Bewegungsapparat & Sport

Was bringen Kinesiologie-Tapes?

MEDIZIN POPULÄR-Leserin Katharina W. fragt: Ich leide immer wieder an Verspannungen im Rückenbereich. Könnten mir Kinesiologie-Tapes dabei helfen, schneller wieder schmerzfrei zu werden? 

Beim Kinesiologie-Taping werden mit Acryl­kleber beschichtete, elastische Baumwollbänder auf die jeweilige Länge zugeschnitten und auf die betroffenen Körperstellen geklebt. Durch spezielle Klebetechniken können dabei unterschiedliche Wirkungen auf die jeweiligen Gewebs­typen erzielt werden. Dadurch kann es bei vielen verschiedenen Beschwerdebildern eingesetzt werden. K-Tapes können dabei so geklebt werden, dass sie aktivierend oder entspannend auf Muskeln wirken oder auch Gelenke stabilisierend unterstützen, ohne dabei die Beweglichkeit einzuschränken.

Physiotherapeutin Caroline Rammler, BSc, 
Bereichsleiterin Physiotherapie, Elektro-/Hydrotherapie und Massage im 
Physikalischen Institut der Kreuzschwestern Wels, beantwortet diesmal die Leserfrage.

WANN WERDEN K-TAPES EINGESETZT?

Sehr häufig werden die Tapes bei (Sport-)Verletzungen und Schmerzen bzw. Verspannungen im Bereich der Wirbelsäule angewendet. Darüber hinaus können sie aber auch bei chronischen Beschwerden wie Arthrose entlastend und schmerzlindernd wirken. Sie ermöglichen den Betroffenen dadurch beispielsweise ein Training, um die Muskulatur gezielt zu kräftigen und die Gelenke langfristig zu schonen. Weiters haben die Tapes eine Wirkung auf das Lymphsystem, wodurch sie auch bei Schwellungen und Blut­ergüssen erfolgreich eingesetzt werden. Durch die vielfältige Wirkungsweise findet man K-Tapes jedoch auch in der Neurologie, um die komplexen Beschwerdebilder zu behandeln.

WORAUF IST BEIM TAPING ZU ACHTEN?

Auch wenn man beim Tapen im Großen und Ganzen nichts falsch machen kann, gibt es doch ein paar Dinge, die man berücksichtigen sollte, bevor man die bunten Streifen auf die Haut klebt. Vor allem bei offenen Wunden oder nicht verheilten Narben sowie bei sehr dünner Haut sollte man auf diese Behandlungsmöglichkeit verzichten. Um eine gute Haftung zu erzielen, ist es wichtig, dass die Haut trocken und fettfrei ist. Außerdem ist es empfehlenswert, die entsprechende Körperstelle zu enthaaren. Wenn das Tape sehr gut haftet, kann das Abziehen ziemlich unangenehm sein. Hier kann man den Kleber mithilfe von Öl lösen und das Tape dadurch deutlich leichter entfernen.

WAS HAT ES MIT DEN FARBEN AUF SICH?

Die Farbe des Tapes hat keinen Einfluss auf das Material oder die Stärke der Tapes und enthält auch keine speziellen Wirkstoffe. Allerdings können die verschiedenen Farben unterschiedliche Wirkungen bei den Patientinnen und Patienten erzielen. So können Rot und Pink als warme Farben die Muskelentspannung fördern und aktivierend wirken. Blautöne hingegen haben eher eine beruhigende und kühlende Wirkung. Da jeder Mensch Farben unterschiedlich wahrnimmt und darauf reagiert, kann die Farbe des Tapes nach den persönlichen Vorlieben gewählt werden.

WIE LANGE SOLLTE DAS TAPE AUF DER HAUT BLEIBEN?

Kinesio-Tapes sind wasserfest und können vier bis sieben Tage auf der Haut kleben. Duschen ist mit den bunten Bändern problemlos möglich. Wenn sich das Tape an den Enden löst, sollte es entfernt werden, da die Wirkung dann deutlich nachlässt. Fängt die Haut unter dem Tape an zu jucken und dauert der Juckreiz länger als ein paar Minuten an, könnte es sich um eine allergische Reaktion auf den Acrylkleber handeln. Das Tape sollte dann umgehend abgenommen werden.

WER DARF TAPEN?

Grundsätzlich darf jeder und jede tapen. Eine spezielle Ausbildung ist nicht zwingend erforderlich, jedoch bestimmt von Vorteil. Um die beste Wirkung zu erzielen, sollte man grundlegende Kenntnisse über den Muskelverlauf haben.
Legt man Tapes ohne anatomisches Wissen an, kann es sein, dass sich die Wirksamkeit dadurch deutlich reduziert. Mittlerweile gibt es vorgeschnittene Sets zu kaufen, die neben den entsprechenden Klebestreifen auch die Anleitung zum Aufkleben beinhalten. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich von Physio- oder Ergotherapeutinnen und -therapeuten das Taping für die jeweiligen Beschwerden zeigen lassen und darüber hinaus individuelle Übungen erlernen.


WORAN ERKENNT MAN EIN GUTES TAPE?

Als Laie verliert man bei der großen Auswahl an Tapes schnell den Überblick, gibt es sie doch nicht nur in der Apotheke, sondern auch im Internet, im Drogeriemarkt und beim Discounter. Die Qualität eines Tapes erkennt man vor allem an der guten Haltbarkeit. Außerdem sollte das Band wasserfest und für die Haut gut verträglich sein. Die Preise bewegen sich meist zwischen fünf und zehn Euro, wobei die günstigeren Varianten meist schnell an Klebekraft verlieren.


Fotos: © istock AndreyPopov

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