Dr. Christina Rainer-Längle, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie mit Praxis in Innsbruck, beantwortet die aktuelle Leserfrage.

Fachärztin für Dermatologie und Venerologie mit Praxis in Innsbruck
MEDIZIN POPULÄR-Leserin Michaela S. fragt: Obwohl ich ein mediterraner Hauttyp bin und noch nie einen Sonnenbrand hatte, reagiert meine Haut teilweise sehr empfindlich auf Sonne, besonders beim Sport. Was kann die Ursache sein?
Es könnte eine Sonnenallergie (Polymorphe Lichtdermatose) vorliegen. Das ist der häufigste durch UV-Strahlen ausgelöste Lichtausschlag. Bei einer Sonnenallergie kommt es Stunden oder wenige Tage nach der Sonnenbestrahlung zu Quaddeln, Bläschen oder Rötungen, die mit einem Juckreiz oder Brennen einhergehen. Die Hautausschläge treten ausschließlich an Stellen auf, die der Sonne ausgesetzt waren und können alle Hauttypen betreffen, wobei sie häufiger bei hellem Hauttyp beobachtet werden.
Die Beschwerden könnten auch von einer Lichtreaktion ausgelöst werden. Bei einer sogenannten phototoxischen Reaktion kommt es zu einer chemischen Reaktion zwischen einer auf die Haut aufgetragenen oder eingenommenen Substanz und dem Sonnenlicht. Typische Auslöser für diese erhöhte Lichtempfindlichkeit sind diverse Medikamente, Johanniskraut,
parfümierte Kosmetika oder schon länger geöffnete und zu warm gelagerte Kosmetika und Sonnencremen. In seltenen Fällen können bestimmte Autoimmunerkrankungen, wie der Lupus erythematodes, die lichtinduzierten Hautveränderungen verursachen.
Wie schützt man sich beim Sport am besten?
Beim Sport sind das Timing und die verwendete Menge an Sonnenschutzmittel entscheidend. Cremt man sich zu knapp vor der Sonnenexposition ein, hat die Haut das Produkt vielleicht noch gar nicht richtig aufgenommen oder es wird beim Anziehen der Sportbekleidung wieder runtergewischt. Daher sollte man den Sonnenschutz am besten schon früh morgens nach dem Aufstehen auftragen, und zwar in der ausreichenden Menge. Wird die Sonnencreme zu dünn aufgetragen, kann der auf der Packung angegebene Schutzwert nicht erreicht werden. Als Richtwert für den Körper eines Erwachsenen gelten sieben Teelöffel Sonnenschutzmittel, das entspricht etwa 35 ml. Nach Wasserkontakt und/oder Schwitzen sollte am besten alle zwei Stunden nachgecremt werden. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte die sportlichen Aktivitäten nach Möglichkeit auf den Morgen oder den späteren Nachmittag verlegen oder zusätzlich zur Sonnencreme lange Kleidung tragen.
Welche Sonnencreme schützt empfindliche Haut?
Die Sonnenschutzmittel sollten möglichst hypoallergen sein. Damit ist gemeint, dass auf unnötige, reizende Zusatzstoffe wie Parfum-/Duftstoffe, Octocrylene etc. verzichtet wird. Auch die Konsistenz des Sonnenschutzproduktes ist relevant. Leichte Fluids und Gele sind besser für empfindliche Haut geeignet als fette Cremes. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass es sich wirklich um einen Breitbandspektrum-Sonnenschutz mit hohem UVA- und UVB-Schutzfaktor LSF 50+ handelt. Zusätzlich empfehle ich einen konsequenten Lichtschutz mit abdeckender Kleidung, Kopfbedeckung und Sonnenbrille. Reduzieren lässt sich das Sonnenallergierisiko, indem man die Haut sehr langsam an das Sonnenlicht gewöhnt. Eine Möglichkeit dafür ist das sogenannte Light-Hardening, das Hautärztinnen und -ärzte mit einer UV-Strahlenkabine durchführen. Mit dieser Gewöhnung muss allerdings schon rechtzeitig begonnen werden, da dafür einige Bestrahlungen mit sehr langsam ansteigenden UV-Dosen notwendig sind.
Kann man die Haut von innen heraus „abhärten“?
Es werden verschiedene Kapseln verkauft, die zur Vorbeugung einer Sonnenallergie dienen sollen. Zum einen sollen sie den Eigenschutz der Haut vor dem UV-Licht stärken, zum anderen das Auftreten einer Sonnenallergie reduzieren. Erreicht werden soll dieser Photoimmunschutz von innen mit antioxidativen Inhaltsstoffen wie Beta-Carotin, Grüntee-Extrakten, Farn-Extrakt oder Magnesium. Solche Nahrungsergänzungsmittel sollten immer nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden, da sie auch Nebenwirkungen haben können. Antioxidantien sind jedoch kein Ersatz für einen konsequenten Sonnenschutz der Haut, sondern können diesen
höchstens ergänzen.
Mit Foto rascher zur Diagnose
Sonnenausschläge sind oft flüchtig und im Nachhinein schwer zu beschreiben. Daher ein Tipp: Rötungen, Pusteln & Co mit der Kamera festhalten und die Fotos zum Hautarzttermin mitbringen. Je besser die Hautausschläge auf den Bildern zu sehen sind und je genauer die Symptome beim Arztgespräch beschrieben werden, umso eher kann ein Auslöser gefunden werden.
Fotos: Ursula Hechenberger-Schwärzler, istockphoto/Blueastro