Frauengesundheit

Zytomegalie in der Schwangerschaft: Wie gefährlich ist das CMV-Virus?

Das Cytomegalievirus, kurz CMV genannt, ist ein weitverbreitetes Virus aus der Familie der Herpesviren. Es wird über verschiedene Körperflüssigkeiten – darunter Speichel, Urin, Blut, Tränen, Sperma, Vaginalsekret oder auch Muttermilch – von Mensch zu Mensch übertragen.

Die wichtigsten Fakten zu CMV auf einen Blick:

  • Übertragung durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten
  • Weltweit verbreitet: 50–90 % der Menschen sind Träger
  • Meist symptomlos oder nur milde Symptome wie Fieber, Müdigkeit oder Muskelschmerzen
  • Einmal im Körper, bleibt das Virus lebenslang erhalten (latente Infektion)
  • Reaktivierung möglich bei geschwächtem Immunsystem oder in der Schwangerschaft

CMV in der Schwangerschaft: Welche Gefahren drohen dem ungeborenen Kind?

Besonders kritisch ist eine Erstinfektion während der Schwangerschaft – vor allem im ersten Drittel der Schwangerschaft. Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung des Virus auf das ungeborene Kind liegt bei rund 40 Prozent.

Mögliche Folgen für das Baby:

  • Mikrozephalie (zu kleiner Kopf)
  • Vergrößerung von Leber und Milz
  • Sehstörungen bis hin zur Blindheit
  • Schwere neurologische Auffälligkeiten

Auch wenn viele Babys bei der Geburt symptomfrei erscheinen, können Spätschäden auftreten – insbesondere Hörverlust oder Entwicklungsverzögerungen.

Frühgeborene besonders gefährdet: Erkenntnisse aus Studien

Frühgeborene sind in besonderem Maße von einer CMV-Infektion bedroht – vor allem durch eine Übertragung über die Muttermilch. In einer großen Studie mit 151 Müttern und 176 frühgeborenen Kindern (Geburt vor der 32. Woche, < 1.500 g Geburtsgewicht) zeigte sich:

  • Bei 96 % der CMV-Antikörper-positiven Mütter war CMV in der Muttermilch nachweisbar.
  • In 27 Fällen kam es zur Übertragung auf insgesamt 33 Kinder – eine Infektionsrate von 37 %.
  • 48 % dieser Kinder entwickelten klinische Symptome.

Die häufigsten Beschwerden waren:

  • Neutropenie (Mangel an weißen Blutkörperchen)
  • Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen)
  • Leberfunktionsstörungen (Hepatopathie)
  • Myoklonien (Muskelzuckungen)

Bei besonders kleinen Frühgeborenen (24.–28. Woche, 600–1.050 g) trat sogar ein sepsisähnliches Krankheitsbild auf – mit potenziell lebensbedrohlichem Verlauf.

CMV in der Schwangerschaft erkennen: Welche Diagnosemöglichkeiten gibt es?

Ein CMV-Nachweis ist über einen Bluttest möglich. Besteht der Verdacht auf eine Infektion des Ungeborenen, kann auch Fruchtwasser (via Amniozentese) auf das Virus getestet werden.

Weitere Untersuchungsmöglichkeiten:

  • Ultraschall (Hinweise: kleiner Kopfumfang, große Plazenta, Hirnveränderungen)
  • Nach der Geburt: CMV-Nachweis im Speichel, Urin oder Blut des Neugeborenen

Behandlungsmöglichkeiten und Vorbeugung

Zwar gibt es derzeit keine Methode, um angeborene CMV-Infektionen vollständig zu verhindern – dennoch bestehen einige medizinische Optionen:

  • Antivirale Medikamente während der Schwangerschaft (zur Senkung des Übertragungsrisikos)
  • Behandlung infizierter Neugeborener mit antiviralen Präparaten zur Vermeidung von Spätfolgen

Stillen bei CMV-Infektion: Was ist zu beachten?

Für reif geborene und gesunde Babys stellt das Stillen trotz CMV in der Muttermilch meist kein Risiko dar. Für Frühgeborene jedoch gilt besondere Vorsicht.

Empfohlene Maßnahmen:

  • Pasteurisierung der Muttermilch bei 63 °C für 30 Minuten (Standardverfahren)
  • Alternativ: Kurzzeitpasteurisierung bei 72 °C für 10 Sekunden (schonendere Option)

Hygienemaßnahmen für Schwangere: Schutz vor CMV-Infektion

CMV wird häufig durch Kontakt mit Kleinkindern übertragen – insbesondere in Kindertagesstätten. Schwangere sollten folgende Hygieneregeln beachten:

  • Gründliches Händewaschen mit Seife und warmem Wasser (besonders nach Kontakt mit Windeln, Nasensekret oder Speichel)
  • Kein gemeinsames Benutzen von Besteck, Trinkgläsern oder Schnullern
  • Verzicht auf das „Vorkosten“ von Babynahrung mit demselben Löffel

CMV und Männer: Relevanz für die Schwangerschaft?

Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass CMV die männliche Fruchtbarkeit beeinflusst. Allerdings kann das Virus auf eine schwangere Partnerin übertragen werden. Deshalb wird empfohlen:

  • Bei frischer CMV-Infektion des Mannes: Verwendung von Kondomen während der Schwangerschaft

Fazit: Wachsamkeit und Aufklärung sind entscheidend

Zwar verläuft eine CMV-Infektion in den meisten Fällen harmlos – während der Schwangerschaft oder bei Frühgeborenen kann sie jedoch ernste Konsequenzen haben. Eine rechtzeitige Diagnose, sorgfältige Hygienemaßnahmen und geeignete medizinische Schritte helfen, Risiken zu senken. Ärztliche Begleitung und informierte Entscheidungen sind der Schlüssel für die Sicherheit von Mutter und Kind.


Quellen:

National Library of Medicine
Department für Virologie der Med. Universität Wien.


Fotos: istock damircudic

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