Die Nachwirkungen der Coronapandemie, aktuelle Kriege, steigende Lebenshaltungskosten und die Klimakrise belasten die Menschen in Österreich und haben zu einem Anstieg psychischer Erkrankungen geführt: „In Österreich besteht ein erheblicher Aufholbedarf in der psychosozialen Versorgung der Bevölkerung, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen“, sagt A.o. Univ.-Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger, Präsidentin des Berufsverbands der Österreichischen Psychologinnen und Psychologen (BÖP).
Gesund aus der Krise
Eine Vorreiterrolle nimmt vor diesem Hintergrund das vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) geförderte Projekt „Gesund aus der Krise“ ein. Dieses ist im April 2022 angelaufen und bietet eine rasche, wohnortnahe, qualitätsgesicherte und kostenfreie Zuweisung zu klinisch-psychologischer, gesundheitspsychologischer, psychotherapeutischer und musiktherapeutischer Beratung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von 0 bis 21 Jahren. Bisher wurden über 22.000 Klientinnen und Klienten betreut, im aktuellen Projektzyklus stehen weitere 10.000 Behandlungsplätze zur Verfügung. Die Universität Innsbruck bestätigte im aktuellen Evaluierungsbericht die hohe Qualität und Effizienz des Projekts, wobei sich bei 95 Prozent der jungen Klientinnen und Klienten eine Besserung ihrer Symptome zeigte.
Der Erfolg des Projekts basiert auf fünf Faktoren:
- Einfacher und unkomplizierter Zugang: Ab 14 Jahren können sich Jugendliche auch selbstständig beim Projekt melden.
- Das sogenannte „Matching“ beschreibt die passgenaue Zuweisung von Klientinnen und Klienten an Behandlerinnen und Behandler nach persönlichen
Parametern. - Die durchschnittliche Zeit von der Anmeldung bis zum Behandlungsbeginn beträgt nur zehn bis 20 Tage, in dringenderen Fällen sogar weniger.
- Die Qualität der Behandlungen von „Gesund aus der Krise“ wird durch die Überprüfung der Arbeitserfahrung und Fortbildungen der Behandlerinnen und Behandler im Bereich Kinder und Jugendlicher gesichert.
- Die kostenfreie Behandlung umfasst 15 Einheiten.
Beate Wimmer-Puchinger und Mag. Barbara Haid, MSc, Präsidentin des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP), fordern die dauerhafte Implementierung von „Gesund aus der Krise“ in den Regelbetrieb. Darüber hinaus sehen sie Potenzial für die Ausweitung des Modells auf Erwachsene, insbesondere auf Bereiche wie die Psychoonkologie. „Ein Drittel der Krebsbetroffenen wünscht sich psychoonkologische Unterstützung, und ‚Gesund aus der Krise‘ bietet die ideale Struktur, um diese Versorgungslücke zu schließen“, so die Expertinnen.
Informationen und Anmeldung:
www.gesundausderkrise.at
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