Heilpflanzen & Phytotherapie

Baldrian: Wurzel der Gelassenheit

Dr. Christine Reiler erklärt, wie Baldrian bei Schlaflosigkeit und innerer Unruhe unterstützen kann – und warum er als All-in-one-Wunder gilt.

Der echte Baldrian, auch Valeriana officinalis genannt, gehört zu den populärsten heimischen Heilpflanzen und stammt aus der Familie der Geißblattgewächse Caprifoliaceae. Im lateinischen Namen steckt das Wort „valere“, welches so viel bedeutet wie: sich kräftig und wohl fühlen. Und das macht absolut Sinn, denn wir alle brauchen einen gesunden Schlaf und starke Nerven, damit wir uns wohlfühlen und funktionieren können.

Beruhigende Wirkung

Als Arzneidroge werden die getrockneten unterirdischen Pflanzenteile des Baldrians, bestehend aus Wurzelstock, Wurzeln und Ausläufern, genutzt. Daraus entstehen die bekanntesten pflanzlichen „Beruhigungsmittel“. Baldrian lässt sich als Tee zubereiten, ist aber auch in Form von Kapseln oder Tabletten aus der Apotheke erhältlich. Wissenschaftlich ist die Baldrianpflanze hervorragend erforscht: Pharmakologische Studien haben seine sedativen und angstlösenden Effekte bestätigt. In der stark riechenden Heilpflanze finden sich Substanzen wie Bornylacetat, β-Caryophyllen, Valeranon, Valerenal, Bornylisovalerat und Valerensäure. Diese Inhalts­stoffe interagieren mit GABA-Rezeptoren in Nervenzellen und sorgen für eine entspannende und entkrampfende Wirkung. Interessanterweise lässt sich die genaue Wirkung keinem einzelnen Inhaltsstoff zuordnen. Daher wird in zugelassenen pflanzlichen Arzneimitteln der gesamte Extrakt als Wirkstoff betrachtet – quasi ein echtes All-in-one-Wunder!

Vielseitige Anwendung

Baldrian wird vor allem bei leichter nervöser Anspannung und Schlafstörungen eingesetzt, wobei seine Wirksamkeit in diesen Bereichen medizinisch anerkannt ist. Traditionell wird die Pflanze auch bei geistiger Überanstrengung, Konzentrationsproblemen, Stress, Reizbarkeit und Angst verwendet. Zudem wirkt Baldrian als muskelentspannendes Vollbad. Es gibt auch Hinweise, dass er bei Hitzewallungen in der Menopause, PMS-Schmerzen und dem Restless-Legs-Syndrom hilfreich sein könnte, aber hierzu sind noch genauere wissenschaftliche Untersuchungen erforderlich.

Abwarten und Tee trinken

Für einen Baldriantee übergießen Sie einen Teelöffel zerkleinerte Baldrian-Wurzel (3 bis 5 Gramm) mit 150 Millilitern kochendem Wasser. Lassen Sie den Tee zehn bis 15 Minuten abgedeckt ziehen und seihen Sie ihn dann ab. Trinken Sie die frisch zubereitete Tasse Baldriantee zwei- bis dreimal täglich sowie vor dem Schlafengehen. Und: Lassen Sie sich nicht vom intensiven
Geruch abschrecken! Wichtig ist: Baldrian braucht Zeit, um seine
volle Wirkung zu entfalten – etwa fünf bis 14 Tage.


Fotos: istock Unpict

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