Verdauung, Magen & Darm

Reisediarrhoe: Ursachen, Behandlung und Vorbeugung

Reisediarrhoe ist ein häufiges Problem bei Fernreisen und betrifft etwa 40% der Interkontinentaltouristen.

Trotz zahlreicher prophylaktischer Maßnahmen bleibt diese Erkrankung seit den Anfängen des Tourismus ein großes Problem. Neben oraler Rehydrierung und nicht-antibiotischen Mitteln haben sich Antibiotika als wirksame Behandlung bewährt.

Definition und Ursachen der Reisediarrhoe

Reisediarrhoe ist die häufigste Reisekrankheit. Ärzte sollten Reisende darüber aufklären und Ressourcen bereitstellen, um das Auftreten und die Auswirkungen der Krankheit zu minimieren. Eine frühe Selbstbehandlung ist bei mittelschweren bis schweren Fällen effektiv, birgt jedoch das Risiko von Nebenwirkungen und der Entwicklung antimikrobiell resistenter Bakterien. Patienten mit anhaltendem Durchfall und postinfektiösen Folgen nach der Rückkehr sollten von Spezialisten behandelt werden.

Reisediarrhoe wird in der Regel als drei oder mehr ungeformte Stühle pro Tag, begleitet von Symptomen wie Fieber, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen, definiert. Das Risiko einer Erkrankung hängt vom Reiseziel, Reisestil, der Unterbringung, Aufenthaltsdauer sowie dem Herkunftsland und Alter des Reisenden ab.

Diätfehler und luxuriöses Ambiente

Auch die Anzahl der Diätfehler spielt eine Rolle. Der Slogan „Boil it, cook it, peel it or forget it“ ist sinnvoll, doch zeigt eine Studie, dass strikte Diätrichtlinien nur eine geringe Inzidenzreduktion erreichen. Ein detaillierter Menüplan, der erlaubte und verbotene Nahrungsmittel auflistet, zeigt einen besseren Effekt. Aufenthalte in Luxushotels bieten keine Risikoreduktion und können die Inzidenz der Reisediarrhoe sogar erhöhen.

Häufigste Erreger der Reisediarrhoe

Die häufigsten Auslöser der Reisediarrhoe sind enterotoxinproduzierende Stämme von Escherichia coli (ETEC). Auch Infektionen mit Campylobacter, Shigella spp. und Salmonella sind häufig. Bei Protozoen sind vor allem Giardia-Infektionen relevant, die oft zu chronisch-rezidivierenden Durchfällen führen.

Symptome und Klinik

Reisediarrhoe tritt meist zwischen dem dritten und neunten Aufenthaltstag auf, mit wässrigen Stühlen, die zwei bis sechs Tage anhalten. Begleitsymptome sind Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Tenesmen. Nur 10% der Betroffenen haben nach der Reise noch gastroenterologische Probleme.

Therapie der Reisediarrhoe

Die Behandlung der Reisediarrhoe besteht aus drei Säulen: einfacher Rehydratation, nicht-antibiotischen Therapeutika und Antibiotika.

Orale Rehydratation: Die einfachste und gleichzeitig effektivste Methode ist die orale Rehydratation nach WHO. Diese Lösung enthält Glukose und Elektrolyte, um Flüssigkeit und Elektrolyte zu ersetzen.

Nicht-antibiotische Mittel: Zur nicht-antibiotischen Behandlung stehen Adsorbentien, Peristaltikhemmer (wie Loperamid), Probiotika und andere Mittel zur Verfügung. Wichtig ist, dass diese Mittel die Krankheitsdauer signifikant verkürzen.

Antibiotika: Antibiotika haben einen festen Platz in der Behandlung der Reisediarrhoe. Häufig verwendete Substanzen sind Trimethoprim, Doxycyclin, Azithromycin und verschiedene Gyrasehemmer. Jede antibiotische Therapie birgt Risiken, wie Arzneimittelunverträglichkeiten und Resistenzbildung.

Vorbeugende Maßnahmen

Die effektivsten vorbeugenden Maßnahmen gegen Reisediarrhoe umfassen Probiotika, Antibiotika und Impfstoffe. Probiotika sind weitgehend nebenwirkungsfrei, aber ihre Wirksamkeit ist begrenzt. Antibiotika sollten nur in Ausnahmefällen prophylaktisch eingesetzt werden, z.B. bei „critical missions“ oder bei Personen mit schweren Grunderkrankungen.

Die eleganteste Prophylaxe wäre eine Schutzimpfung. Vielversprechende Ansätze befinden sich in der Entwicklung und könnten in wenigen Jahren verfügbar sein.


Literatur:

Stanley et al. TRAVELER’S DIARRHEA. Med Clin North Am. Author manuscript; available in PMC 2017 Mar 1. Published in final edited form as: Med Clin North Am. 2016 Mar; 100(2): 317–330. doi: 10.1016/j.mcna.2015.08.017

Quelle:

Die Reisediarrhoe: Hygiene­maßnahmen allein reichen nicht aus. Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch. MEDMIX 8/2006


Fotos: (c) istock: zenstock

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