Das HWS-Syndrom ist eine typische Berufskrankheit, wobei Betroffene mit einfachen Übungen und Tipps die chronischen Schmerzen im Nacken lindern kann.
Schmerzen treten beim Menschen besonders häufig auf, wenn der Stütz- und Bewegungsapparat gestört ist. Die Wirbelsäule ist hierbei die häufigste Schmerzursache überhaupt. Beschwerden in diesem Bereich führen oft dazu, dass Betroffene ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen, in den Krankenstand gehen oder sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Die Halswirbelsäule (HWS) ist der beweglichste, aber auch anfälligste Abschnitt der Wirbelsäule. Hier können Störungen zum sogenannten Zervikalsyndrom oder HWS-Syndrom führen. Dieser Begriff ist jedoch ein unspezifischer Sammelbegriff, der lediglich den betroffenen Abschnitt der Wirbelsäule beschreibt – in diesem Fall die Halswirbelsäule. Er gibt keine Auskunft über die Art oder Ursache der Beschwerden, die von einfachen Verspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen reichen können.
Das HWS-Syndrom ist ein weit verbreitetes Problem, das aus der hohen Beweglichkeit und Anfälligkeit der Halswirbelsäule resultiert. Die richtige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Die Halswirbelsäule – ein empfindlicher Bereich
Das HWS-Syndrom, auch Zervicalsyndrom genannt, bezeichnet also eine häufige Erkrankung der Halswirbelsäule, die vor allem Berufstätige im Alter zwischen 20 und 55 Jahren betrifft. Typische Symptome sind chronische Nackenschmerzen, Verspannungen, Hals- und Schulterschmerzen. Früher wurde die Diagnose oft durch Röntgenbilder gestellt und mit langwierigen medikamentösen Therapien behandelt. Heute stehen neben gezielter Diagnostik hilfreiche Tipps und Übungen zur Verfügung, um die Beschwerden effektiv zu lindern.
Ursachen und Symptome: Überlastung der Halswirbelsäule
- Symptome: Schmerzen, die durch längeres Verharren des Kopfes in einer Position verstärkt werden, oft ausstrahlend in den Schultergürtel. Der Kopf wird häufig schief gehalten.
- Tipp: Aufrechte Haltung im Alltag und regelmäßige Dehnübungen können die Beschwerden lindern.
Muskelverhärtungen
- Symptome: Druckempfindliche Punkte am Nacken, schnelle Ermüdung bei längerer Kopfhaltung.
- Tipp: Regelmäßige Dehnübungen, Wärmeanwendungen und Entspannungsverfahren helfen, Muskelverspannungen zu lösen.
Reiz-Symptome
- Symptome: Schmerzen, die durch bestimmte Bewegungen verstärkt werden und auch nachts anhalten. Oft strahlen die Beschwerden in die Schultern aus.
- Tipp: Akute Linderung durch Kühlkompressen und topische Analgetika. Langfristige Unterstützung durch Krankengymnastik. Systemische Schmerzmittel wie NSAR sollten nur kurzzeitig eingesetzt werden, Opiate nur bei sorgfältiger ärztlicher Abwägung.
Beweglichkeitsstörungen
- Symptome: Schmerzen, die von den Wirbelgelenken ausgehen, asymmetrische Beweglichkeit des Halses. Verspannungen spielen eine untergeordnete Rolle.
- Tipp: Kurzfristig helfen Schmerzmittel wie NSAR. Bei Instabilität der Halswirbelsäule kann eine chirurgische Behandlung notwendig sein.
Nervenreizungen
- Symptome: Schmerzen, die in die Arme ausstrahlen, begleitet von Kraftverlust oder Lähmungserscheinungen. Ursache sind häufig gereizte oder gequetschte Nerven durch Veränderungen an der Wirbelsäule.
- Tipp: Schmerzmittel und gezielte Krankengymnastik können die Beschwerden lindern. In schwerwiegenden Fällen entscheiden Ärzte über weitere Diagnostik (z. B. MRT, CT) und gegebenenfalls eine Operation.
Behandlung im Alltag: Tipps und Übungen
- Aufrechte Haltung bewahren: Regelmäßige Haltungswechsel vermeiden einseitige Belastungen.
- Dehn- und Kräftigungsübungen: Diese helfen, die Muskeln zu entspannen und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Wärme- und Kälteanwendungen: Abhängig von den Symptomen kann Wärme Verspannungen lösen, während Kälte akute Schmerzen lindert.
- Ernährung und Bewegung: Eine gesunde Lebensweise unterstützt die allgemeine Gesundheit und hilft, das HWS-Syndrom besser zu bewältigen.
Fazit
Das HWS-Syndrom ist eine häufige Ursache für Nacken- und Schulterschmerzen, die durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden können. Eine frühzeitige Diagnose, angepasst an die jeweilige Ursache, ermöglicht eine effektive Behandlung. Mit einer Kombination aus gezielten Übungen, medikamentöser Therapie und, in schweren Fällen, chirurgischen Eingriffen können Betroffene ihre Lebensqualität deutlich verbessern. Ein ganzheitlicher Ansatz, der den Alltag und die individuellen Bedürfnisse berücksichtigt, ist hierbei entscheidend.
Literatur:
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Alexander Schuh, Stefanie Füssel, Inge Unterpaintner, Michael Janka. Das HWS-Syndrom. MMW – Fortschritte der Medizin. April 2016, Volume 158, Supplement 1, pp 52–59. First Online: 18 April 2016
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