Die Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) hat sich als effektive Methode zur Behandlung chronischer Wunden etabliert.
Gerade bei schwer heilenden Wunden, die Betroffene sowohl physisch als auch psychisch stark belasten, bietet die ESWT eine vielversprechende Ergänzung zu konventionellen Therapien. Mehrere Studien belegen eine beschleunigte Gewebereparatur und -regeneration durch ESWT, was sie zu einem wichtigen Bestandteil einer modernen Wundheilung macht.
Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) bei chronischen Wunden
Die ESWT ist besonders wirksam bei subakuten und chronischen Wunden, bei denen herkömmliche Methoden nicht den gewünschten Erfolg bringen. Diese physikalische Therapieform nutzt Stoßwellen, die von außerhalb des Körpers auf die betroffene Region einwirken. Dabei werden mechanische Reize gesetzt, die die körpereigene Wundheilung stimulieren. Der Vorteil: Auch bei einer unzureichenden Durchblutung des Gewebes kann die ESWT die Heilung unterstützen und die Schmerzen der Patienten lindern.
Bakterizide und bakteriostatische Effekte der Stoßwellen bieten zusätzliche Vorteile, insbesondere bei infizierten Wunden. Studien zeigen, dass etwa jeder zehnte Patient mit chronischen Wunden von ESWT profitiert, oft als letzte Therapiemöglichkeit vor einem chirurgischen Eingriff.
Funktionsweise der ESWT
Es gibt verschiedene technische Ansätze, um die Stoßwellen zu erzeugen, darunter elektrohydraulische, elektromagnetische und piezoelektrische Verfahren. Diese Technologien erzeugen Ultraschall-Stoßwellen, die durch die Haut in die betroffene Region geleitet werden. Die mechanische Reizung durch die Stoßwellen verursacht winzige Risse im Gewebe, die den Körper dazu anregen, die Wundheilung zu beschleunigen. Gleichzeitig wird die Durchblutung verbessert, was die Heilung weiter fördert.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt der ESWT ist die Schmerzlinderung, die oft schon während der Behandlung eintritt. Patienten berichten zudem von einer verbesserten Beweglichkeit nach der Therapie.
Wundheilung bei diabetischen Fußulzera
Ein besonders herausforderndes Anwendungsgebiet der ESWT ist die Behandlung von diabetischen Fußulzera. Diese chronischen Wunden entstehen bei Diabetikern oft durch eine langfristige Schädigung der Fußnerven und Blutgefäße infolge eines dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegels. Da das Schmerzempfinden in den Füßen bei vielen Betroffenen reduziert ist, werden kleine Verletzungen oft erst spät bemerkt, was zur Entwicklung von chronischen Fußulzera führen kann.
Ohne adäquate Behandlung drohen bei diabetischen Fußulzera oft Amputationen, eine der schlimmsten Folgen dieser Erkrankung. Hier bietet die ESWT eine vielversprechende Alternative zu radikalen Maßnahmen. Sie fördert die Wundheilung und kann in vielen Fällen Amputationen verhindern.
Interessanterweise zeigen klinische Beobachtungen, dass die Wundheilung bei Diabetikern durch ESWT ebenso gut funktioniert wie bei Nicht-Diabetikern. Sogar bestehende Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) beeinträchtigen den Heilungserfolg bei Patienten mit Diabetes nicht. Dies macht die ESWT zu einer wertvollen Ergänzung im Wundmanagement bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes.
Fazit
Die Extrakorporale Stoßwellentherapie bietet eine innovative und wirksame Methode zur Unterstützung der Wundheilung, insbesondere bei chronischen Wunden und diabetischen Fußulzera. Ihre Fähigkeit, die körpereigene Heilungsreaktion zu stimulieren und gleichzeitig Schmerzen zu lindern, macht sie zu einem wichtigen Instrument der modernen Wundbehandlung. In Kombination mit anderen Therapieansätzen kann sie helfen, die Heilung zu beschleunigen und schwerwiegende Komplikationen wie Amputationen zu vermeiden.
Literatur:
Rassweiler JJ, Scheitlin W, Goezen AS, Rassweiler-Seyfried MC. Low-energy Shockwave Therapy in the Management of Wound Healing Following Fournier’s Gangrene. Eur Urol Open Sci. 2022 Sep 13;45:8-11. doi: 10.1016/j.euros.2022.08.019. PMID: 36131850; PMCID: PMC9483798.
Schroeder AN, Tenforde AS, Jelsing EJ. Extracorporeal Shockwave Therapy in the Management of Sports Medicine Injuries. Curr Sports Med Rep. 2021 Jun 1;20(6):298-305. doi: 10.1249/JSR.0000000000000851. PMID: 34099607.
Andrews et al. Wound management of chronic diabetic foot ulcers: from the basics to regenerative medicine. Prosthet Orthot Int. 2015; 39: 29–39.
Quelle: CR Dr. Reinhold Lautner
Fotos: istock nicoletaionescu