Ein gesunder Darm ist der Schlüssel zu körperlicher Gesundheit und einem allgemeinen Wohlbefinden. Doch wie halten Sie ihn gesund?
Von Karin Schrammel
Ein gesunder Magen-Darm-Trakt ist für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden essenziell. In einem gesunden Darm lebt eine hohe Vielfalt von Bakterien, die für die allgemeine Gesundheit eine große Rolle spielen. Diese helfen dem Körper, Energie aus Lebensmitteln zu gewinnen, Giftstoffe auszuscheiden und schädliche Viren und Bakterien zu bekämpfen. Ist die Darmgesundheit nicht im Gleichgewicht, kann es zu verschiedenen Symptomen kommen, wie zum Beispiel Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Zusätzlich kann sich ein ungesunder Darm auf den gesamten Körper auswirken und zu Migräne, Stimmungsschwankungen oder einem geschwächten Immunsystem führen.

Univ.-Doz. Dr. Johann Pidlich
„Der Zusammenhang von Körper und Psyche ist gerade bei diversen Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt evident.“
Wie kann man den Magen-Darm-Trakt gesund erhalten? Allgemeine Richtlinien zur Erhaltung der Gesundheit gelten in gleicher Weise auch für den Magen-Darm-Trakt, erklärt Univ.-Doz. Dr. Johann Pidlich, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie in Baden: „Insbesondere geht es dabei um einen gesunden Lebensstil, eine ausgewogene ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Stressvermeidung und regelmäßige Bewegung. Beschränken Sie den Konsum von Alkohol sowie von rotem und (industriell) verarbeitetem Fleisch. Vermeiden Sie Übergewicht bzw. Fettleibigkeit und verzichten Sie auf das Rauchen.“ Durch eine gesunde Lebensweise können Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes in einem hohen Maße vermieden werden.
Die häufigsten Erkrankungen
Erkrankungen des Magens, der Speiseröhre und des Darms zählen beinahe in jedem Lebensalter zu den häufigsten Leiden. Vor allem unspezifische Entzündungen (Gastroenteritis, Brechdurchfall, „Magen-Darm-Grippe“) treten bei fast jedem Menschen zumindest einmal in seinem Leben auf. Magen-Darm-Infektionen bzw. (bakterielle) Lebensmittelvergiftungen und Magenentzündungen liegen bei der Häufigkeit der Beweggründe, eine Arztpraxis aufzusuchen, im Spitzenfeld. Viele Menschen leiden an unspezifischen Beschwerden, die oft nicht unmittelbar einem Organ zuzuordnen sind und bei denen keine unmittelbare organische Ursache bzw. keine spezifische Erkrankung feststellbar ist. Dabei handelt es sich oft um sogenannte funktionelle Störungen. „Der Zusammenhang von Körper und Psyche ist gerade bei diversen Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt evident. Derartige funktionelle Beschwerden, beispielsweise Reizmagen oder Reizdarm, können meist frühzeitig durch einen ganzheitlichen psychosomatischen Therapieansatz erfolgreich behandelt werden“, sagt Pidlich.
Zu den häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts gehören Entzündungen des Magens (Gastritis) sowie Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre (Ulcus ventriculi/Ulcus duodeni). „Diese gehen in der Regel mit Schmerzen im oberen Bauchbereich, mit Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und bei schweren Verläufen mit Bluterbrechen oder Blutabgängen beim Stuhlgang (dunkler Stuhl) einher“, weiß Internist Pidlich. Auch Sodbrennen kann zu starken Schmerzen im Bereich der Speiseröhre bzw. im Brustbereich führen und bei schweren Verläufen kann die Symptomatik sogar ähnlich der eines Herzinfarktes sein.
Verstopfung (Obstipation), häufiger Stuhlgang oder Durchfall (Diarrhoe) ist oft abhängig von den individuellen Ernährungsgewohnheiten, kann aber auch ein Symptom von schwerwiegenden Erkrankungen wie bösartigen Tumoren, entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) oder Infektionen (z. B. bedingt durch Salmonellen) sein. Bei bösartigen Erkrankungen – Karzinomen des Magen-Darm-Traktes – kommt es oft zu Beginn zu keinen oder nur zu unspezifischen, schwer zuzuordnenden Beschwerden und erst bei fortgeschrittenen Krankheitsstadien zu schwerwiegenden klinischen Symptomen (Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, körperliche Schwäche, Blutungen im Magen-Darm-Trakt mit Veränderungen des Blutbildes im Sinne einer Blutarmut – Anämie).
Zur Abklärung
Bei welchen Symptomen sollte man einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen? „Bestehen relevante klinische oder eher unspezifische Symptome – Schmerzen, Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten (Verstopfung bzw. Durchfälle), welche a priori, z. B. durch schlechte Ernährungsgewohnheiten bzw. einen Diätfehler, nicht erklärbar sind und nach einer begrenzten Zeitspanne von mehreren Tagen nicht wieder verschwunden sind, ist kurzfristig eine ärztliche Untersuchung erforderlich“, empfiehlt der Facharzt.
„Besteht eine akute Symptomatik – starke Bauchschmerzen/Bauchkrämpfe, anhaltende Verstopfung, Durchfälle, Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl, Kreislaufprobleme, Gelbsucht, Blut im Stuhl, unstillbares (blutiges) Erbrechen –, so ist eine sofortige ärztliche Kontaktaufnahme bzw. die rasche Vorstellung in einer Notfallaufnahme eines Krankenhauses zur weiteren Abklärung der Beschwerden erforderlich.“ Generell rät der Experte dazu, jegliche Form von neu auftretenden Beschwerden ernst zu nehmen und eher früher einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, als zuzuwarten, bis vielleicht die Symptome von selbst verschwinden. So geht oft wertvolle Zeit verloren und die notwendige Diagnostik und Therapie, auch von Erkrankungen anderer Organe, wie zum Beispiel Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse, Niere, Herz etc., kann erschwert und verzögert werden.
Zur Therapie
„In den meisten Fällen stehen für die einzelnen Erkrankungen neben symptomatischen und diätetischen Maßnahmen spezifische Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, deren Effizienz umso höher ist, je früher und gezielter sie angewendet werden“, weiß Johann Pidlich. Bei Magenentzündungen kommen meist säurereduzierende Medikamente (sogenannte Säureblocker), kombiniert mit Antibiotika bei Nachweis eines Magenkeimes (Helicobacter pylori) zur Anwendung. Entzündungen im Darm können symptomatisch, mit Darmbakterien bzw. Probiotika, bei Nachweis von speziellen Darmkeimen (z. B. Salmonellen) mit Antibiotika oder bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen mit Corticosteroiden bzw. entzündungshemmenden Medikamenten oder mittels Immuntherapeutika behandelt werden. Bei schweren akuten Krankheitsbildern, z. B. akuter Blinddarmentzündung (Appendizitis), bei Darmverschluss (Ileus), Darmperforation, blutendem Magen-/Zwölffingerdarmgeschwür etc., ist meist zeitnah ein chirurgischer Eingriff erforderlich.
Zur Vorsorge
„Regelmäßige Gesundenuntersuchungen sind unbedingt zu empfehlen“, sagt Facharzt Pidlich. Auch die Dickdarmspiegelung (Koloskopie) ab dem 45. Lebensjahr (bei familiärer Vorbelastung in der Regel bereits ab dem 40. Lebensjahr) und die Untersuchung von nicht sichtbarem Blut im Stuhl (FIT-Test) sind Teil dieser Vorsorgemaßnahme. Diese dienen zur Vermeidung oder Früherkennung von Dickdarmkrebs bzw. dessen Vorstufen, der sogenannten Polypen. Der Experte betont, wie wichtig jegliche Form der Prävention zur Erhaltung der Gesundheit sowie zur Verhinderung von Erkrankungen ist: „Dies sollte ein fixer Bestandteil der Gesundheitserziehung, beginnend bereits im Kindesalter, sein.“
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