmt. Neben Bewegungsmangel und chronischen Erkrankungen spielt auch die Ernährung eine entscheidende Rolle beim Verlust an Muskelkraft. Ältere Menschen verbrauchen weniger Energie und essen daher oft weniger. Häufig wird dabei die Gesamtmenge der Mahlzeiten reduziert, ohne auf eine ausgewogene Nährstoffverteilung zu achten. Da der Körper im Alter Proteine schlechter verwerten kann, müssten ältere Menschen eigentlich mehr Eiweiß zu sich nehmen, um den Muskelabbau zu begrenzen.

Essenzielle Aminosäuren und weitere Nährstoffe im Fokus

Die klinische Ernährungswissenschaft hat in den letzten Jahren intensiv untersucht, welche Aminosäuren – die Bausteine der Eiweiße – gegen Sarkopenie helfen könnten. Im Zentrum der Forschung stehen essenzielle Aminosäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann und daher über die Nahrung aufnehmen muss. Studien zeigen, dass bestimmte Aminosäuren eine besonders wichtige Rolle beim Muskelaufbau spielen.

Auch Vitamin D wird als potenzieller Faktor für die Muskelgesundheit erforscht. Erste Studienergebnisse deuten darauf hin, dass ein Zusammenhang zwischen einem guten Vitamin-D-Spiegel und einer verbesserten Muskelfunktion besteht, wenngleich noch weitere Daten erforderlich sind. Darüber hinaus wird der Einfluss essenzieller Fettsäuren wie Omega-3 auf den Muskelerhalt untersucht.

Parallel dazu arbeiten Pharmaunternehmen an neuen Medikamenten gegen Muskelschwund. Mehrere Firmen verfolgen dabei vielversprechende Ansätze. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass Ärzte und Patienten bereits jetzt aktiv gegen Sarkopenie vorgehen können.

Krafttraining und Ernährungsumstellung als Basis

Die Grundlage der Behandlung bildet gezieltes Krafttraining, insbesondere für die großen Muskelgruppen. Ergänzt wird dies durch eine optimierte Ernährung. Experten raten älteren Menschen, den Anteil von Kohlenhydraten und Fetten zu reduzieren und stattdessen mehr Proteine in den Speiseplan zu integrieren. Wichtig ist dabei die Vielfalt der Eiweißquellen: Neben Fleisch sollten auch Fisch, Hülsenfrüchte und andere pflanzliche Proteine eine Rolle spielen. Ärzte sollten ihre Patienten bei dieser Ernährungsumstellung aktiv begleiten und beraten.

Prävention und neue Ansätze für die Zukunft

Langfristig ist es entscheidend, dass Sarkopenie präventiv angegangen wird, bevor körperliche Einschränkungen auftreten. Geriatrisches Wissen sollte daher stärker auch an die jüngere Bevölkerung weitergegeben werden, die sich auf das Alter vorbereitet. Gleichzeitig hoffen Wissenschaftler, dass die ernährungswissenschaftliche Forschung weitere Behandlungsansätze hervorbringt. Es ist absehbar, dass gut ausbalancierte Nährstoffpräparate mit muskelaufbauenden Effekten in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle spielen werden.

Einheitliche Definition von Mangelernährung in Arbeit

Ein zentraler Fortschritt der klinischen Ernährungsforschung ist die Arbeit der Global Leadership Initiative on Malnutrition. Diese internationale Initiative, an der Fachgesellschaften aus Europa, Asien, Lateinamerika und den USA beteiligt sind, strebt eine einheitliche Definition von Mangelernährung an. Bislang existierte keine allgemeingültige Übereinkunft darüber, wer als mangelernährt gilt und welche Screening-Methoden zur Identifikation von Risikopatienten verwendet werden sollten. Ein solcher Konsens ist jedoch unerlässlich, um weltweit standardisierte Therapien zu entwickeln und sicherzustellen, dass alle Forscher über dieselbe Krankheit sprechen. Innerhalb der nächsten Jahre wird eine Einigung erwartet, die die Behandlung und Prävention von Mangelernährung entscheidend verbessern könnte.

Fazit

Sarkopenie stellt eine wachsende Herausforderung dar, die weitreichende Konsequenzen für die Lebensqualität älterer Menschen hat. Durch gezielte Maßnahmen wie Krafttraining und eine optimierte Ernährung können jedoch bereits heute große Fortschritte erzielt werden. Ergänzt durch neue medikamentöse und ernährungswissenschaftliche Ansätze, könnte es in Zukunft gelingen, den Muskelschwund effektiv zu bremsen und die Selbstständigkeit der Betroffenen länger zu erhalten.


Quellen: Professor Tommy Cederholm, Karolinska-Institut in Stockholm

https://www.espen.org/education/glim


Fotos: © istock tomozina

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