Zarte Sonnenstrahlen heben unser Stimmungsbarometer. Der Haut geht es nicht immer so gut. Denn Hitze, Chlorwasser und UV-Strahlung können ihr zu schaffen machen.
von Mag. Sylvia Neubauer
Hitze macht durstig – auch die Haut! Im Vergleich zum Winter, wo ihr reichhaltige Texturen mit Ölen schmeicheln, verlangt die Haut nun nach mehr Feuchtigkeit. Der Sommer darf demnach auch im Kosmetikschrank Einzug halten. Inwiefern? „Gut geeignet sind ölfreie Präparate“ so Univ. Doz. Dr. Paul Sator, Oberarzt der Hautabteilung im Krankenhaus Hietzing. „Lotionen oder Gels sind daher erste Wahl.“ Ähnlich wie die Sonne bei mangelndem Niederschlag Blumenbeete austrocknet, entzieht sie auch der Haut Feuchtigkeit, die entsprechend ersetzt werden muss.
Neben Glycerin zählt Urea, besser als Harnstoff bekannt, zu den klassischen Feuchtigkeitsspendern. Auch das Wasser selbst ist ein großer Feuchtigkeitsräuber – insbesondere wenn es wie in Freibädern gechlort ist. „Nach dem Schwimmen sollte daher geduscht und die Haut im Anschluss mit einer Lotion versorgt werden“, ermutigt Sator die Wasserspeicher der Haut immer gut aufzufüllen.
Körpereigene Klimaanlage
Apropos Wasser: Alle Menschen haben eines gemein, sie schwitzen, und das unentwegt. Das im Hypothalamus sitzende „Schweißkontrollzentrum“ funktioniert ähnlich wie eine Klimaanlage. Ist die Temperatur zu hoch, funken die im Gehirn ansässigen Nervenzellen: „Kühlung dringend erforderlich. Bitte Schweißnachschub produzieren!“
Beachtliche 30.000 Temperatursensoren sind an diesem komplexen Mechanismus beteiligt. Sommerliche Rekordtemperaturen regen den körpereigenen Überhitzungsschutz zu vermehrter Arbeit an.
Kühlende Effekte
Wie aber lassen sich die übereifrigen Schweißdrüsen im Zaum halten? Als Standardwaffe gegen „pikante“ Duftnoten gelten antibakteriell wirksame Deos. Das Werk bestehender Bakterien, die den Schweiß bereits auf miefende Weise zersetzt haben, können sie jedoch nicht auslöschen.
Unmittelbar nach dem Duschen aufgetragen sind Deos daher am effizientesten. Antitranspirantien setzen direkt an der Ursache an. Indem sie die Poren der Haut verengen, dämmen sie die Schweißbildung ein.
Gehen Sie es zudem luftig an! „Für einen angenehm erfrischenden Effekt sorgen atmungsaktive Funktionstextilien und Leinenstoffe“, weiß Dermatologe Dr. Sator.
Adios, Pickel & Co
Eng ansitzende Kleidung blockiert die Luftzirkulation zwischen Haut und Gewand. „Dadurch verstopfen die Schweißdrüsen, die auf der obersten Hautschicht liegen“, erklärt der Hautarzt eine mögliche Ursache für einen Hitzeausschlag. Um dem entgegenzuwirken, sollte die Haut kühl und trocken gehalten werden und der Stoff nicht zu sehr an der Haut reiben. Auch Bakterien mögen Schweiß. Im Mix mit Pflegerückständen und Schmutz lassen sie Entzündungen aufkeimen und Pickel sprießen. Dass unsere Talgdrüsen bei Wärme zusätzlich „Gas geben“, macht die Sache nicht besser. Talg wiederum ist fettig. Zu Unreinheiten neigende Haut benötigt demnach keine zusätzlichen lipidhaltigen Pflegestoffe.
Stattdessen sind „leichte, feuchtigkeitsspendende Gels, zarte Seren und nicht zu fettige Duschgele typgerechte Alternativen“, führt der Dermatologe aus. Neben einer guten Körperhygiene entfernt ein Peeling nicht nur abgestorbene Hautschüppchen, sondern regt auch die Durchblutung an. Manche Menschen neigen nach dem Sonnenbad zu Juckreiz, Bläschen und Hautrötungen. „Farnkrautextrakt kann nachgewiesenerweise dabei helfen, die Symptome einer Sonnenallergie zu reduzieren“, erwähnt Sator ein pflanzliches Präparat, welches einen Sonnenschutz von innen bereitstellt.
Trinken hilft bei Schwitzen
Eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung unterstützt die Haut mit Feuchtigkeit. Das macht sich optisch bemerkbar, gut hydriert wirkt die Haut rosiger und praller. „Viel Trinken sorgt für Elastizität und Geschmeidigkeit, das fördert die Abwehrkraft der Haut“, so der Experte. Mindestens zwei Liter sollten täglich „getankt“ werden, bei starkem Schwitzen noch mehr.
Was tun bei Problemhaut?
Wenn die Haut aufgrund einer Erkrankung wie Neurodermitis starkt juckt, ist Kühlen mit feuchten Wickeln und regelmäßiges Eincremen mit speziellen Produkten das A und O der Hautpflege. Dabei ist es sehr angenehm, die Basispflege in den Kühlschrank zu stellen. Schweiß reizt die Haut im Sommer zusätzlich, daher erfrischendes Duschen immer mit einem kühlen Guß beenden. Da Chlor die bakterielle Besiedlung auf der Neurodermitis-Haut eindämmt, ist eine Runde im Schwimmbad auch für die Haut eine Wohltat. Danach gilt wieder: Möglichst kalt abduschen und eincremen!
Apropos Sonnenschutz…
Bei hohen Temperaturen und einer hohen Luftfeuchtigkeit benötigt die Haut besondere Pflegemaßnahmen“, erklärt Dermatologe Paul Sator. Das Um und Auf ist die Verwendung von Sonnenschutzprodukten mit hohem Lichtschutzfaktor. „Mindestens 20 sollte dieser betragen“, so der Dermatologe. Um ihre volle Wirkung zu entfalten, muss die Sonnencreme „bereits eine halbe Stunde bevor man in die Sonne geht in ausreichender Menge aufgetragen werden.“
Als Faustregel gilt: 25 ml pro Ganzkörperanwendung, sprich ein Teelöffel Creme für das Gesicht und rund zwei Esslöffel für den Körper verwenden.
Mehrmaliges Nachschmieren untertags ist speziell bei starkem Schwitzen und nach dem Schwimmen anzuraten.
Frei nach dem Motto „die Haut vergisst nie“ bedarf Kinderhaut vermehrter Aufmerksamkeit.
„Um Hautkrebs vorzubeugen, sollten Sonnenbrände in jungen Jahren unbedingt vermieden werden“, meint Dr. Sator und empfiehlt präventiv „Sonnenschutzprodukte mit mineralischem Filter“ auf die empfindliche Haut zu cremen. Im Gegensatz zu chemischen Filtern sind mineralische Pigmente kaum allergen und demnach hautverträglicher. Generell sind kleine Kinder mit Sonnenhut oder Kappe ausgestattet am besten an einem schattigen Plätzchen aufgehoben.
„Die Haut isst mit“
Ernährungswissenschafterin Mag. Judith Kraus-Bochno verrät, welche Nährstoffe der Haut im Sommer gut tun.
Vitamin A ist für die Zellteilung von Bedeutung. Es sorgt dafür, dass sich neue Hautzellen nachbilden und kleine Hautschäden repariert werden. Orange ist die Signalfarbe wenn es um das Erkennen guter Lieferanten geht. „Karotten, Kürbis und roter Paprika enthalten Provitamin A“, weiß die Ernährungswissenschaflerin. Aus dieser Vorstufe kann der Körper Vitamin A bilden.
B-Vitamine wirken sich positiv auf den Zellstoffwechsel aus und beschleunigen die Hautregeneration. In geballter Form stecken Vitamine aus der B-Gruppe in Getreide und Vollkornprodukten. Auch Hülsenfrüchte sind eine gute Wahl, um den Körper damit zu versorgen. „An heißen Tagen darf daher gerne einmal ein Linsensalat auf dem Speiseplan stehen“, so die kochaffine Expertin.
Vitamin C wird zur Bildung von Kollagen benötigt. Dieses verleiht der Haut ihre Spannkraft. Zusätzliches Plus: Um sich vor Sonnenschäden zu wappnen, bildet die Haut Melanin. „Vitamin C hemmt die Melaninproduktion“, so Kraus-Bochno „dadurch treten auch Pigmentflecken seltener auf.“ Nahezu alle Sommergemüse sind wahre Vitamin C-Bomben. Ebenso wie „Sprossen, die an der Fensterbank aufgezogen innerhalb weniger Tage genießbar sind“, so die Expertin. Vom Verzehr von Zitrusfrüchten rät sie ab. „Zitronen und Orangen können bei empfindlichen Personen Hautirritationen auslösen.“
Vitamin E bremst als wahrer Jungbrunnen den Alterungsprozess der Haut. „Als wichtiges Antioxidants schützt es die Zellmembran und beugt UV-Schäden vor“, weiß die Ernährungsexpertin. Das Anti Aging Vitamin steckt in guten, kaltgepressten Ölen, Samen und Nüssen. Eine reichhaltige Vitamin E-Quelle ist zudem die Avocado. „Gemeinsam mit Rucola, Banane und Beeren püriert lässt sie sich zu einem schmackhaften Löffelgemüsesaft verarbeiten“, nennt Kraus-Bochno eine vitaminreiche Rezeptidee.
Omega-3-Fettsäuren bringen die Haut zum Strahlen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. So sorgen sie unter anderem für einen funktionierenden Flüssigkeitshaushalt. „Omega 3 Fettsäuren haben antientzündliche Eigenschaften und helfen gegen trockene, juckende Haut“, sagt Kraus-Bochno. Gute Quellen sind etwa Hanf- oder Leinöl.
Zink trägt ebenfalls zum Hautschutz bei. Es wirkt antioxidativ und antientzündlich. Mangelt es an diesem Spurenelement, reagiert die Haut überempfindlich auf Umweltstoffe und neigt zu Trockenheit, Hautrissen und –schuppen. Neben Fleisch und Fisch sind auch Wildkräuter reich an Zink. Ein Geheimtipp der Ernährungsexpertin ist Ackerschachtelhalm. Als Tee dargereicht schmeichelt er der Haut zudem mit bioaktiven Substanzen und Kieselsäure.
Grüner Tee ist reich an bioaktiven Pflanzenstoffen wie zum Beispiel Theobromin und Polyphenol. Sie hemmen die Bildung von hautschädigenden Enzymen, die durch die Einwirkung von UV-Licht entstehen. Außerdem fördern sie die Hautregeneration. Die TCM-Ernährungsberaterin misst grünem Tee eine kühlend Wirkung bei. Als sommerliche Erfrischung empfiehlt sie, erkalteten grünen Tee wahlweise mit Johannis- oder Granatapfelsaft zu mischen und zu genießen.
UVA, UVB!
Wo ist der Unterschied?
Durch UVB-Strahlen werden Melanozyten in der obersten Hautschicht angeregt, Pigmente zu bilden“, sagt der Facharzt für Hautkrankheiten. Melanozyten sind im Übrigen kleine „Malermeisterzellen“ die der Haut ihre Bräune verleihen. Sator: „Sie stülpen ihr Pigment schützend wie eine Kappe über den Zellkern der anderen Zellen, ähnlich wie ein Sonnenhut.“
Der Wehrmutstropfen: UVB-Strahlen können auch Sonnenbrände verursachen und in den Zellen der Oberhaut krebsauslösend sein. „UVA-Strahlen dringen tiefer in die Haut ein“, so der Hautexperte „Sie können Hautfasern zerstören und in Folge zu frühzeitiger Hautalterung und Faltenbildung führen.“
Übrigens: Wussten Sie, dass herkömmliche Solarien hauptsächlich mit UVA-Strahlen arbeiten, die nur eine oberflächliche, ergo kosmetische Bräunung hinterlassen? Anders als oft angenommen wird dadurch keine „Schutzbräunung“ erzielt.
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