Winterdepressionen, auch bekannt als saisonale affektive Störungen (SAD), treten nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern auf. Eltern und Ärzte übersehen diese Form der Depression bei Kindern jedoch häufig, da Symptome wie depressive und gereizte Verstimmungen oft als normale Reaktionen auf alltägliche Ereignisse, etwa einen Lehrer- oder Freundeswechsel, fehlinterpretiert werden. Gerade deshalb werden die Anzeichen einer Depression bei Kindern und Jugendlichen oft falsch bewertet oder nicht erkannt.
Saisonale depressive Störungen treten bei Mädchen und Jungen vor der Pubertät gleich häufig auf. Erst nach der Pubertät sind vor allem junge Frauen betroffen. Da sich diese Erkrankung bis ins Erwachsenenalter fortsetzen kann und erhebliche Auswirkungen auf Schule, Ausbildung und das spätere Berufsleben haben kann, ist eine rechtzeitige Beratung und Behandlung unerlässlich.
Winterdepressionen bei Kindern: Ursachen und Symptome
Winterdepressionen sind eine Sonderform der affektiven Störungen, die im ICD-10 als rezidivierende depressive Störungen klassifiziert werden. Sie treten in den Herbst- und Wintermonaten auf und werden häufig mit Störungen des biologischen Tagesrhythmus in Verbindung gebracht, da in dieser Zeit weniger Tageslicht zur Verfügung steht. Die Symptome einer Winterdepression bei Kindern umfassen depressive oder gereizte Verstimmungen, Konzentrationsmängel, Interesselosigkeit, sowie eine Verringerung des Energieniveaus. Oftmals treten diese Symptome jährlich zur gleichen Zeit auf, was ein Hinweis auf eine mögliche saisonale Depression sein kann.
Besonders problematisch ist die Diagnose einer Winterdepression bei Kindern, da ihre Symptome vielfältig und unspezifisch sind. Ein wichtiges Anzeichen können regelmäßige Leistungsschwankungen in der Schule sein, die hauptsächlich in den Wintermonaten auftreten. Darüber hinaus können sich Winterdepressionen durch eine Verlängerung der Schlafdauer und einen verstärkten Appetit auf Süßigkeiten oder Kohlenhydrate äußern, was oft zu Gewichtszunahme führt. Im Gegensatz dazu zeigen Kinder mit saisonal unabhängigen Depressionen eher Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme und Schlafstörungen.
Therapieansätze für Winterdepressionen bei Kindern
Die Behandlung einer Winterdepression erfordert eine sorgfältige Diagnostik, bei der andere Ursachen für die depressiven Symptome ausgeschlossen werden müssen. Eine vielversprechende Option ist die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), die bei Jugendlichen mit subklinischen Depressionen nachweislich wirksam ist. Besonders erfolgreich kann die Therapie sein, wenn sie Verhaltensaktivierung und das Hinterfragen negativer Gedanken beinhaltet. Eine Einbeziehung der Betreuungspersonen in die Therapie kann den Erfolg zusätzlich verbessern.
Eine weitere mögliche Therapieform ist die Lichttherapie, die sich besonders bei saisonalen Depressionen als wirksam erwiesen hat. Da die Lichttherapie in der Behandlung von Erwachsenen bereits gute Ergebnisse zeigt, könnte sie auch eine effektive Option für Kinder und Jugendliche sein. Allerdings sind in diesem Bereich noch weitere Studien notwendig, um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Therapieform bei jüngeren Patienten vollständig zu belegen.
Fazit
Winterdepressionen bei Kindern werden häufig übersehen oder falsch diagnostiziert, da die Symptome oft als normale Reaktionen auf alltägliche Herausforderungen interpretiert werden. Doch gerade bei regelmäßig auftretenden Verstimmungen, Konzentrationsproblemen und Leistungsschwankungen in den Wintermonaten sollten Eltern und Ärzte aufmerksam werden. Eine rechtzeitige Diagnose und die richtige Therapie, wie etwa kognitive Verhaltenstherapie oder Lichttherapie, können den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen und langfristige Auswirkungen auf das Leben der Kinder verhindern.
Literatur:
Ballard R, Parkhurst J, Julian K, Pasetes LN, Fawcett A, Li A, Goel N, Sit DK. Light Therapy for Adolescent Depression: A Scoping Review. Curr Psychiatry Rep. 2023 Sep;25(9):373-386. doi: 10.1007/s11920-023-01437-5. Epub 2023 Jul 25. PMID: 37490215.
Fellinger M, Waldhör T, Serretti A, Hinterbuchinger B, Pruckner N, König D, Gmeiner A, Vyssoki S, Vyssoki B, Fugger G. Seasonality in Major Depressive Disorder: Effect of Sex and Age. J Affect Disord. 2022 Jan 1;296:111-116. doi: 10.1016/j.jad.2021.09.051. Epub 2021 Sep 22. PMID: 34600171.
Bartova L, Kasper S. [Chronobiology of Depression]. Psychiatr Danub. 2021 Fall;33(3):446-453. German. doi: 10.24869/psyd.2021.446. PMID: 34795197.
Tao L, Jiang R, Zhang K, Qian Z, Chen P, Lv Y, Yao Y. Light therapy in non-seasonal depression: An update meta-analysis. Psychiatry Res. 2020 Sep;291:113247. doi: 10.1016/j.psychres.2020.113247. Epub 2020 Jun 22. PMID: 32622169.
Chen J, Okimura K, Yoshimura T. Light and Hormones in Seasonal Regulation of Reproduction and Mood. Endocrinology. 2020 Sep 1;161(9):bqaa130. doi: 10.1210/endocr/bqaa130. PMID: 32738138; PMCID: PMC7442225.
Parrish E. Winter blues, spring fever and major depression: Are they the same or different. Perspect Psychiatr Care. 2018 Jan;54(1):5. doi: 10.1111/ppc.12256. PMID: 29319871.
Cecilia Rastad, Lennart Wetterberg, Cathrin Martin. Patients‘ Experience of Winter Depression and Light Room Treatment. Psychiatry J. 2017; 2017: 6867957.
Neumeister A, Kapitany T, Rieder N, Kasper S. Herbst/Winter-Depressionen und deren Therapie [Fall/winter depression and its therapy]. Wien Klin Wochenschr. 1994;106(21):665-70. German. PMID: 7810151.
Fotos: istock FatCamera