Es ist wieder soweit – die Arzneipflanze des Jahres wurde gekürt! In diesem Jahr fiel die Wahl auf die Artischocke. Dr. Christine Reiler stellt die beliebte Delikatesse vor und erklärt, warum diese bereits bei den Griechen und Römern gegen gesundheitliche Beschwerden eingesetzt wurde.
Die Artischocke, botanisch bekannt als Cynara scolymus L., stammt ursprünglich aus Nordafrika, verbreitete sich aber schon früh über den Mittelmeerraum bis nach Südamerika und zu den Kanarischen Inseln. Erst im Mittelalter erreichte sie Mittel- und Nordeuropa, wo sie wegen ihres fleischigen Bodens und der schmackhaften Hüllblätter schnell geschätzt wurde. Bereits im alten Ägypten galt sie als Symbol für Wohlstand und Gesundheit – und das aus gutem Grund!
Viele Sorten
Die Blätter der Artischocke gehören zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und werden seit der Antike zur Behandlung von Leber- und Gallenfunktionsstörungen sowie bei Verdauungsproblemen eingesetzt. Auch die knospigen Blütenköpfe sind in unseren Breiten ein beliebtes Gemüse. In Österreich hat die Artischocke von Juni bis Oktober Saison, und es gibt sie in zahlreichen Sorten – von sattem Grün bis hin zu tiefem Violett. Arzneilich wirksam sind die Artischockenblätter. Und zwar die, die sich am unteren Stängel befinden, und nicht die am Blütenköpfchen befindlichen Hüllblätter. Sie enthalten eine Vielzahl von bioaktiven Stoffen, darunter Caffeoylchinasäuren, Flavonoide wie Luteolin und dessen Derivate, insbesondere Cynarosid. Zudem finden sich in der Artischocke wertvolle Sesquiterpenlactonbitterstoffe wie Cynaropikrin.
Wertvolle Wirkstoffe für Leber und Verdauung
Die hohe Konzentration an Bitterstoffen macht die Artischocke so gesund: Sie regen den Fettstoffwechsel in Leber und Galle an, lindern Völlegefühl und stimulieren die Verdauung. Es gibt auch Hinweise darauf, dass sie bei Magenbeschwerden wie einem Reizmagen helfen kann. Die Wirkungen der Artischocke auf die metabolische Stoffwechselleistung der Leber sind in experimentellen und klinischen Studien eindeutig belegt – so konnte beispielsweise bei Typ-2-Diabetikerinnen und -Diabetikern nach der Einnahme eines Presssaftes eine deutliche Senkung des Blutzuckerspiegels festgestellt werden.
Kalorienarm und ballaststoffreich
Ein weiterer Vorteil der Heilpflanze: Sie ist kalorienarm, aber reich an Ballaststoffen, die nicht nur die Verdauung fördern, sondern auch den Blutfettspiegel positiv beeinflussen können. Ballaststoffe sind nicht nur essenziell für den Schutz unseres Herz-Kreislauf-Systems, sondern auch für eine gesunde Darmflora, da sie das Wachstum nützlicher Bakterien fördern. Darüber hinaus zeigen Extrakte aus Artischockenblättern vielversprechende Effekte: Sie können den Appetit anregen, Blähungen reduzieren und möglicherweise vor den Folgen eines erhöhten Cholesterinspiegels schützen. Aber Vorsicht: Trotz all ihrer gesundheitlichen Vorteile ist die Artischocke nicht für jede und jeden geeignet. Wer an einer Korbblütlerallergie oder Gallensteinen leidet, sollte auf die Arzneipflanze des Jahres bedauerlicherweise verzichten!
Fotos: istock Floortje