Schwitzen ist eine lebensnotwendige Körperfunktion, welche die Haut kühlt und hilft, die Körpertemperatur stabil zu halten. Für Menschen, die unter übermäßiger Schweißproduktion leiden, gibt es heute zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten.
Von Michaela Neubauer
Dass wir bei den aktuellen Temperaturen leicht ins Schwitzen geraten, ist nicht verwunderlich. Verliert ein gesunder Mensch mindestens einen halben Liter Schweiß pro Tag, so sind es im Sommer oder bei intensiver körperlicher Betätigung oft deutlich mehr. Tatsächlich kann die tägliche Transpirationsmenge bei extremen Bedingungen auf bis zu sechs Liter ansteigen. Schweiß wird in den Schweißdrüsen produziert, die sich hauptsächlich in der Haut befinden. Man unterscheidet hierbei zwischen zwei Haupttypen, den ekkrinen und apokrinen Schweißdrüsen. Die ekkrinen Drüsen befinden sich überall auf dem Körper und sind besonders zahlreich an Handflächen, Fußsohlen und der Stirn vorhanden. Sie produzieren eine wässrige Flüssigkeit, die hauptsächlich aus Wasser und Salzen besteht und dabei hilft, die Körpertemperatur zu regulieren. Wenn der Körper überhitzt, verdunstet der Schweiß auf der Haut und kühlt den Körper ab. Die apokrinen Drüsen hingegen befinden sich in den Achselhöhlen, Leisten und im Genitalbereich. Sie produzieren ein dickeres Sekret, das bei Kontakt mit Hautbakterien den charakteristischen Körpergeruch entwickelt. Diese Drüsen werden hauptsächlich durch emotionale und hormonelle Reize aktiviert. Schweiß ist also nicht nur ein natürlicher Kühlmechanismus, sondern spielt auch eine Rolle bei der Ausscheidung von Abfallstoffen und bei der Hautgesundheit.
Wenn Schwitzen zum Problem wird
Dennoch: Für einige Menschen ist Schwitzen ein Problem, das ihren Alltag erheblich beeinträchtigt. Rund jeder dreißigste Mensch in Österreich empfindet sein Schwitzen als störend, jeder hundertste konsultiert deshalb eine Ärztin, einen Arzt. Übermäßiges Schwitzen, medizinisch als Hyperhidrose bezeichnet, kann verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören genetische Veranlagung, hormonelle Veränderungen, Nervenerkrankungen, Infektionen, bestimmte Medikamente und psychische Belastungen. Menschen mit Hyperhidrose schwitzen oft auch ohne äußere Einflüsse wie Hitze oder körperliche Anstrengung stark.
Schnelle Abhilfe
Deodorants und Antitranspiranten sind die gängigsten Mittel, um Schweiß und Körpergeruch zu kontrollieren. Deodorants wirken hauptsächlich, indem sie den Geruch überdecken und antibakterielle Substanzen enthalten, die das Wachstum von geruchsbildenden Bakterien hemmen. Antitranspiranten hingegen enthalten oft Aluminiumverbindungen, die die Schweißdrüsen blockieren und somit die Schweißproduktion verringern. „Während herkömmliche Deodorants lediglich den Schweißgeruch überdecken, schaffen Antitranspirante zumindest bei normaler Ausdünstung wirksame Abhilfe. Diese basieren allerdings auf Aluminiumchlorhydrat, dessen Wirkung nicht unumstritten ist“, betont Dr. Sabine Apfolterer, MBA, Fachärztin für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie in Wien und Baden. So wird das in Antitranspiranten enthaltene Aluminium seit Jahren mit gesundheitlichen Risiken in Verbindung gebracht, darunter Brustkrebs und Alzheimer. Wissenschaftliche Beweise sind jedoch nicht eindeutig, und viele Expertinnen und Experten halten Aluminium in den Konzentrationen, die in Antitranspiranten verwendet werden, für unbedenklich. Dennoch bevorzugen immer mehr Menschen aluminiumfreie Alternativen, um potenzielle Risiken zu vermeiden.
Botox gegen Schwitzen
Botulinumtoxin, besser bekannt als Botox, wird heute nicht nur zur Faltenbehandlung, sondern auch zur Kontrolle von übermäßigem Schwitzen eingesetzt. Bei dieser Methode wird Botox in die betroffenen Bereiche injiziert, um die Nerven zu blockieren, die die Schweißdrüsen aktivieren. „Dies kann die Schweißproduktion erheblich reduzieren, allerdings hält der Effekt nur etwa ein halbes Jahr lang, bevor die Behandlung wiederholt werden muss“, erläutert Apfolterer, die Botox daher vor allem jenen Patientinnen und Patienten empfiehlt, die nur im Sommer mit der Problematik zu kämpfen haben.
Langfristige Optionen
Eine weitere Option zur Behandlung von Hyperhidrose ist die Schweißdrüsenabsaugung. Bei diesem minimal-invasiven Verfahren werden die Schweißdrüsen unter den Achseln mithilfe von speziellen Kanülen entfernt. Dies kann eine dauerhafte Lösung bieten, da die Schweißdrüsen nicht nachwachsen. Der Eingriff wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt und erfordert eine kurze Erholungszeit. Wer sich den Weg in den OP sparen möchte, kann sich seit kurzem für die sogenannte MiraDry-Technologie entscheiden: Dabei wird Mikrowellenenergie genutzt, um Schweißdrüsen dauerhaft zu zerstören. „Bei der Behandlung werden die oberen Hautschichten angesaugt und gekühlt, während Mikrowellen die Haftschicht, in der die Schweißdrüsen liegen, erwärmen. Durch die Mikrowellen-Bestrahlung sterben die Drüsen ab und werden vom Körper abgebaut. Da sich einmal zerstörte Schweißdrüsen nicht wieder regenerieren, sind die Ergebnisse dauerhaft. Bei den meisten Patientinnen und Patienten ist lediglich eine Behandlung notwendig“, so Apfolterer. Die Behandlung dauert rund eine Stunde, die Wirkung tritt in der Regel sofort ein und es gibt lediglich eine kurze bis keine Ausfallzeit. Da die Geruchsdrüsen ebenfalls zerstört werden, verschwindet auch der unangenehme Achselgeruch. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist die Reduktion der Achselhaare. Aber was bedeutet das für die positiven Effekte des Schwitzens? Hier gibt die plastische Chirurgin Entwarnung: „Der Körper besitzt über vier Millionen Schweißdrüsen, von denen sich nur etwa zwei Prozent unter den Achseln befinden. Wenn diese beseitigt werden, hat das keinen Einfluss auf die Fähigkeit des Körpers, sich selbst zu kühlen.“
ZAHLEN & FAKTEN
Zusammensetzung von Schweiß: Schweiß besteht zu etwa 99 Prozent aus Wasser, der Rest sind Elektrolyte wie Natrium, Kalium und kleine Mengen anderer Substanzen wie Harnstoff und Milchsäure.
pH-Wert des Schweißes: Der pH-Wert von Schweiß liegt normalerweise zwischen 4,5 und 7,5, was ihn leicht sauer macht.
Botox-Behandlung: Botulinumtoxin-Injektionen zur Behandlung von Hyperhidrose haben eine Wirksamkeit von vier bis sechs Monaten, bevor eine erneute Behandlung erforderlich ist.
Wirkung von Aluminium in Antitranspiranten: Aluminiumverbindungen in Antitranspiranten blockieren die Schweißdrüsen und reduzieren die Schweißproduktion um bis zu 60 Prozent.
Schweißdrüsenabsaugung: Dieses Verfahren entfernt dauerhaft etwa 50 bis 70 Prozent der Schweißdrüsen in der behandelten Region.
Energie aus Mikrowellen: In einer aktuellen Studie wurde mit der sogenannten MiraDry-Technologie eine Schweißreduktion von 82 Prozent erreicht; die Wirkung tritt in der Regel sofort ein.
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