Neurologie & Psyche

Schlüssel zur Lebensqualität

Neurologische Erkrankungen sind eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Laut Prim. Univ.-Prof. Dr. Jörg Weber, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN), sind Schlaganfall und Demenz nicht nur Hauptursachen für Behinderung, sondern auch für eine hohe Sterblichkeitsrate.

Jährlich erleiden in Österreich 20.000 Menschen einen Schlaganfall, die Zahl der Demenzpatientinnen und -patienten liegt bei rund 150.000 – mit stark steigender Tendenz. 

Lebensstil ist wirksamste Prävention

Studien zeigen, dass gezielte Maßnahmen das Risiko für Schlaganfälle um bis zu 80 Prozent und für Demenz um 45 Prozent senken können. Entscheidend sind gesunde Ernährung, Bewegung sowie die Kontrolle von Bluthochdruck, Cholesterin und Diabetes. Auch Seh- und Hörverlust, soziale Isolation und Luftverschmutzung sind Risikofaktoren. Daneben beeinflusst auch die Schlafdauer das Schlaganfallrisiko. Schlafstörungen können durch Entzündungsprozesse zusätzlich negative Auswirkungen auf die Gehirngesundheit haben.

Frühdiagnose als Game-Changer

Neue biomarkerbasierte Tests und bildgebende Verfahren ermöglichen eine frühzeitige Erkennung neurologischer Erkrankungen. Besonders bei Alzheimer liefern Biomarker wertvolle Hinweise auf krankhafte Veränderungen, oft schon 15 Jahre vor Auftreten erster Symptome. Dies ermöglicht frühzeitige Interventionen, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen können. Auch die Behandlungserfolge bei Schlaganfall haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert. 

Während früher nur ein Drittel der Patientinnen und Patienten nach drei Monaten unabhängig war, sind es heute fast 70 Prozent. Stroke-Units und moderne Rehabilitationsmaßnahmen tragen dazu bei. Dennoch besteht Verbesserungsbedarf in der ambulanten Nachsorge, da viele Betroffene langfristige Komplikationen wie Depressionen oder kognitive Defizite entwickeln.

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Neurologie, indem sie Diagnosen präzisiert und personalisierte Therapien ermöglicht. Erste Anwendungen zur Erkennung von Hirnblutungen und Medikamenteninteraktionen sind bereits im Einsatz. Zusätzlich könnten Zelltherapien künftig neue Behandlungswege eröffnen. Um diesen Fortschritt bestmöglich zu nutzen, fordert die ÖGN eine engere interdisziplinäre Zusammenarbeit und den Ausbau digitaler Plattformen zur besseren Vernetzung von Expertinnen und Experten.


Fotos: istock DrAfter123

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