Die Schwangerschaft ist nicht nur eine besondere Zeit, sondern auch eine enorme körperliche Herausforderung für die werdende Mutter – insbesondere für ihr Herz-Kreislauf-System. Tatsächlich wirkt eine Schwangerschaft wie ein natürlicher „Stresstest“ für das Herz – und in manchen Fällen zeigt sich, dass das Herz dieser Belastung nicht gewachsen ist.
Zusätzliche Belastung für das mütterliche Herz
Während der Schwangerschaft muss das Herz deutlich mehr leisten: Das Blutvolumen steigt, der Stoffwechsel wird angekurbelt, und die Sauerstoffversorgung von Mutter und Kind muss sichergestellt sein. Bei den meisten Frauen kompensiert das Herz diese Belastung gut – besonders, wenn keine Vorerkrankungen bestehen. Doch:
- Immer mehr Frauen entwickeln in oder nach der Schwangerschaft Bluthochdruck oder Herzschwäche.
- Häufige Risikofaktoren sind höheres Alter, Übergewicht oder eine künstliche Befruchtung.
- Auch bisher unentdeckte Herzprobleme wie Herzklappenfehler oder angeborene Defekte können erstmals auffallen.
Warnzeichen nicht übersehen: Herzschwäche erkennen
Typisch für eine Herzschwäche während der Schwangerschaft ist ein schleichender Beginn. Die Symptome sind oft unspezifisch und werden leicht mit der normalen Erschöpfung in der Schwangerschaft verwechselt:
- Übermäßige Müdigkeit
- Atemnot, vor allem im Liegen
- Herzrasen
- Wassereinlagerungen (Ödeme), z. B. an den Beinen
- Gewichtszunahme ohne erkennbaren Grund
In solchen Fällen sollte ärztlich überprüft werden, ob eine Herzschwäche oder ein erhöhter Blutdruck vorliegt.
Bluthochdruck in der Schwangerschaft: Gefährlich für Mutter und Kind
Die häufigste Ursache einer Herzschwäche in der Schwangerschaft ist Bluthochdruck (Hypertonie). Rund 8 % aller Schwangeren sind davon betroffen. Kommt es zusätzlich zu Eiweißverlust über die Niere, spricht man von einer Präeklampsie – einer ernsten Komplikation, die unbehandelt zu bleibenden Schäden beim Kind führen kann.
In solchen Fällen kann eine frühzeitige Entbindung notwendig sein, um das Leben von Mutter und Kind zu schützen.
Auch nach der Geburt im Blick behalten
Eine Schwangerschaft erhöht nachweislich das Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
- Schlaganfall
- Herzinfarkt
- Chronischer Bluthochdruck
- Nierenfunktionsstörungen
Deshalb ist es wichtig, Frauen mit einer diagnostizierten Herzschwäche auch nach der Geburt weiter kardiologisch zu betreuen.
Herzprobleme, die erst in der Schwangerschaft entdeckt werden
Nicht immer bestehen die Herzprobleme bereits vor der Schwangerschaft. Bei manchen Frauen zeigt sich eine Erkrankung – wie ein angeborener Herzfehler oder ein Herzklappenfehler – erst durch die Belastung der Schwangerschaft. Solche Entdeckungen sind ernst zu nehmen und erfordern eine engmaschige Betreuung bis zur Geburt, oft auch einen geplanten Kaiserschnitt.
Peripartale Kardiomyopathie: Plötzliche Herzschwäche rund um die Geburt
Eine besonders seltene, aber schwerwiegende Form der Herzschwäche ist die sogenannte peripartale Kardiomyopathie. Sie tritt meist im letzten Schwangerschaftsdrittel oder in den ersten Wochen nach der Geburt auf – ohne erkennbare Vorwarnzeichen oder Risikofaktoren.
Typisch betroffen sind:
- Frauen über 35 Jahre
- Frauen mit Mehrlingsschwangerschaften
- Frauen mit künstlicher Befruchtung
- Übergewichtige Frauen
Zwar ist die peripartale Kardiomyopathie selten – etwa eine von 1.500 bis 2.000 Schwangeren erkrankt daran –, dennoch ist sie lebensbedrohlich und erfordert eine sofortige Behandlung.
Fazit: Schwangerschaft als Chance zur Früherkennung
Die Schwangerschaft ist ein natürlicher Belastungstest für das Herz – und kann damit helfen, unentdeckte Herzerkrankungen frühzeitig sichtbar zu machen. Regelmäßige Vorsorge, frühzeitige Diagnostik und die Zusammenarbeit zwischen Gynäkologen und Kardiologen sind entscheidend, um Mutter und Kind zu schützen.
Frauen mit bekannten Risikofaktoren sollten sich bereits vor einer Schwangerschaft beraten lassen – und nach der Geburt weiter kardiologisch begleitet werden.
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