Haut, Haare, Nägel & Kosmetik

Haare färben, aber schonend!

Welche gesunden Alternativen gibt es?

Lieber blond wie eine Semmel und keinesfalls grau wie eine Maus sein? Ganz gleich, warum man seine Haare färbt: Die Prozedur ist die reinste Folter fürs Haar. Und nicht nur das: Chemische Stoffe in Haarfärbemitteln geraten immer wieder in den Verdacht, die Gesundheit zu schädigen. Was ist dran und gibt es schonende Methoden? MEDIZIN POPULÄR hat für Sie gesunde Tipps aus erster Hand.

Von Mag. Astrid Bauer

Gefärbte Haare verschaffen vielleicht uns Glanzzeiten – nicht jedoch unseren Haaren. Denn ob dauerhaft oder auswaschbar: Im Grunde greifen alle künstlichen Haarfarben die Haare an, weiß Dr. Regina Lindlbauer, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Tulln. „Damit die Farbe überhaupt ins Haar eindringen kann muss das Produkt zuerst die intakte Schutzhülle, die Schuppenschicht des Haares, zerstören. Das geschieht mit Ammoniak. Dann erst kann das Oxidationsmittel, also das Bleichmittel einziehen, das den Weg für die Farbmoleküle bereitet, die dann im Haar aufquellen und dauerhaft eingelagert werden“, erklärt Dr. Lindlbauer den strapazierenden Vorgang. Die Farbpigmente sind nach der Färbung fest im Haar eingeschlossen und können nicht ausgewaschen werden. Sie müssen langsam und langwierig herauswachsen.

Neben dem Färben gibt es freilich noch andere Methoden. Eine davon ist die Coloration, die vorwiegend vom Friseur angewendet wird: Aber auch bei dieser Alternative wird der Schutzpanzer des Haares geöffnet, um ihm die eigene Farbe zu entziehen. Die verwendeten Blondierungen kommen zwar ohne Farbstoffe aus, die Haare werden aber auch bei diesem Prozess stark angegriffen. Mit Hilfe von Oxidationsmitteln nämlich, in erster Linie Wasserstoffperoxid, werden die natürlichen Farbpigmente im Haar abgebaut. Die einst schöne und glänzende Haarpracht wird porös und empfindlich.

Einfache Tönungsmittel hingegen bestehen aus nur einer Komponente: Ammoniak. Bleichmittel fehlen. Beim Tönen der Haare lagern sich die Farbstoffe deshalb nur äußerlich wie ein Film an der Haaroberfläche an und werden bei sechs bis acht Haarwäschen wieder ausgewaschen. So sind diese Produkte zwar schonender, enthalten meist aber auch diverse bedenkliche andere Chemikalien, z. B. aromatische Amine als Farbstoffe.

Gesundheitliche Gefahren durch Haarfärbemittel
Sprödes, brüchiges und glanzloses Haar ist aber nicht die einzige Konsequenz, die Färbung, Tönung & Co nach sich ziehen kann. Aggressive Substanzen und Chemikalien, die in den Haarfärbemitteln enthalten sein können, gelten auch als gesundheitliche Gefahr. Welche das sind, erklärt Dr. Susanna Stark, Chemikerin und Fachberaterin zur ökologischen und gesundheitlichen Bewertung von Chemikalien und chemischen Produkten bei der Serviceeinrichtung „die umweltberatung“ in Wien: „Manche Inhaltsstoffe von oxidationsmittelhältigen Haarfärbeprodukten besitzen ein hohes sensibilisierendes Potenzial, d. h. sie lösen relativ häufig allergische Reaktionen aus. Insbesondere Friseurinnen und Friseure, die häufig mit Färbemitteln arbeiten, sind von Allergien gegen solche Inhaltsstoffe betroffen“, so Stark. Aber auch die Anwender der Haarfärbemittel bleiben nicht verschont und können durch allergieauslösende Stoffe in den Oxidationsfarben Allergien und Unverträglichkeiten entwickeln. Das oxidierende Wasserstoffperoxid kann zusätzlich die Haut ­reizen, und in Blondiermitteln finden sich außerdem oft Substanzen, die die Entstehung von Kon­takt­ekzemen fördern und sensibilisierend wirken können. Eine solche Sensibilisierung auf eine bestimmte Chemikalie ist eine bleibende Veränderung des Immunsystems und nicht heilbar.

Leberschäden oder Blasenkrebs?
Die meisten chemischen Haarfärbemittel enthalten außerdem bedenkliche Konservierungsmittel oder Duftstoffe. Die auch verwendeten synthetischen Moschus-Duftstoffe können sich zum Beispiel im Fettgewebe anreichern – Tierversuche mit diesen Verbindungen haben als Konsequenz daraus Hinweise auf Leberschäden ergeben.
Als Farbstoffbausteine werden in den Farben meist aromatische Amine verwendet. Seit den 1980er Jahren sind diese Substanzen umstritten, und Wissenschaftler sind immer wieder der Frage nachgegangen, ob ein häufiger beruflicher oder privater Kontakt mit oxidativen Haarfärbemitteln das Risiko erhöht, an Krebs (insbesondere Blasenkrebs) zu erkranken. Frühe Studien hatten ein solches Risiko angedeutet.

EU verbietet 22 Haarfarbstoffe
Im Juli 2006 nahm die EU die auf dem Markt befindlichen Haarfärbemittel schließlich genauer unter die Lupe. Die Konsequenz: 22 Haarfarbstoffe, die im Verdacht standen, krebserregend zu sein und für die ­keine Sicherheitsdossiers eingereicht wurden, hat man verboten. Doch man darf aufatmen: In aktuellen Studien wurde kein solcher Zusammenhang gefunden. Zu zahlreichen anderen Stoffen bzw. Produkten wurden trotzdem genauere weiterführende Studien und Untersuchungen verlangt. Das Ziel ist nun, auch für Haarfarben eine Positivliste mit erlaubten Stoffen zu erstellen. Im Eifer der damals aufgeflammten Diskussion um umstrittene Produkte wurden in einer Studie der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) 2006 auch in Österreich erhältliche Haarfarben untersucht. Aber auch hier ist noch einiges offen. „Die Bewertung einzelner Substanzen konnte aufgrund unzureichender Daten noch nicht fertig gestellt werden. Es hat den Anschein, dass hier zwar viel Papier produziert wird, abschließende Beurteilungen aber noch auf sich warten lassen und die Konsumenten weiterhin noch nicht ausreichend abgesicherte Produkte kaufen (müssen)“, so Dr. Susanna Stark.

Pflanzenfarben als gesunde Alternative
Wer zum Schutz von Haut, Haar und Gesundheit auf die chemische Keule verzichten möchte, hat eine Wahl. Pflanzliche Haarfarben bieten für Rot-, Braun- und Schwarztöne eine gute Alternative zu den aggressiven Haarfärbemitteln und Tönungen. Der Nachteil: Es ist nicht jeder Farbton zu erreichen und die Färbung ist nicht so intensiv wie bei manchen chemischen Mitteln. Die pflanzlichen Substanzen haben aber gleichzeitig eine pflegende Wirkung – die Haare sind robuster und glänzen. Der wohl bekannteste pflanzliche Farbstoff ist Henna. Doch auch die wichtigste Substanz im Henna, der Naturstoff Lawson, stand schon im Kreuzfeuer der Kritik und wird unterschiedlich beurteilt. Das deutsche Bundesinstitut für Risikoforschung stellte 2003 fest, dass von Lawson „kein erbgutschädigendes Risiko“ für den Menschen ausgeht. Das Beratergremium zur europäischen Kosmetikgesetzgebung (SCCP) forderte für eine abschließende Bewertung 2005 noch zusätzliche Studien. „Leider gibt es hier noch keine neueren Meinungen, ich gehe aber davon aus, dass die Gefahr sicher nicht größer, sondern viel eher kleiner ist als bei künstlichen Haarfarben. So stand auch ein Allergie auslösendes Potenzial für Lawson nie zur Diskussion“, erklärt Stark.

Gütezeichen für Naturprodukte
Um eine möglichst schonende Färbung gewährleisten zu können, ist es wichtig, auf die Inhaltsstoffe zu achten und besonders darauf, dass keine chemischen Zusätze in den natür­li­chen Haarfärbemitteln enthalten sind. Vor allem in südlichen Urlaubsländern kommt es nicht selten vor, dass der Haarfarbe ein starkes Kontaktal­lergen zugesetzt wird. Nur zertifizierte Naturkosmetika, z. B. mit dem deutschen BDIH-Zeichen, oder Naturkosmetika nach dem österreichischen Lebensmittelkodex sind sicher frei davon und bedenkenlos.

Wenn schon Chemie, dann…
…sollten Sie Folgendes beachten:

  • Vor dem Färben sollten die Haare nicht gewaschen werden, so ist zumindest die Kopfhaut durch die natürliche Fettschicht ein wenig geschützt.
  • Ist die Kopfhaut empfindlich, gereizt oder verletzt, sollte auf das Färben verzichtet werden.
  • Die empfohlene Einwirkzeit sollte eingehalten und nicht verlängert werden.
  • Zum Schutz vor der Farbe trägt man am besten Handschuhe, und die Haut unterhalb des Haaransatzes sollte vor dem Färben gut eingecremt werden. Dann kann die Farbe an diesen Stellen nicht „angreifen“.
  • Wenn Farbe auf die Haut gelangt, sollte diese sofort mit Wasser, Shampoo, Alkohol oder Zitronensaft entfernt werden.
  • Haare färben in der Schwangerschaft und Stillperiode wird sehr unterschiedlich beurteilt. Untersuchungen an schwangeren Friseurinnen konnten keine Schädigungen an deren Kindern nachweisen. Will man nicht auf das Haarefärben verzichten, ist es aber trotzdem ratsam, erst nach dem ersten Drittel der Schwangerschaft zu färben. Dadurch wird das mögliche Risiko minimiert.

Foto: iStock, Liudmila Chernetska

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