Die Autoimmunerkrankung Vitiligo belastet viele Betroffene stark, insbesondere aufgrund von sichtbaren Hautveränderungen. Mit der richtigen Pflege, Vorsicht und neuen medizinischen Fortschritten können Patientinnen und Patienten ihre Lebensqualität erheblich verbessern.
Studien zufolge ist etwa ein Prozent der österreichischen Bevölkerung von Vitiligo betroffen. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Melanozyten, die für die Produktion des Hautpigments Melanin zuständig sind, angreift und zerstört. Der Verlust an Melanozyten führt zur Entstehung von weißen pigmentfreien Flecken auf der Haut. Die genauen Ursachen für diesen Autoimmunprozess sind bislang nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, immunologischen und umweltbedingten Faktoren eine Rolle spielt. So haben etwa Menschen mit einer familiären Vorgeschichte der Krankheit ein höheres Risiko, selbst Vitiligo zu entwickeln. Darüber hinaus weisen einige Studien darauf hin, dass Umweltfaktoren wie Sonnenbrand, chemische Exposition oder Stress den Autoimmunprozess bei genetisch prädisponierten Personen in Gang setzen könnten und dadurch die Zerstörung der Melanozyten auslösen.
Symptome und Begleiterkrankungen
Die weißen Flecken bei Vitiligo sind nicht ansteckend, in der Regel schmerzlos und verursachen keine körperlichen Beschwerden. Sie sind jedoch empfindlich gegenüber Sonnenlicht und können leicht verbrennen. Darüber hinaus weisen Menschen mit Vitiligo ein erhöhtes Risiko für bestimmte Autoimmunerkrankungen wie Schilddrüsenerkrankungen, Typ-1-Diabetes und rheumatoide Arthritis auf. Die Pigmentstörung ist unheilbar, kann jedoch auf unterschiedliche Arten behandelt werden. Trotzdem ist die Diagnose für viele Betroffene sehr belastend. Denn Vitiligo, auch Weißfleckenkrankheit genannt, löst häufig unangenehme Reaktionen im Umfeld aus. Die sichtbaren Hautveränderungen führen zu Stigmatisierung, Ausgrenzung und psychischer Belastung. Menschen mit Vitiligo haben laut Studien ein fünfmal höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken, als vergleichbare Gesunde. 56 Prozent der Betroffenen berichten von stark negativen Auswirkungen auf ihr Selbstwertgefühl.
Sport und Bewegung
Sportliche Aktivitäten wirken sich in der Regel positiv auf das Wohlbefinden aus. Dermatologe und Vitiligo-Experte Univ.-Prof. Dr. Adrian Tanew betont: „Es gibt keine Nachweise, dass Sport einen negativen Einfluss auf Vitiligo hat. Körperliche Aktivität kann den Stress reduzieren, der die Erkrankung auslösen oder verstärken kann.“ Bei Outdoor-Sportarten sollten Betroffene jedoch geeignete Sonnenschutzmaßnahmen ergreifen. Breitband-Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF) sind notwendig, um die empfindlichen depigmentierten Hautbereiche vor UV-Schäden zu schützen.
Tattoos sind möglich
Die Diagnose Vitiligo schließt Tattoos nicht grundsätzlich aus. „Menschen mit Vitiligo neigen dazu, an Hautstellen, die durch starke mechanische Reize traumatisiert werden, Vitiligo-Flecken zu entwickeln. Wenn Personen unter einer aktiven Vitiligo leiden, kann ein durch die Tätowiernadel verursachtes Hauttrauma lokal eine Vitiligo-Läsion auslösen“, weist Tanew auf mögliche Risiken hin. Dennoch können Tattoos den Betroffenen helfen, sich mit ihrer Haut wohler zu fühlen. Die 35-jährige Yvonne aus Wien sagt: „Ich habe zwar Vitiligo, aber ich habe auch viele schöne Tattoos auf meiner Haut – und damit mag ich meine Haut, wie sie ist!“
Neue Behandlungsmöglichkeiten
Und schließlich gibt es für Vitiligo-Betroffene auch neue therapeutische Ansätze und Behandlungsmöglichkeiten, welche der Ausbreitung der Erkrankung entgegenwirken, eine Repigmentierung der Haut fördern und zur Abheilung der Flecken führen können. Besonders in frühen Stadien der Krankheit oder wenn maximal zehn Prozent der Hautfläche betroffen sind, kommen dafür seit mehr als 20 Jahren immunmodulatorische Substanzen wie Tacrolimus oder Pimecrolimus zum Einsatz. Diese können über einen längeren Zeitraum als Creme angewendet werden. Bei stärkerer Ausprägung der Krankheit hat sich hingegen die Phototherapie als Mittel der Wahl erwiesen. Dabei erhalten Patientinnen und Patienten rund eineinhalb Jahre dreimal wöchentlich entweder eine lokalisierte oder eine Ganzkörper-Bestrahlung mit ultraviolettem Licht, um die Melanozyten-Aktivität zu stimulieren. Neu auf dem Markt ist eine Creme mit Ruxolitinib, einem sogenannten Inhibitor. Dieser blockiert jenen Rezeptor, der die weißen Blutkörperchen dazu bringt, Pigmentzellen abzubauen. In vielversprechenden Studien zeigte sich, dass bei den Probandinnen und Probanden nach einem Jahr Anwendung rund 90 Prozent der betroffenen Stellen im Gesicht sowie 50 Prozent der betroffenen Körperstellen repigmentiert waren. Tanew appelliert an Betroffene, sich ärztlichen Rat einzuholen: „Hautärztinnen und Hautärzte können individuell über die neuesten Entwicklungen und geeignete Behandlungen informieren.“
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