Bei Haartransplantationen gibt es derzeit zwei gängige Methoden. Der Mentalexperte und Bestsellerautor Manuel Horeth schildert seine Erfahrungen mit seiner Haartransplantation.
von Mag. Sabine Stehrer
Silvio Berlusconi, der britische Fußballstar Wayne Rooney, der deutsche Fußballtrainer Jürgen Klopp: Sie zählen zu jenen, die es taten und sich dazu bekennen, sich einer Haartransplantation unterzogen zu haben. Genau wie Ausnahmekünstler, Mentalexperte und Bestsellerautor Manuel Horeth, der in seinen Shows und bei seinen Vorträgen über mentales Training als „The Mentalist“ auftritt. Als solcher zeigt er mit psychologischen Techniken wie zum Beispiel Suggestion oder Visualisierung Experimente mit Menschen und überraschte damit bereits 20 Millionen TV-Zuseher auf mehreren Kanälen sowie 35.000 Live-Gäste. So schickte der Salzburger beispielsweise allein durch Gedankenübertragung Menschen mit dem Taxi auf den Weg zu bestimmten Adressen, die sie dann auch tatsächlich erreichten. Die Kraft der Gedanken half dem 39-Jährigen jedoch nicht dabei, sich vor frühzeitigem Haarausfall zu bewahren: Als dieser eintrat, wollte er wieder mehr Haare.
MEDIZIN POPULÄR: Manuel Horeth, Sie haben sich bekanntermaßen einer Haartransplantation unterzogen. Was hat Sie dazu motiviert?
Manuel Horeth: Auch meinem Großvater und meinem Vater sind recht früh die Haare ausgefallen, und ich habe mir schon als Kind gedacht, hoffentlich habe ich einmal nicht so bald so wenige Haare wie sie. Leider habe ich dann bereits so mit zwanzig bemerkt, dass ich den frühzeitigen Haarausfall geerbt habe und mir dasselbe Schicksal blühen wird. Zwar habe ich versucht, mit diversen Shampoos gegenzusteuern, aber die haben nichts geholfen. Und Medikamente wollte ich nicht nehmen. Mit Ende zwanzig hatte ich bereits Geheimratsecken, und das war mir eindeutig zu früh. Damals habe ich mich selbst mit einer coolen Frisur gesehen, die hat einfach zu mir gehört, und so eine Frisur wollte ich wieder haben. Daher habe ich mich zur Transplantation entschlossen.
Wie haben Sie den Eingriff in Erinnerung?
Der Eingriff war ambulant. Ich ging in der Früh hin und ungefähr sechs Stunden später wieder heim, er ist also relativ schnell vorübergegangen. Für den ersten Teil musste ich mich auf den Bauch legen, und mir wurde nach einer örtlichen Betäubung am Hinterkopf ein etwa ein Zentimeter breiter Hautstreifen entnommen. Der zweite Teil hat länger gedauert. Da wurden mir in Rückenlage dort, wo wieder Haare wachsen sollten, Minischnitte in die Kopfhaut gesetzt. Währenddessen wurden aus dem hinten ausgeschnittenen Streifen Haarwurzeln entnommen, die dann in die winzigen Schnitte eingesetzt wurden. Anschließend habe ich einen Verband bekommen, den konnte ich aber schon am nächsten Tag wieder abnehmen.
Haben Sie Schmerzen gehabt?
Nein, das nicht. Was ich durch das Zusammennähen der Kopfhaut nach der Entnahme des Streifens eine Zeit lang hatte, war ein leichtes Spannungsgefühl. Liegen auf dem Hinterkopf war, während die Narbe noch frisch war, auch nicht so gut möglich.
Konnten Sie gleich wieder Ihren Beruf ausüben?
Ja, aber ich durfte einige Wochen lang keinen Sport betreiben, damit die Narbe gut verheilt. Nach etwa sechs Monaten sind aus den verpflanzten Haarwurzeln neue Haare nachgewachsen, und einige Monate später konnte ich mir die Haare endlich wieder so stylen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Da war ich dann sehr froh, dass ich den doch langen Weg zu mehr Haaren gegangen bin.
Wie hat Ihr Umfeld reagiert?
Ich glaube, wenn ich damals nicht jedem von der Haartransplantation erzählt hätte, hätten die wenigsten etwas davon bemerkt (lacht). Aber ich habe es so gewollt, dass die Veränderung natürlich aussieht.
Hält das Ergebnis an?
Die Haare aus den transplantierten Haarwurzeln sind noch nicht ausgegangen und werden soweit ich weiß auch das ganze Leben lang nicht ausgehen.
Medikamente gegen Haarausfall
Hormonell bedingtem Haarausfall lässt sich nachweislich auch mit – selbst zu bezahlenden – Medikamenten entgegenwirken. Für Männer und Frauen geeignet ist eine Tinktur mit dem Wirkstoff Minoxidil, die mitunter unangenehme Nebenwirkungen hat, zu Rötungen, einem Jucken und Schuppungen auf der Kopfhaut führt. Nur für Männer geeignet sind Tabletten mit dem Wirkstoff Finasterid – mit den seltenen Nebenwirkungen Libidoverlust und Erektionsstörungen.
Zwei gängige Methoden
Ursprünglich sind die Methoden der Haartransplantation zur Versorgung von Brand- und anderen Unfallopfern entwickelt worden. Heute werden Haare nicht nur nach Unfällen, sondern vor allem aus Schönheitsgründen transplantiert. Gängig sind derzeit zwei Methoden:
„FUT“ für Follicular Unit Transplantation“ wird die eine Methode genannt, „FUE“ für „Follicular Unit Extraction“ die zweite derzeit gängige zur Transplantation von Haaren. Einer, der seit Jahren beide Methoden praktiziert, ist der Wiener Allgemeinmediziner, Chirurg und Viszeralchirurg Dr. Markus Horacek. „Welche Methode gewählt wird, hängt im Wesentlichen von den Wünschen der Betroffenen ab“, erklärt er. Beide Arten werden ambulant und binnen eines Tages durchgeführt.
Fut-Methode
Bei Methode eins, der sogenannten FUT-Methode, für die sich Manuel Horeth entschied, wird ein Streifen Kopfhaut mit Haaren vom Hinterkopf entfernt, dem Bereich, wo Haarwurzeln meist lebenslang Haare produzieren. Aus diesem Streifen werden die Haarfollikel, also die Haarwurzeln, entnommen und in Inzisionen, kleine Einschnitte, versetzt, die zuvor in die kahle Kopfhaut gesetzt wurden. Horacek: „Der gesamte Eingriff erfolgt unter lokaler Betäubung, ist daher schmerzlos und in vier bis sechs Stunden vorbei.“ Der Vorteil dieser Methode: Über den Streifen lassen sich mehr Haarwurzeln entnehmen als bei der zweiten Methode. Der Nachteil: Es bleibt eine Narbe, die länger verheilen muss, eine mehrwöchige Sportpause ist angesagt.
Fue-Methode
Bei Methode zwei, FUE, werden die Haarwurzeln mit einer Hohlnadel direkt der Kopfhaut am Hinterkopf entnommen, und dort, wo wieder Haare oder mehr Haare wachsen sollen, in kleine Schnitte in die Kopfhaut verpflanzt. Auch dies ist aufgrund lokaler Betäubung schmerzlos, es bleiben nur winzige Narben zurück. Der Nachteil: Für den Eingriff müssen die Haare an der Entnahmestelle abrasiert werden. Auch dauert das Prozedere länger, laut Horacek bis zu zehn Stunden, und kostet daher auch mehr. Nach beiden Eingriffen sind die verpflanzten Haarwurzeln noch eine Zeit lang mit einer speziellen Nährstofflösung zu besprühen. Elf bis dreizehn Monate dauert es, bis die verpflanzten Haarwurzeln so gut eingewachsen sind und mit körpereigenen Nährstoffen versorgt werden, dass aus ihnen wieder Haare sprießen.
Kaum Komplikationen
Zu Komplikationen kommt es bei beiden Methoden, die als Schönheitsoperationen heute zwischen 4000 und 11.000 Euro kosten, kaum, weiß Horacek. „Beide Verfahren sind sicher, nur selten treten vorübergehend Empfindungsstörungen wie ein Spannungs- oder Taubheitsgefühl auf.“ Noch seltener wächst ein Haar ein und eine Haarwurzel entzündet sich – die Follikulitis ist mit Salben gut behandelbar.
1,1 Millionen Menschen unterziehen sich nach Angaben der „International Society of Hair Restoration Surgery (ISHRS) jedes Jahr und weltweit einer Operation, um wieder mehr Haare auf dem Kopf zu haben. Generell werden fast nur bei Männern Haare transplantiert, zehn Prozent derjenigen, die sich dem Eingriff unterziehen, sind Frauen.
Haartransplantationen
Was geht?
Prinzipiell können Haare von allen Arealen des Körpers auf den Kopf verpflanzt werden. Solche Transplantationen eignen sich jedoch nur dann, wenn die Konsistenz und Form der Körperhaare jener der Kopfhaare entspricht.
Was geht (noch) nicht?
Transplantationen von gespendeten Haarwurzeln führen – noch – nicht zum Erfolg. Auch ist es Forschern bisher noch nicht gelungen, Haarwurzeln im Labor zu züchten bzw. zu vermehren und dann erfolgreich zu verpflanzen.
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