Neurologie & Psyche

Positive Erfahrungen: Lichttherapie hilft bei Depressionen

Die Lichttherapie ist heute eine wissenschaftlich anerkannte Methode zur Behandlung verschiedener Erkrankungen, insbesondere bei saisonabhängigen Depressionen wie der Winterdepression.

In Österreich, Deutschland und der Schweiz wird diese Therapieform mittlerweile in fast 70 Prozent der psychiatrischen Krankenhausabteilungen eingesetzt, was die guten Erfahrungen mit dieser Behandlungsmethode widerspiegelt. Vor etwa 20 Jahren waren es weniger als 20 Prozent. Jüngste Umfragen zeigen, dass die Lichttherapie, oft auch in Kombination mit Antidepressiva, sehr erfolgreich bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt wird. Sie könnte eine praktikable und wirksame Therapieoption nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder und Jugendliche darstellen, wobei dies noch besser untersucht werden muss.

Ursprung der Lichttherapie

Die Lichttherapie zur Behandlung von saisonalen Depressionen wurde erstmals 1981 in einer wissenschaftlichen Publikation erwähnt. Der Amerikaner Herbert Kern war der erste Patient, der mit dieser Methode behandelt wurde. Im Jahr 1984 folgte die erste systematische Untersuchung zur Wirksamkeit der Lichttherapie bei Depressionen. Seitdem hat sich die Therapie stetig weiterentwickelt und ihre Anwendung verbreitet.

Zunehmende Anwendung der Lichttherapie

Im Jahr 1994 wurde in Deutschland erstmals die Häufigkeit der Anwendung von Lichttherapie untersucht. Damals nutzten weniger als 20 Prozent der psychiatrischen Abteilungen diese Methode. Heute, fast 30 Jahre später, setzen über 70 Prozent der Kliniken auf die Lichttherapie, insbesondere bei stationären Patienten mit Winterdepressionen. In rund einem Drittel der Fälle wird sie bei stationären Patienten eingesetzt, in etwa 5 Prozent der Fälle bei ambulanten Patienten, und bei rund 30 Prozent kommt sie in beiden Patientengruppen zur Anwendung.

Wirksamkeit und Anwendungsgebiete

Die Lichttherapie hat sich insbesondere bei saisonalen Depressionen als effektiv erwiesen, wird jedoch auch bei nicht saisonalen Depressionen erfolgreich eingesetzt. Für leichtere, subklinische Depressionen, bei denen die Symptome nicht vollständig ausgeprägt sind, gibt es allerdings nur begrenzte Hinweise auf ihre Wirksamkeit. Leitlinien für Depressionen empfehlen die Lichttherapie vor allem für Depressionen, die saisonal bedingt sind, aber auch bei nicht saisonalen depressiven Störungen konnte eine gewisse Wirksamkeit festgestellt werden, wenngleich die Studienbasis hier kleiner ist.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Lichttherapie

Studien haben nachgewiesen, dass die verringerte Lichteinstrahlung in den dunklen Wintermonaten sowohl psychische als auch physische Veränderungen auslösen kann. Der Serotonin 1A-Rezeptor, der eine zentrale Rolle in der Regulation von Depressionen und Angststörungen spielt, funktioniert bei reduziertem Licht schlechter. Dies ähnelt der Funktionsweise bei Depressionen, und genau hier setzt die Lichttherapie an, um das Ungleichgewicht auszugleichen.

Lichttherapie bei Herbst- und Winterdepressionen

Mindestens 5 Prozent der Menschen in unseren Breitengraden leiden stark unter Winterdepressionen, weitere 17 Prozent sind weniger stark betroffen. Je weiter nördlich man lebt, desto häufiger treten solche Depressionen auf, wie Studien in den USA und Japan belegen. Manche Betroffene spüren erste Symptome bereits im September, besonders relevant werden die Beschwerden aber im Oktober und November.

Während der Lichttherapie setzen sich die Patienten täglich vor eine spezielle Lichtbank. Bei einer Lichtstärke von 10.000 Lux genügt eine halbstündige Anwendung pro Tag, während bei einer geringeren Lichtstärke von 3.000 Lux etwa 2,5 Stunden erforderlich sind. Die Lichttherapie wirkt über die Augen und führt schneller zu einer Besserung als medikamentöse Therapien – oft bereits nach drei Tagen. Ihre Wirkung ist vergleichbar mit jener moderner Antidepressiva.

Lichttherapie bei leichten, subklinischen Depressionen

Eine kürzlich durchgeführte chinesische Studie untersuchte, ob die Lichttherapie auch bei nicht saisonalen, subklinischen, leichten Depressionen und Angstzuständen hilft. Teilnehmer dieser Studie waren College-Studenten, die an nicht saisonalen, leichten Depressionen litten. Sie wurden in drei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe erhielt Lichttherapie mit hoher Intensität (5.000 Lux), eine Gruppe mit niedriger Intensität (500 Lux) und eine weitere Gruppe befand sich auf einer Warteliste.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Lichttherapie, unabhängig von der Intensität, den Zustand der Studierenden mit leichten Depressionen verbesserte. Jedoch erzielte die Lichttherapie mit höherer Intensität nach einem achtwöchigen Versuch bessere Ergebnisse als die Therapie mit niedriger Intensität.

Fazit

Die Lichttherapie hat sich als eine wirksame Behandlungsmethode bei Depressionen, insbesondere bei saisonalen Depressionen, etabliert. Die Erfahrungen in psychiatrischen Abteilungen sind durchweg positiv, und die Therapie zeigt schnelle Erfolge, vor allem bei Winterdepressionen. Auch bei leichten, subklinischen Depressionen könnte die Lichttherapie eine sinnvolle Option darstellen, wenngleich hier weitere Forschung erforderlich ist.


Literatur:

Ballard R, Parkhurst J, Julian K, Pasetes LN, Fawcett A, Li A, Goel N, Sit DK. Light Therapy for Adolescent Depression: A Scoping Review. Curr Psychiatry Rep. 2023 Sep;25(9):373-386. doi: 10.1007/s11920-023-01437-5. Epub 2023 Jul 25. PMID: 37490215.

Jiang L, Zhang S, Wang Y, So KF, Ren C, Tao Q. Efficacy of light therapy for a college student sample with non-seasonal subthreshold depression: An RCT study [published online ahead of print, 2020 Aug 26]. J Affect Disord. 2020;277:443-449. doi:10.1016/j.jad.2020.08.055

Mårtensson B, Pettersson A, Berglund L, Ekselius L. Bright white light therapy in depression: A critical review of the evidence. J Affect Disord. 2015;182:1‐7. doi:10.1016/j.jad.2015.04.013


Fotos: istock Rocky89

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