Moderne Katheterverfahren verdrängen zunehmend klassische Herzoperationen – besonders bei Frauen mit einer Verengung der Aortenklappe (Aortenstenose) zeigt sich die Methode als deutlich vorteilhafter.
Eine neue internationale Studie mit österreichischer Beteiligung kommt zu dem Schluss, dass Frauen nach einem minimalinvasiven Eingriff (TAVI) seltener versterben, Schlaganfälle erleiden oder erneut hospitalisiert werden müssen als nach einer Operation. An der Untersuchung waren Kardiologen und Herzchirurgen der MedUnis Wien und Innsbruck sowie der Klinik St. Pölten beteiligt. Die Ergebnisse wurden im European Heart Journal veröffentlicht.
Schonender Eingriff statt großer Operation
Aortenklappenverengungen treten vor allem bei älteren Menschen auf. Lange Zeit blieb nur die große Herzoperation mit künstlicher Klappe, Herzstillstand und Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine – ein risikoreiches Verfahren, das nicht für alle Patientinnen und Patienten infrage kam. Dank technologischem Fortschritt steht heute mit der Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) ein minimalinvasives Verfahren zur Verfügung: Dabei wird die neue Klappe über die Gefäße – meist via Oberschenkelarterie – zum Herzen vorgeschoben und dort eingesetzt. Der Eingriff ist deutlich schonender und wird zunehmend zur Standardtherapie.
Studie speziell auf Frauen ausgerichtet
Weil Frauen bislang in Studien zu Aortenstenosen unterrepräsentiert waren – obwohl sie häufiger Komplikationen bei chirurgischen Eingriffen aufweisen –, wurde gezielt die sogenannte RHEIA-Studie durchgeführt. In 48 Behandlungszentren in Europa nahmen 443 Patientinnen daran teil. 420 von ihnen wurden zufällig entweder einer chirurgischen Behandlung oder einer TAVI zugewiesen. Das Durchschnittsalter lag bei 73 Jahren. Als primäre Endpunkte galten Todesfälle, Schlaganfälle sowie Wiederaufnahmen ins Krankenhaus innerhalb eines Jahres – etwa aufgrund von Klappenversagen oder anderen behandlungsbedingten Komplikationen.
Deutlich bessere Ergebnisse durch TAVI
Das Ergebnis: Die TAVI-Gruppe schnitt deutlich besser ab. Nur 8,9 Prozent der per Katheter behandelten Frauen erlitten innerhalb eines Jahres eine der genannten Komplikationen, in der chirurgisch versorgten Gruppe waren es 15,6 Prozent – ein statistisch signifikanter Unterschied. Die Sterblichkeit lag bei den operierten Frauen bei zwei Prozent, bei den TAVI-Patientinnen nur bei 0,9 Prozent. Die Schlaganfallraten waren mit 3,3 Prozent (TAVI) und drei Prozent (chirurgisch) nahezu identisch.
Dafür zeigte sich bei den Wiederaufnahmen ein klarer Vorteil der Kathetermethode: Während 11,4 Prozent der chirurgisch behandelten Frauen erneut ins Spital mussten, waren es in der TAVI-Gruppe nur 5,8 Prozent. Die Daten sprechen damit klar für den Kathetereingriff – zumindest bei weiblichen Patientinnen mit Aortenklappenstenose.
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