Ein Mangel an Mikronährstoffen kann Entzündungen fördern und das Immunsystem schwächen. Besonders Eisenmangel signalisiert den Abwehrzellen eine Gefahr und führt zu übersteigerten Immunreaktionen, die das Risiko für Allergien erhöhen.
Eine aktuelle Studie des Messerli Forschungsinstituts der MedUni Wien, Vetmeduni Wien und der Universität Wien zeigt erstmals, dass eine gezielte diätische Maßnahme helfen kann, allergische Symptome zu reduzieren. Dieser Ansatz eröffnet neue Perspektiven für die Behandlung von Allergien.
Überempfindlichkeit der Abwehrzellen reduzieren
Bisher galt die spezifische Allergen-Immuntherapie als einzige ursächliche Behandlungsmöglichkeit bei Allergien. Dabei wird ein Allergen gezielt eingesetzt, etwa Birkenpollen bei Birkenpollen-Allergie. Die neue Studie zeigt jedoch, dass die Versorgung der Abwehrzellen mit Mikronährstoffen über eine spezielle Lutschtablette eine vergleichbare Wirksamkeit aufweist – unabhängig vom auslösenden Allergen. Damit wird nicht die Allergie selbst behandelt, sondern die zugrunde liegende Überempfindlichkeit der Abwehrzellen reduziert.
Der Teufelskreis der Allergie
Ein überaktives Immunsystem hemmt die Eisenaufnahme im Körper, obwohl dieser Mikronährstoff benötigt wird, um die Überreaktion zu beruhigen. Um diesen Mangel auszugleichen, entwickelten die Forschenden eine Lutschtablette auf Basis des Molkenproteins Beta-Lactoglobulin, das Mikronährstoffe gezielt zu den Abwehrzellen transportiert. Diese Methode umgeht die allergiebedingte Hemmung der Eisenaufnahme über die Blutgefäße und sorgt dafür, dass die Nährstoffe direkt über die Lymphe aufgenommen werden – dort, wo die Abwehrzellen vermehrt vorkommen.
Studienergebnisse: Verbesserung der Allergiesymptome
Die Lutschtablette enthält weniger als ein Milligramm Eisen und gilt daher nicht als klassisches Eisenpräparat. Vielmehr ermöglicht die spezielle Form des Mikronährstoffs eine gezielte Aufnahme trotz der durch Allergien beeinträchtigten Eisenverwertung. Die Einnahme der Tablette führte zu einer deutlichen Reduktion der Symptome bei Birken- und Gräserpollenallergien. Zudem verbesserten sich die Eisenwerte in den Monozyten und roten Blutzellen der StudienteilnehmerInnen.
Nach sechs Monaten Einnahme in Kombination mit den üblichen Medikamenten konnten in der Hauptsaison der Birkenpollen eine Reduktion der Allergiesymptome um 45 % erzielt werden. Diese Ergebnisse unterstreichen das Potenzial diätischer Maßnahmen zur Unterstützung der Allergiebehandlung und könnten neue Wege zur Kontrolle allergischer Erkrankungen eröffnen.
Literatur:
Bartosik T, Jensen SA, Afify SM, Bianchini R, Hufnagl K, Hofstetter G, Berger M, Bastl M, Berger U, Rivelles E, Schmetterer K, Eckl-Dorna J, Brkic FF, Vyskocil E, Guethoff S, Graessel A, Kramer MF, Jensen-Jarolim E, Roth-Walter F. Ameliorating Atopy by Compensating Micronutritional Deficiencies in Immune Cells. A Double-Blind Placebo-Controlled Pilot Study. J Allergy Clin Immunol Pract. 2022 Mar 6:S2213-2198(22)00229-X. doi: 10.1016/j.jaip.2022.02.028. Epub ahead of print. PMID: 35263681.
Fotos: © istock Elena Nechaeva