Bewegungsapparat & Sport

Yoga: Mehr als Kopfstand

Warum man für Yoga kein Akrobat sein muss, wie sich auch mit einfachen Übungen körperliches und geistiges Wohlbefinden erlangen lässt.

von Mag. Natascha Gazzari

Yoga ist in aller Munde, egal ob Fernsehen, Social Media oder Werbung: Was bis vor einigen Jahren eher in die Ecke „Esoterik“ gestellt wurde, ist nun fixer Be­standteil eines modernen Lebensstils. Die Möglichkeiten, Yoga zu erlernen, sind vielseitig und reichen vom Yogastudio über Fitnessstudios bis hin zu Online-Angeboten.

„Yoga ist in der Gesellschaft akzeptiert und wird von vielen Menschen als Ausgleich praktiziert. Das Entstehen immer neuer Yoga-Richtungen führt zu einem unüberschaubaren Angebot, in dem Orientierung schwerfällt“, so Dr. Peter Poeckh, Arzt, Yogalehrer und Yogatherapeut aus Mödling. Der eigentliche Grundgedanke von Yoga wird nach Ansicht des Experten durch den Yoga-Boom oft verwischt.

Als Yoga vor weit mehr als 2000 Jahren in Indien als spirituelle Lehre entwickelt wurde, lag das Hauptaugenmerk auf Meditation und Atemtechnik, wohingegen die körperlichen Übungen, die sogenannten Asa­nas, eher Nebensache waren.

Nicht jede Übung passt

Was für junge, gesunde Menschen gut schaffbar ist, kann für Menschen mit Vorerkrankungen oder Beschwerden des Bewegungsapparates schnell zu viel sein. Als Beispiel nennt Poeckh, der als Arzt auch Anlaufstelle für sogenannte „Yogageschädigte“ ist, den häufig in Übungsprogrammen eingebundenen Kopfstand: „Der Kopfstand ist eine jener Übungen, um deren angebliche Wirkung im Laufe der Zeit richtige Mythen entstanden sind, ohne auf mögliche Kontraindikationen hinzuweisen. Man muss den Kopfstand nicht können und er kommt in meinen Kursen nicht vor.“

Auch gut für die Psyche

Hatha-Yoga, Kundalini-Yoga, Hormon-Yoga, Ash­tanga-Vinyasa-Yoga, Bikram-Yoga, Sivananda-Yoga … – die Anzahl an Yogastilen ist so vielfältig wie die Bedürfnisse der Menschen, die Yoga praktizieren. Mit welcher Art von Yoga dieses Ziel erreicht werden kann, hängt vom Menschentyp ab.

Wer Yoga dann regelmäßig in seinen Alltag einbaut, profitiert auch auf psychischer Ebene von der Kombination aus Bewegung, Atmung, Meditation und Entspannung. Haben die Übungsabläufe meditativen Charakter und werden sie nach innen gerichtet durchgeführt, ist eine beruhigende Wirkung auf die Psyche zu beobachten.
Wem es gelingt, sich im Entspannungsteil der Yogaeinheit in die Stille führen zu lassen, wird mit mehr Gelassenheit belohnt und stärkt seine Entspannungsfähigkeit.

„Yoga reguliert den psychischen Zustand in sehr positivem Sinne“, weiß Sportwissenschaftler Mag. Dr. Werner Kirschner aus seinen Studien. Auch bei Menschen mit psychischen Erkrankungen wird therapeutisches Yoga, eingebunden in ein Behandlungskonzept, therapiebegleitend und unterstützend eingesetzt.

Yoga für alle?

Kann grundsätzlich jeder von den positiven Wirkungen der indischen Lehre profitieren? „Ja!, so die klare Antwort der Experten oder wie es der Arzt und Yogatherapeut überspitzt formuliert, „solange Atem da ist, ist Yoga möglich“. Werden die Übungen an die individuellen Bedürfnisse, die körperliche Konstitution und eventuell bestehende Beschwerden angepasst, kann ein qualifizierter Yogalehrer quasi für jeden Menschen passende Asanas finden.Bei bestehenden Beschwerden wie Rückenleiden, Gelenksbeschwerden oder Vorerkrankungen sollte vor dem Einstieg in die Yogapraxis mit dem behandelnden Arzt Rücksprache gehalten werden.

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