Frauengesundheit

Was tun bei Magen-Darm-Beschwerden in der Schwangerschaft? 

Die Schwangerschaft bringt zahlreiche physiologische Veränderungen mit sich, die oft zu Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen oder Verstopfung führen. 

Etwa drei Viertel aller werdenden Mütter sind von diesen Symptomen betroffen. Für viele Frauen genügt es, die Essgewohnheiten anzupassen, etwa durch kleinere und häufigere Mahlzeiten. In schwereren Fällen stehen heute wirksame und unbedenkliche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die auch bei bestehenden chronischen Magen-Darm-Erkrankungen eingesetzt werden können.

Sichere Medikamente bei Schwangerschaftsübelkeit und Sodbrennen.

Die Kombination aus dem Antihistaminikum Doxylamin und Vitamin B hat sich als erste Wahl bei Übelkeit bewährt, kann jedoch Schläfrigkeit verursachen. Alternativen sind Ondansetron und Metoclopramid, letzteres in Form von Zäpfchen. Studien zu diesen Wirkstoffen zeigten keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen.

Sodbrennen wird vorzugsweise mit Antazida behandelt, die Magensäure binden. Starke Säureblocker wie Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sollten hingegen vermieden werden, da Tierversuche ein geringes Fehlbildungsrisiko bei hohen Dosen zeigten. Sicherheit steht in der Schwangerschaft an erster Stelle.

Vorsicht bei der Medikamenteneinnahme.

Die Einnahme von Medikamenten sollte in der Schwangerschaft stets nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. Frauenärzte, Hausärzte und Gastroenterologen müssen über die bestehende Schwangerschaft informiert sein, um die Behandlung optimal anzupassen. Bei leichteren Beschwerden wie Verstopfung können ballaststoffreiche Ernährung und ausreichend Flüssigkeit helfen, während bei Durchfall oft eine Reduktion von Fetten und Milchprodukten wirksam ist.

Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen.

Bei schweren entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa kann eine medikamentöse Behandlung auch während der Schwangerschaft notwendig sein. Im Falle eines Krankheitsschubs wird mitunter Kortison wie Prednison eingesetzt, das als risikoarm für das Ungeborene gilt. Unbehandelt besteht jedoch die Gefahr von Wehen, Früh- oder Totgeburten. Die Abwägung von Nutzen und Risiken ist in jedem Fall entscheidend.

Zusammenarbeit zwischen Fachärzten.

Die Betreuung schwangerer Frauen mit Magen-Darm-Beschwerden erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Gastroenterologen und Frauenärzten. Das Bewusstsein für die Sicherheit von Arzneimitteln in der Schwangerschaft ist seit dem „Contergan-Skandal“ in den 1950er Jahren gestiegen. Damals führte ein vermeintlich harmloses Mittel gegen Schwangerschaftsübelkeit zu etwa 5000 Kindern mit schweren Fehlbildungen.

Heute werden Medikamente vor der Zulassung umfassend auf fruchtschädigende Wirkungen getestet. Epidemiologische Studien überwachen zudem zugelassene Präparate, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen.

Fazit

Magen-Darm-Beschwerden während der Schwangerschaft können meist schonend behandelt werden. Eine sorgfältige Abstimmung zwischen Patientin und Ärzten sowie die Auswahl sicherer Therapiemethoden gewährleisten die Gesundheit von Mutter und Kind. Moderne Forschung und strengere Medikamentenprüfungen tragen dazu bei, Risiken zu minimieren und wirksame Behandlungsmöglichkeiten bereitzustellen.


Literatur:

Gomes CF, Sousa M, Lourenço I, Martins D, Torres J. Gastrointestinal diseases during pregnancy: what does the gastroenterologist need to know? Ann Gastroenterol. 2018 Jul-Aug;31(4):385-394. doi: 10.20524/aog.2018.0264. Epub 2018 Apr 27. PMID: 29991883; PMCID: PMC6033757.

van der Woude CJ, Metselaar HJ, Danese S. Management of gastrointestinal and liver diseases during pregnancy. Gut. 2014 Jun;63(6):1014-23. doi: 10.1136/gutjnl-2013-305418. Epub 2014 Jan 15. PMID: 24429582.


Fotos: istock NataliaDeriabina

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