Gesundheit weltweit & Forschung, Hals, Nase, Ohren & Augen

Multiple Sklerose: Netzhaut als Fenster ins Gehirn

Am Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach erweitert ein innovatives Verfahren das Spektrum der MS-Diagnostik: die Optische Kohärenztomographie (OCT). Die ursprünglich aus der Augenheilkunde stammende Methode liefert hochauflösende Netzhautbilder und ermöglicht es, neurodegenerative Prozesse frühzeitig zu erkennen, den Verlauf der Multiplen Sklerose (MS) zu prognostizieren und den Therapieerfolg zu überwachen.

Schmerzfreie Einblicke ins Nervensystem

„Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, bei der Nervenfasern im zentralen Nervensystem abgebaut werden“, erklärt Primar Christof Bocksrucker, Leiter der Neurologie am Klinikum. „Da auch die Netzhaut Teil dieses Systems ist, können wir über sie Rückschlüsse auf Ausprägung und Verlauf der Erkrankung ziehen – sie ist gewissermaßen unser ‚Fenster ins Gehirn‘.“

Die OCT arbeitet mit gebündeltem Licht, erstellt hunderttausende HD-Scans pro Sekunde und zeigt, wie sich Schichtdicken in der Netzhaut verändern. Diese Rückgänge deuten auf Schädigungen im Nervensystem hin – oft noch bevor Symptome auftreten. Die Untersuchung ist schnell, berührungslos und schmerzfrei: Die Patientinnen und Patienten blicken abwechselnd mit beiden Augen in die Linse, das Ergebnis liegt sofort vor.

Neuer Baustein der MS-Diagnostik

„Die OCT ergänzt klassische Verfahren wie MRT oder Liquoruntersuchungen perfekt“, betont Bocksrucker. Sie erlaubt eine individuelle Verlaufsbeobachtung und hilft, Therapien gezielter einzusetzen. Um die bestmögliche Betreuung sicherzustellen, arbeitet das Team eng mit Augenärztinnen und Augenärzten der Region „Innergebirg“ zusammen – bei Bedarf wird direkt Rücksprache gehalten.

Qualität durch Vernetzung und Zertifizierung

Rund 300 MS-Patientinnen und -Patienten werden im Schwarzacher Klinikum nach neuesten wissenschaftlichen Standards betreut. Die enge Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten ist dabei zentral. Die hohe Versorgungsqualität wurde jüngst durch die Rezertifizierung als MS-Zentrum durch die Österreichische Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) bestätigt – für weitere zwei Jahre.

„Mit der Implementierung der OCT-Technologie stärken wir unseren Anspruch, führendes Anlaufzentrum für MS-Patientinnen und -Patienten im Innergebirg zu sein“, resümiert Bocksrucker.
Diese neue Methode zeigt eindrucksvoll, wie moderne Bildgebung hilft, das Unsichtbare sichtbar zu machen – und so das Leben von Menschen mit Multipler Sklerose nachhaltig zu verbessern.


Fotos: istockphoto/KakigoriStudio

Share

Logo medizinpopulär